An der schwarzen Brücke
Wenn wir die Straße von Lengenfeld nach Struth gehen und den „Zellschen Grund“ durchwandert haben, überqueren wir eine Brücke, im Volksmunde „Die schwarze Brücke“ genannt. So wie ich werden sich schon viele gefragt haben, wie kommt man zu dieser Bezeichnung? Was mag unsere Vorfahren dazu bewegt haben, der Brücke diesen Namen zu geben? Dunkel und düster ist der Wald, der sich zu beiden Seiten der Brücke ausbreitet, unheimlich oft die Stille des Waldes. Schwarz ist der Boden, und als „Schwarzen Steg“ bezeichnet man auch den Weg, der hinaufführt von der Straße zur Höhe des Annabergischen Feldes. Unsere Holzfuhrleute scheuen diesen Weg, sie kennen ihn mit seinem morastigen Untergrund und seinen tiefen, grundlosen Löchern. Aufatmen tun sie, wenn sie ohne Schaden an Wagen und Zugtieren die feste Straße erreicht haben. Es wundert uns deshalb auch nicht, wenn diese stille Gegend, so romantisch sie auch sei, gern gemieden wird, und etwas Gruseln ergreift den Wanderer, der diesen Weg in nächtlicher Stunde wandern muss. Und wie überall bei solchen einsamen, gemiedenen Gegenden haben auch hier eine ganze Reihe von sogenannten Waaner- und Spukgeschichten ihren Ursprung; sei es „Die winkende Jungfrau“, die sich als harmloser Wachholderstrauch entpuppte, oder sei es die Spukgeschichte vom dem „Feurigen Teufelsgesicht“.
Leider sind viele dieser Geschichten im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten.
Wir Heimatfreunde wären unserer älteren Generation sehr dankbar, wenn sie uns bei Erhaltung und Fortbestehen von alten Sagen und Geschichten helfen würde.
Josef Menge
(Quelle: "Lengenfelder Echo", Nr. 6/1959)