Gang zum Geiberich

Waldempor die alten Pfade –
Klingt nicht alles unterm Rade
fern enteilter Zeiten nach?
Dämmrig, da ich aufwärts steige,
ruht der Wald, als ob er schweige,
wo er längst sein Schweigen brach.

Ausgeschnitten ragt die grüne
Lichtung her – verwaiste Bühne,
fort gesagter Handlung voll.
Könnte dieser Boden reden –
Wessen Schlaf? Auch jener Schwede,
deren Schlachtruf hier erscholl?

Blick vom Schlossberg

Verloren tickt die Zeitenuhr –
so lies die Stunde ab,
wo Wildnis auf verwehter Spur
dem Berg die Ruhe gab.

Verschollen schläft der Mauerrest,
und Duft von Kräutern würzt
die Stille, die ihn schlafen lässt,
der mild in sich zerstürzt.

Der alle Wirrnis übersteht,
der Wald, er flüstert fort:
die Sage, die im Dickicht geht
und Zuflucht sucht und Wort.

Wie Stimme jetzt dir zugewandt.
Vielleicht: Wer hier gehaust
und so den Blick zu Tal gesandt
wie du hinunterschaust?

Wanerwerk

"Zu den Quellen ländlichen Volkstums und örtlicher Historie führen die Wanergeschichten, die ein sagenfrohes, gemütstiefes Geschlecht in traulichen Herdstunden weitergab, in unsern Tagen aber als unersetzliches Volksgut mit ins Grab nimmt. (Aloys Höppner)

Schlachten

Als in einem eichsfeldischen Dorfe einmal der Schulmeister nach den höchsten Festtagen des Jahres gefragt hat, ist ein Junge aufgestanden und hat gesagt: "Ostern, Pfingsten und Weihnachten und der Tag, an dem wir schlachten." Dieses Wort lässt die Bedeutung des Schlachtens in damaliger Zeit ahnen.

Saat und Ernte, Brot

Die drei ersten Würfe aus dem Säetuch wurden in Kreuzesform getan. Vom ersten Mähen nahm man drei schöne Ähren mit nach Hause und befestigte sie am Kruzifix, einem Heiligenbild oder am Spiegel. Ähnlich verfuhr man mit Zwillingsähren. War das Getreidefeld bis auf die letzte Ecke gemäht, rief man anwesenden Kindern zu: "Passt auf, da sitzt der Hase drin!" Auf dem letzten Fuder großer Bauern thronte ein Erntekranz, der am Scheunentore befestigt wurde. Ein gutes Mahl mit Bier und Branntwein lohnte die fleißigen Schnitter und Binderinnen.

Osterbräuche aus der alten Zeit

Zur Palmweihe am Sonntage vor Ostern verwandte man Weidenruten mit blühenden Kätzchen. Bei schweren Gewittern wurden Stückchen davon ins Herdfeuer geworfen. Geweihte "Palmen", in Kreuzesform ans Scheunentor genagelt, gaben der Bitte um Gottes Segen über Haus und Hof symbolischen Ausdruck. Auch an Maria Lichtmess und in der Sterbestunde holte man die geweihten "Palmen" herbei. Am Gründonnerstage gab es Grünkohl (Wirsing) zum Mittagessen. An diesem Tage ließen Pfarrer und Lehrer die Ostereier einsammeln. Es handelte sich dabei um einen alten Zins, der bis zum Beginn des 2.

Advent, Nikolaus und Christtage in alten Zeiten

Zu Beginn der Adventszeit ging der Pfarrer im Ornat mit einem Messdiener, der den Weihwasserkessel trug, durchs Dorf und "sprengelte" beim Segnen der Wohnungen Weihwasser durch die Häuser. Dafür bekam er das Sprengelbrot oder Pfarrkorn. Wie allerorts in deutschen Landen besuchte am Abend des 5. Dezember St. Nikolaus in der üblichen Verkleidung die Kinder, um ihnen Äpfel, Nüsse, Plätzchen, Weckemänner und manchmal auch eine Rute mit dabei zu bringen.

Die Eichsfelder „Kleine Kirmes“ in früheren Zeiten

Am Morgen gett's in de Kerchen, de Wieber in de Frimasse, dass se's Mädäusbröt (Mittagsbrot=Mittagessen) gemache kunn. Wann der Imgang verbie es, gett's fieren lös. Alle Gevatter, Verwandten un Frinne sin schuint do. Bis zum Assen vertriebt me sich sö de Zeit met Räuchen, ungerhelt sich vun Pfaehren, Ossen un Schwienen, schwatzt vun Martpriesen, Kleesomn un wiest sich ä de Howeräet. Mittlerweile sin die Maarkgleserchen gar, un nu wird getofelt.

Im Mai

In der Walpurgisnacht ritten der Sage nach die Hexen auf Besen durch die Luft, um auf dem Blocksberge (Brocken) ein Fest zu feiern, zu dem der Teufel erschien. Damit in dieser Nacht Menschen, sowie lebende und tote Habe vor Schaden und Schabernack bewahrt blieben, drehte man die auf dem Acker verbliebene egge um, so dass die Zinken nach oben wiesen und malte drei Kreuze an alle Türen in Haus und Hof. -Einer der markantesten Berge, von denen das Friedatal eingerahmt wird, ist das Walperbiel (Wawerbiel).

Lengenfelder Kirmesfeier in früheren Zeiten

Zwei Burschen mit gutem Leumund wurden zu Platzmeistern ernannt, und zwar einer vom Pfarrer, der andere vom Schulzen. Sie wurden der Ehre gewürdigt, bei Umgängen zu Fronleichnam und Maria Geburt den Baldachin (Thronhimmel) mit zu tragen. Am Sonnabend Abend zogen die Burschen mit Musik durchs Dorf zum Anger. Nachdem auf dem Angerstein die Neulinge unter den Kirmesburschen zur allgemeinen Erheiterung mit viel Seifenschaum und einem hölzernen Rasiermesser symbolisch rasiert waren, begann der Tanz.

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