Gedichte

Heimaterde! Heimatland!

Das schönste Flecklein Erde, das war mein Eichsfeldland-
doch nur wer in dir suchet, dem gibst du dich bekannt.
Du lehrest uns dein Werden, du zeigst uns dein Vergeh'n.
Dazwischen lässt du ahnen, was all in dir gescheh'n.

Geschlechter gingen - kamen, erlebten Krieg und Not,
doch Heimatlieb im Herzen, bei kleinem Stücklein Brot.
So nahmst du all die Ahnen in deinen Schoß zurück
und trauerst doch um viele, die fremde Erde deckt.

Gruß ans Hessenland von der Plesse

Oh Plessewald im Heimatland
Wie bist Du mein Entzücken.
Schau ich von Deiner Felsenwand
Auf Tal und Bergesrücken.

Zu Füßen mir die Werra fließt
Gleich einem Silberbande.
Von oben hier das Eichsfeld grüßt
Die lieben Hessenlande.

Aus Deinem Fels der Falk noch schießt1
Stolz in den Lüften kreisend;
In Deinem Wald manch Blümlein sprießt2
Um die man Dich beneidet.

Friedensspring!

Der Einsiedler vom Annaberg - Altvaters Loch - Kloster Zella-Stiftung.
Der Ritter von Dastungen, auch wilder Tastan genannt,
Der war durch sein Plündern und Rauben gefürchtet im Heimatland,
Und als einst von Reu' er ergriffen ob seines ruchlosen Gewerks,
Kam er ganz friedlos geritten zum Fuß des Annabergs.
Dies Tal, von Bergen umschlossen, mit Buchenwäldern umrahmt,
Das hat ihm zum Herzen gesprochen, hier hat er den Frieden geahnt.

Spätherbst

Blattlos und kahl nun die Hänge,
im Laube raschelt der Fuß,
von ferne wie waidwunde Klänge,
weh - wie eines Scheidenden Gruß.

Träumend die Birken sich neigen,
verschlafen das Unterholz –
wie sind sie versunken in Schweigen,
wie ihre Jugend zerschmolz.

Da drüben im Dickicht am Hange
fällt atembeklemmend ein Schuss.
Mir ist so wehleidig, bange,
ein Rehlein nun sterben muss.

Trotzig nur stehen die Föhren,
im Wipfel ein Eulenschrei.
Nun, Rehlein, lasse dein Wehren,
nun ist deine Jugend vorbei.

Weihnachtslied

Eine Krippe lasst uns bauen,
lieb und traut ins Herz hinein,
dass die lieblichste der Frauen
betten kann ihr Kindelein.
Kommt, mit frohen Kinderweisen
lasst uns Kind und Mutter preisen
in der stillen, heil’gen Nacht.

Eine Krippe lasst uns bauen
Für das liebe Jesulein!
Seht, es schweben, es zu schauen
nieder holde Engelein.
Woll’n mit heil’gen Himmelsweisen
huldvoll Kind und Mutter preisen
in der stillen, heil’gen Nacht.

Waldweihnacht

Heut’ bin ich im Bergwald gegangen
auf Wegen, vom Nachtschnee verweht.
Den Sinn hielt ein Traum mir gefangen –
wie der Wald seine Weihnacht begeht.

Heut’ bin ich im Bergwald gegangen,
im Grunde so feierlich-hehr;
Die Glocken des Kirchdorfes sangen
Frohkundige Weihnachtsmär.

Wie ich fürbass so geschritten,
und der Schnee verschluckte den Schritt,
in des schweigsamen Walddomes Mitten
wanderten Stimmen mit.

Schwanensang

Reicht dem Sänger her die Laute,
Dass er noch ein letztes Lied,
Heimat dir, du teure, traute,
Singt bevor das Leben flieht.

Wie so oft hat er besungen
Deine Täler, deine Höhn,
Und – ist dieses Lied verklungen,
Dann mag er zur Ruhe gehn.

Noch ein stilles Dankesbeben
Hoch zu Sonne, Mond und Stern,
Dass er innig durft’ erleben
Seiner Heimat Wesenskern.

Immer wieder musst er singen
Von den Felsen und vom Ried –
Und von Quellen, die da springen,
Klang so manches, manches Lied.

Neujahr

Ein Jahr sich neigt – ein Jahr nun steigt...
Und wie das eine Jahr – Bewährungsfrist nur war
so auch das andre ist – nur eine Gnadenfrist
und wie mit Hoffen und mit Bangen
Du bist durchs alte Jahr gegangen,
so wird’s auch ferner Dir beschieden sein.
Drum mit Vertrau’n und Mut ins neue Jahr hinein
Und leg auch manches Stück Dir öd und brach,
O weine nun nicht mehr verlornen Dingen nach,
Die Furchen brich – sä’ aus – neu mutig wag!

Meine Heimat

Was Heimat in jungfrohen Tagen
an Schätzen – an Liedern mir gab,
will in frohem Erinnern ich tragen,
bis man mich einst senket ins Grab.

Dort rauschen des Friedabachs Wellen
im Grund übers Hagmühlenrad.
Am Rain springen lustig die Quellen,
am Hange sprießt sattgrüne Saat.

Vom Gröttlein an Dünberges Saume
grüßt’s Lichtlein im blutroten Schein.
Dort wohnt wie in weltfernem Träume
Madonna – so lieblich und rein.

Erkennen

Nun ist die letzte Frucht geborgen,
Die Felder gähnen garbenleer.
Darüber hin an jenem Morgen
Wälzt sich ein graues Nebelmeer.

Die letzte Frucht – ein hart Erkennen
So bang in meine Seele steigt:
Noch ungefüllt sind meine Tennen –
Nehm’ ich den Winter denn so leicht?

Des Sichelliedes letzte Zeile
Verklang schon längst im fernen Ried –
Nun über eine kleine Weile
Formt sich daraus ein Sterbelied.

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