Erzählungen & Sagen

Als Lengenfeld unterm Stein von der Pest heimgesucht wurde

Mehrmals durchzog der „schwarze Tod“ mit all seinem Grauen und Schrecken das Eichsfeld. Wenn man glaubte, er habe nun dieses Gebiet verlassen, kehrte er noch einmal zurück, und zwar viel furchtbarer als zuvor. Nach Wolfs „Politische Geschichte des Eichsfeldes“ betrug die Zahl der Todesopfer im Amt Bischofstein 1743 Menschenleben. In Lengenfeld wurden diejenigen, die an Pest starben, am Siechrasen begraben. Johannes Hardegen ließ dort ein Kreuz errichten. –

Wollenkämmers Auszug und Heimkehr

Infolge seines kärglichen Bodens war das Obereichsfeld von jeher außerstande, seine zahlreiche Bewohnerschaft allein zu ernähren. Da mussten viele Eichsfelder ihr Brot in der Welt (Fremde) verdienen als Hausierer, Fabrikarbeiter, Ziegelbäcker und Wollenkämmer.

De Prärchte in Kröß-Gutter (Großengottern)

Schmeedaden kunne nit blöß Güle beschlo, Räifen im de Rädder gelege, ‘n Lieten hohle Zeene üsgedinse un kranke Kiwe wärr gesuind gemache – ha hotte ä än klugen Kopp un än gudes Mülwark dotrane. Korz un gud: ha war än Mann, dar inne Walt paßte.

Unterwegs zum Jüngsten Gericht

Man schrieb das letzte Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts, als an einem schönen Maientag der Zimmermannsgeselle Johannes, Ältester des Jörg Niklas, sein Heimatdorf am Hülfensberg verließ, um auf Arbeit ins nördliche Eichsfeld zu ziehen. Erste wärmende Sonnenstrahlen teilten die Nebel im Frieda- und Luttergrund, während er unter der längst abgetragenen Burg Stein, dem alten Bischofstein und dem dort 1748 erbauten gleichnamigen Schloss vorüberkam. Die Burg, im 30-jährigen Krieg ziemlich beschädigt, hatte danach an Bedeutung verloren und wurde demzufolge nicht wieder aufgebaut.

Lengenfelder Wanerwark

Unsere Großeltern erzählten uns noch folgende Wanergeschichten:

Das Wanerwark


war ein Mittel, sich selbst und andere Leute gruselig und fürchtend zu machen. Es wurde die Hauptunterhaltung bei den Spinnstuben und geselligen Zusammenkünften.

Ein Nikolaustag vor 60 Jahren

Auch damals kam er schon, der Nikolaus, der die guten Kinder belohnt und die bösen bestraft. Ich war damals etwa 6 Jahre alt. Wir waren mit den Eltern und den großen Geschwistern im Zimmer und warteten der Dinge, die da kommen sollten. Ein böses Gewissen hatte ich nicht, aber meine Angst vor dem hl. Mann war groß. Um sie zu unterdrücken, stichelte ich an einem Puppenjäckchen, lauschte dabei aber gespannt auf jedes Geräusch. Zwei jüngere Geschwister saßen mit am Tisch, aber der größere Bruder, etwa 11 Jahre und sein Freund Heinrich brüsteten sich mit ihrem Heldenmut.

Dar Kupperpfennek

We Käthe hotte zum Naomstaog ingeladt. Mutter un Vaoter worrn nit derhäim. Junge, Junge, do wull'n se sich abber en Spaß mache. In d'r Stobbn, do woar schun litter Labn. Se lachten un schuchten un de Jung'n truibten sich nit rinn, se worrn nach raecht schüchtern. Oto saite fer Karl: „Kumm, me genn in de Kichen. Käthe es sicher bim Kaffeekochen!“

Wie Wulljakob zu sim Gald kam

War en Eichsfaller verr dumm verkäife wall, dar äs salber verkeuft. Ungn an dr Elbe, do war mol änner, daar hotte vun Wulljakob änne Strickjacken gekeuft, abber ans Bezahlen dochte ha nit. De Jacken war schuint henngehäbbet un Jakob hotte sin Gald nach nit. Wie ha mol werr hen kam uff dr Tür, do sait ha verr dan Lumps sine Freube: Wie äs es dann, ühre Mann brücht dach werr änne Jacken? Jo, sait der Freube, do hann ich äh schuint drane rim klüsiert. Aber hie kann me ja dach de scheenen Jacken nit krieh un de – de kriet dach de anner nach bezahlt.

D'r jüngste Tagk

Ha hotte sich werr mo en tichtigen genummen. Starnhagelbesoffen worr ha häimgekummen. Sin Annemarie hett am d’ Stäbbel von Feeßen gerässen un hett’en henn uff’en Ströhsack Geschmässen. Do staik en gefahrliches Gewitter uff – Annemarie verr Angst ehrem Süffbaß zurüff:

„D’r jüngste Tagk as – Marten, stiek uff,
Daß ha dich nit trifft in dimm schrecklichen Suff!“
„D’r jingste Tagk?“ – hett ha do gestaunt,
„Je, hunn’se dann äh schun posaunt?“

De Schulz-wecke

In freeheren Zieten gings uff äm Derfe im Äichsfalle in d'r Gemäindeverwaltung än bischen derch'n nanner. Do kaom äines Tages än "Alleräbberschter" vun d'r höchen Behörde un kontrollierte dan Gemäindekrom mol än bischen. Do gobb's allerläi Äbberraschungen. In äm Register stunn nun uff d'r Üsgabesitten: "Für Schulzwecke Mk 200,-" Dar "Alleräbberschter" frogte nun dan Schulzen, wö das Gald wärr hen verbrücht worrn. Do mäinte d'r Schulze, do mitte ha'n Gemäindebäcker froge, dar hatte de Wecke geläwwert un gegassen hatte se salbstverstandlich d'r Schulze, wee's veergeschräbben wärr.

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