Erzählungen & Sagen

'S Acho

Vetter Thummes sin Gretchen hotte sich raacht gut ahngebroocht. Ich gläibe, sin Mann äs söwas wie Profasser. Se wohnen achtzig Pfenn'ge hiner Köln, d' Staadt wäiß ich nit sö genäuwe. Nun waoren se mol in d'r Katüffelarnte hee zu Besuch. Dar Profasser intressierte sich ferr de scheenen äichsfallschen Barge, un ha ging mol meet ins Suinaast, wö sin Schweegervater en häbsch Stickchen Katüffel hotte. Do machte ehn nun Vetter Thummes druff uffmerksam, dass me do sö häbsch sin Acho geheere kinne. 'S sinn ruinerim sö höche Barge und do äs das jo ken Wuiner.

'S beste Stick

Hennerch worr nit meh arbätslös. Ha hotte uff äm Gute bin B. rim wärr änne Stelle als Kutscher gefungn. Un neulich hotte he nun dam jungen Herrn sinne Brüt obgelang mät d'r Scheesen. Än schwerriches Mensch - vun Barlin. Hennerch hotte de Kuffer alle ruffgeschlappt un de Brüt gobb am än Dräimarkstick als Trinkgald. De junge Dame worr sehr lietselig mät Hennerch. Do spelte se äimol Klavier uff'm Zimmer in de Teer stund uff. Hennerch kam verbie und bläbb in d'r Teer bräitspurig steh und heerte dar Musik zu. Uff äimo hott'n 's Barliner Mensch gemerkt.

Als das Unwetter über die Dorfheimat kam

In nachfolgenden Ausführungen soll ein furchtbares Naturereignis geschildert werden, welches am Nachtmittage des 27. Mai 1904 über meine Heimat und die umliegenden Ortschaften hereinbrach. Das damalige Unwetter will ich so dem Leser vor Augen führen, wie ich mich heute, nach 23 Jahren, der Einzelheiten erinnere. Es ist die Schilderung deshalb nicht als etwaiger Chronikauszug anzusehen. Allenfalls sind aber in den damals heimgesuchten Ortschaften Aufzeichnungen vorhanden.

Wohl auf der Ziegelei

Ich erinnere mich, dass früher, in meiner Schulzeit, unsere eichsfeldischen Ziegler so eine Art Zunftgesang sangen, eine Hymne auf das Zieglerleben. Leider habe ich davon nichts behalten als einen wertlosen Brocken von dem nach jeder Strophe wiederkehrenden Refrain:
Wohl auf der Zie - Za - Zie - Za - Ziegelei .....

Kleider machen Leute oder: Mein erster Hut und der "Schwarze" mit dem Samtkragen

Lebtages hätte ich nicht an die Wahrheit des obigen Sprüchleins: Kleider machen Leute, geglaubt, wenn ich es nicht selbsten erlebt hätte, dass dem richtig so ist. Wenn einer so in die Jahre kommt, wo das Flaumenhaar unter der Nase sich anschickt, so langsam zum Schnauzbart zu avancieren, kommt einwenig Eitelkeit in den Menschen. Von dieser Schwäche sind auch Dorfjungen nicht ganz frei. Du lieber Himmel! Man muss doch mit der Zeit mitmachen. Solange einer in die Schule geht, also nicht „auf die Schule“, geht es an, dass er barhäuptig und kurz geschoren einhergeht.

Von der Heimat zur Heimat

Ein weniges außerhalb, wo die schlanken, dunklen Tannen, ihre langen, zackigen Finger zum Himmel empor strecken, liegt der Dorffriedhof. Dahin bin ich einmal gegangen, an einem sonnigklaren, leuchtenden Herbsttage. Da glitzerte die Sonne über die Steine und Kreuze und im leichten Luftzuge raschelten die welkenden Blätter. Da bin ich durch die schmalen Gänge zwischen den Grabstätten gewandelt und habe, eingemeißelt in Stein und gemalt auf Holzkreuze, viele Namen Bekannter gelesen, deren einstige Träger da unten in der kühlen Grabeskammer der Urständ (Auferstehung) entgegenharren.

Unter einer grünen Lind'...

Gerade so die Zeit, wenn weißer Blütenschnee die Kirschbäume allenthalben und somit auch im Friedatal deckt und die Wälder ihr Maiengewand anhaben, haben die drüben im Kirchdorf Hildebrandshausen ihre „kleine Kirmes“. Die übersieht so leicht keiner rundum in den Dörfern, denn so „klein“ wird das Fest gar nicht abgehalten. Zumal das junge Volk geht in Scharen hinüber zum Aufspiel und fröhlichem Tanz unter der grünen Lind’, die da weitästig den Anger überspannt und grad’ die Zeit im schönen, hellgrünen Maienkleide prangt und prunkt.

Wie der Wurzelsepp seinen Feind geliebt

Und nun soll auch er dran, der Wurzelsepp. Es war einer meiner Heimatmenschen, die nun längst der grüne Kirchhofrasen deckt. So viel sollt ihr wissen. Aber erkennen soll ihn keiner in der Gestalt, wie ich ihn jetzo auftauchen lasse. Das ist ja auch durchaus nicht vonnöten. Das eine weiß ich im Voraus: Wenn die Leute die Geschichte gelesen, mit Wohl- oder Missgefallen, je nachdem, so werden sie wiederum anheben, sich selbsten oder mich zu fragen, wen ich denn mit dem Kuriosum gemeint habe. Denen zur Auskunft: Ich meine – den Wurzelsepp.

Wie die Krügeltheres heimkam

Das ist wieder eine Geschichte vom Heimweh. Meint ihr? So möget ihr Recht haben. Was die Theres’ in der großen Stadt am Rhein am Heimweh gelitten, ich vermag’s nicht anzugeben. Ich kann davon nichts wissen, denn ich war nicht dorten. Nur weiß ich, wie sie fortgegangen ist in meinen Schuljahren und wie sie heimgekommen ist in meinen Burschenjahren. Dazwischen lag eine Zeit von an die fünf bis sechs Jahre.

Als die Dorfjungen beim Bischof waren

Es hat mir immer eine besondere Freude gemacht, um die Beerenzeit die ersten Früchte zu pflücken. Wer das will, der muss die Plätze rundum gut auskennen. Bei schon vorgerückter Zeit freilich ist es kein Kunststück, zu einem Sträußel lachender Erdbeeren zu kommen. Da finden sie sich schier an jedem Rain. Aber die ersten haben, dazu gehört schon mehr. An der Winterseite darf man sie nicht suchen. Man muss an die sommerseitigen Waldblößen gehen, wo die glutige Mittagssonne gut hin kann. Eine solche Stelle kannte ich in meinen Kinderjahren.

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