Erzählungen & Sagen

Die Klosterschranne

1723_200.jpg Wandert man von Lengenfeld u. Stein im schönen Tal der Frieda aufwärts nach Kloster Zella, so bemerkt man auf der rechten Seite einen hohen Felsabhang, in den sich eine breite und tiefe Furche eingegraben hat. Das ist die Klosterschranne. An diese knüpft sich folgende Sage:

Der Spuk im Zellschen Grunde

Vor vielen Jahren zogen an einem Aschermittwoch der alte Hischens Heusepp und Albackersch Niklais mit einem Handschlitten zum Ferkelkauf nach Mühlhausen. Zum Schutzue gegen die Kälte nahmen sie bisweilen einen herzhaften Schluck aus ihren Kännchenflaschen, die in der Oberländer Schenke vorsorglich gefüllt worden waren. An Stellen, wo die Straße sich senkte, kamen sie auf ihrem Schlitten schnell und ohne Kräfteverlust voran.

Die Erscheinung

Es war in den Jahren, als die Bahnstrecke Leinefelde-Niederhohne gebaut wurde, in der sogenannten "Isenbahnziet". Handel und Wandel nahmen einen schönen Aufschwung. Arbeit und guter Verdienst zogen in die Dörfer an dem neuartigen Verkehrswege ein. Schmeedaden, seines Zeichens Grobschmied in einem südeichsfeldischen Dorfe, schon in jungen Jahren ob seines sprühenden Mutterwitzes und seiner Redegewandtheit über die Grenzen seines Heimatdorfes hinaus bekannt, kam eines Nachts von einer Geschäftsreise spät ins elterliche Haus zurück.

Wanerwerk

"Zu den Quellen ländlichen Volkstums und örtlicher Historie führen die Wanergeschichten, die ein sagenfrohes, gemütstiefes Geschlecht in traulichen Herdstunden weitergab, in unsern Tagen aber als unersetzliches Volksgut mit ins Grab nimmt." (Aloys Höppner)

Dar ahle Eichsfaller un d'r junge Dokt'r

Oberhalb der Brücke, wo schäumend und plätschernd die Lutter in ihrem Flussbett der nahen Frieda zueilt, schritt vor einigen Jahrzehnten auf der staubigen weißen Kalkstraße ein alter Eichsfelder entlang. Dort wurde er von einem Auto eingeholt. Der Fahrer, ein junger Arzt, der wegen seiner Volkstümlichkeit und auch als Arzt sehr beliebt war, befand sich von einem Krankenbesuche in einem der kleinen eichsfeldischen Unterdörfer auf dem Heimwege. Kurzer Hand hielt er an, öffnete die Wagentür und lud den Alten zum Mitfahren ein.

Daos Extra-Kannchen

Hansaum hotte Lust uff än Kannchen Brahntwien. Dar koste achtzahn Pfennje. Gald hotte ha nit; dann wail ha sich zu gaarne enn schmatterte, hotte sinne Lawiese daen Galdbittel an sich genumm’n.

Hansaum äbberläte hen un har, we ha nur zu äm Kannchen gekumme kunnte. Do fulls am in – wann ha Zaohnweh aongobb, dann luß sich Lawiese veelicht erwäiche. Gedoocht – getonn.

Ha machte enn Gesicht we zahn Taoge Rainwatter un sait: „Lawieschen, han erbärmlich Zaohnweh – lang meh dach enn Kannchen, ich hahl’s bahle nit meh üs!“ „Es’n daos ä wor?“ frote Lawiese.

Der Spuk an der Schlapphanjesbuche

An der Schlapphanjesbuche spukt's. Die Alten erzählen's den Jungen und so pflanzen sich die Spukgeschichten fort von Mund zu Mund. Die Geschichte, die ich nun berichte, hat sich in Wahrheit zugetragen. Mein Großvater, der frühere Hauptlehrer Kruse, hat sie mir, als ich noch Kind war, selbst erzählt.

An der schwarzen Brücke

Wenn wir die Straße von Lengenfeld nach Struth gehen und den „Zellschen Grund“ durchwandert haben, überqueren wir eine Brücke, im Volksmunde „Die schwarze Brücke“ genannt. So wie ich werden sich schon viele gefragt haben, wie kommt man zu dieser Bezeichnung? Was mag unsere Vorfahren dazu bewegt haben, der Brücke diesen Namen zu geben? Dunkel und düster ist der Wald, der sich zu beiden Seiten der Brücke ausbreitet, unheimlich oft die Stille des Waldes.

Ein frommer Spitzbube

Es sind schon Jahrzehnte her. so um die Wende des Jahrhunderts, als sich folgende Begebenheit, von der ich berichten will, zugetragen hat. Mein Großvater, der ehemalige Hauptlehrer Josef Kruse, der die Hauptlehrerstelle in Lengenfeld von 1886-1911 innehatte, versah nebenamtlich noch den Küster- und Organistendienst. Ihm oblag also auch die Pflicht, für das Läuten der Glocken zu sorgen. Nun, das bereitete ihm keine allzu großen Schwierigkeiten, hatte er doch G Töchter, die abwechselnd das Läufen besorgen mussten.

Dar Kanorienveuel

Dar ahle Michel un sin Dortlieschen wohnten verr vehlen Johren am Klingenbarg in Hilberschüsen. Se sin nun bäide schun lange tot. Es woren en poor richtige Narren und se hotten ä ehren Narren an en’m Kanorienveuel gefrassen. Dar Kanorien-veuel hotte es wirklich gut. Ar genoß völlige Freheit und durfte in d’r Stobben ümharfleege we ar wull.

Es worr korz ver Christtoge. Dort-Iteschen worr am Täig knaten verr de Schittchen. Se hotte dam Veuel dos Huschen uffgemacht und dar flog sinne Runde. Plötzlich soß ar sich uff de Muljen und ließ sin Klümpchen in dan Täig falle.

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