Die Dorfstraße

In langer Zeile stehen die Häuser mit ungestrichenem, zuweilen auch braunrotem Fachwerk aus Eichenholz, meist mit der Giebelseite zur Straße hingekehrt. Hin und wieder, wo es die Biegung der Straße zur Wahrung der rechtwinkligen Bauweise erfordert, steht die Geibelseite im spitzen Winkel zur Straße. Durch diese Übereckstellung erscheinen die Häuser wie kulissenartig hintereinander geschoben und geben der Straße ein malerisches Aussehen.

Der Anger

"blüht sie noch auf deinem Anger, Aldinghaus, die alte Linde, die dem Knaben Sang und Sage zugerauscht im Abendwinde." Fr. W. Weber

Lichtmess, Karneval und Fastnacht in früheren Zeiten

Lichtmesse:
Lichtmesse und Martini waren Kündigungstage für Knechte und Mägde. Wem gekündigt wurde, der erhielt vom Bauern einen Taler Kündigungsgeld.

"Das "Nispeln":
Am Abend des 21. Februar wurde "genispelt". In der Dunkelheit klopfte man bei Bekannten ans Fenster und streute dem Öffnenden eine Hand voll Streu ins Gesicht.

Klüschen Hagis

In des Tales kühlem Grunde
Liegt die friedliche Kapelle,
Ringsum rauschen alte Bäume
Und es murmelt sanft die Quelle.
Und es blickt von steiler Höhe
Über hoher Bäume Wipfel
Gleichenstein, die alte Veste,
Von des Berges steilem Gipfel.

Weshalb auf dem Eichsfeld die Häuser zu Johanni mit Mauerpfeffer geschmückt werden

In zahlreichen Ortschaften des Obereichsfeldes ist es allgemein üblich, dass zu Johanni unter den Fenstern der Wohnhäuser Kränze aufgehängt werden, die aus den Blüten des Mauerpfeffers (Sedum acre) gewunden sind. Welche Bewandtnis es mit diesen Kränzen hat, darüber weiß der Eichsfelder Volksmund Aufschluss zu geben. Aus der Bibel ist bekannt, dass Herodes, Fürst von Galiläa, ein Sohn jenes Herodes, der dem Jesuskind nach dem Leben trachtete, die Frau seines noch lebenden Halbbruders Philippus zur Ehefrau genommen hatte. Das Weib hieß Herodias.

Das seltsame Wirtshaus

Vor vielen Jahren ritt ein Musikant aus Jützenbach nach Bischofferode zur Kirchweih. Nachdem er dort drei Tage zum Tanz aufgespielt hatte, machte er sich am späten Abend auf den Heimweg. Seine Geige hatte er in einer ledernen Tasche um die Schulter gehängt. Er war müde und abgespannt. Sein Pferd aber, das sich gut ausgeruht und dem während der Kirmestage nicht an Futter gefehlt hatte, schlug bald einen flotten Trab ein. Als das Pferd im Wald auf den Kreuzweg kam, fing es gewaltig an zu schnauben. Plötzlich hörte der Musikant, wie es einen scharfen Hieb bekam.

Der nächtliche Reiter

"En Lengenfaller Borsche brengt mol en Gäismerschen verwags bis an de Lütterbicken. Da Gäismersche get in der starnehallen Summernacht üm 10 Ühr rüm nach 100 Schrete witter, do hert ha vun der "halben Fräube" har, wö's Wiebchen vun England vun zwäi Pfahren es üsenanner gedunsen worn, äinen ahngerätten kumme. S'werd am ganz schwarz vern Äuwen. Der Ritter brühst dühne an am verbi wie en Hagelwatter bis ebber de Bricken ungefahr. Do tits en Knall wie en Dunnerschlag, un's Hubisen klappern es wie obgeschnetten.

Werschtesoppen

In dan langen Weenterwochen,
wann de Walt im Dammer litt,
wann dee Seedekessel kochen
un es Werschtesoppen gitt -

Wann ferr Schwine do in schlämmer
Obsicht wö än Masser blitzt,
glich mät Tippen udder Ämmer
Werschtesoppens Jessep flitzt.
Schwine verr'n Kopp ze kloppen
wärr zü lapsch im Gäiste ar,
awwer hinger Werschtesoppen
äs ha wee d'r Schinger har.

"Wann de Schnüsten äh än Stickchen
äbberhuut, do lät's meet ninn;
ach, 's brücht dach nur än Klickchen
un kän Batzen glich ze sinn!"

Freehjohr im Friedatal

(Lengenfelder Mundart)

's Freehjohr aß ins Land gekumm'n:
Am Käsperbäum de Benen summ'n,
Maiblum'n blehn, d'r Flieder duft –
Un Bottervoile gäukeln in d'r Luft.

Daos Korn daos schosst, 's Holz wärt gren,
Elzchen unger d'r Hecken blehn.
Vum Schlenndorn fällt d'r Blehtenschnee,
Un Pappelstöcker lichten gaal im Klee.

De Voils sinn werr häumgekumm'n,
see hun ihr Platzchen werr gefung'n.
Un wann alle Hecken grene sinn,
Buiwen se äin Naast sich nin.

Minn Lengenfald

Do wö minne Hotzen stund,
Minne Mutter in dahn Schlof mich sung,
Do wö äs geht zum Häidenklüs,
Do stett min Ahnen ehre Hüs.
Kenn schenner Platz gitts uff d'r Walt
Als min liebes Lengenfald,
Wö ich ben d'rhäim.

Wö Klüs un Kritz am Waeje stenn,
De Frieda derch daos Derf fleest henn,
Wos Echo schallt vom Felstgestäin,
Derch Täler, Schluchten, Fald un Räin,
Daos äs minn liebes Lengenfald,
Do ben ich d'rhäim.

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