Gedichte

Gang zum Geiberich

Waldempor die alten Pfade –
Klingt nicht alles unterm Rade
fern enteilter Zeiten nach?
Dämmrig, da ich aufwärts steige,
ruht der Wald, als ob er schweige,
wo er längst sein Schweigen brach.

Ausgeschnitten ragt die grüne
Lichtung her – verwaiste Bühne,
fort gesagter Handlung voll.
Könnte dieser Boden reden –
Wessen Schlaf? Auch jener Schwede,
deren Schlachtruf hier erscholl?

Blick vom Schlossberg

Verloren tickt die Zeitenuhr –
so lies die Stunde ab,
wo Wildnis auf verwehter Spur
dem Berg die Ruhe gab.

Verschollen schläft der Mauerrest,
und Duft von Kräutern würzt
die Stille, die ihn schlafen lässt,
der mild in sich zerstürzt.

Der alle Wirrnis übersteht,
der Wald, er flüstert fort:
die Sage, die im Dickicht geht
und Zuflucht sucht und Wort.

Wie Stimme jetzt dir zugewandt.
Vielleicht: Wer hier gehaust
und so den Blick zu Tal gesandt
wie du hinunterschaust?

Klüschen Hagis

In des Tales kühlem Grunde
Liegt die friedliche Kapelle,
Ringsum rauschen alte Bäume
Und es murmelt sanft die Quelle.
Und es blickt von steiler Höhe
Über hoher Bäume Wipfel
Gleichenstein, die alte Veste,
Von des Berges steilem Gipfel.

Werschtesoppen

In dan langen Weenterwochen,
wann de Walt im Dammer litt,
wann dee Seedekessel kochen
un es Werschtesoppen gitt -

Wann ferr Schwine do in schlämmer
Obsicht wö än Masser blitzt,
glich mät Tippen udder Ämmer
Werschtesoppens Jessep flitzt.
Schwine verr'n Kopp ze kloppen
wärr zü lapsch im Gäiste ar,
awwer hinger Werschtesoppen
äs ha wee d'r Schinger har.

"Wann de Schnüsten äh än Stickchen
äbberhuut, do lät's meet ninn;
ach, 's brücht dach nur än Klickchen
un kän Batzen glich ze sinn!"

Freehjohr im Friedatal

(Lengenfelder Mundart)

's Freehjohr aß ins Land gekumm'n:
Am Käsperbäum de Benen summ'n,
Maiblum'n blehn, d'r Flieder duft –
Un Bottervoile gäukeln in d'r Luft.

Daos Korn daos schosst, 's Holz wärt gren,
Elzchen unger d'r Hecken blehn.
Vum Schlenndorn fällt d'r Blehtenschnee,
Un Pappelstöcker lichten gaal im Klee.

De Voils sinn werr häumgekumm'n,
see hun ihr Platzchen werr gefung'n.
Un wann alle Hecken grene sinn,
Buiwen se äin Naast sich nin.

Minn Lengenfald

Do wö minne Hotzen stund,
Minne Mutter in dahn Schlof mich sung,
Do wö äs geht zum Häidenklüs,
Do stett min Ahnen ehre Hüs.
Kenn schenner Platz gitts uff d'r Walt
Als min liebes Lengenfald,
Wö ich ben d'rhäim.

Wö Klüs un Kritz am Waeje stenn,
De Frieda derch daos Derf fleest henn,
Wos Echo schallt vom Felstgestäin,
Derch Täler, Schluchten, Fald un Räin,
Daos äs minn liebes Lengenfald,
Do ben ich d'rhäim.

De verflickste Ungerschrift

Wenn ha ä nit gelase kunn,
sö war dar Merten doch nit dumm.
Dar Schulze lus an doch erst vör,
dann klingelt as vör Hüs un Teer.

Bekanntmachung!

Wintertag

Es fällt der Schnee in lichten Flocken,
hüllt Wald und Feld in ein weiß' Gewand.
Vom Berge her klingt Jauchzen, Frohlocken
und Schlitten sausen, gelenkt von Kinderhand.

Der Vöglein Jubellied verstummet
jetzt im verschneiten Winterwald,
kein Bienchen auf der Blume summet
und alles scheint so öd und kalt.

Du sitzt am Ofen, wärmst die Glieder
und schaust dem Treiben der Kinder zu,
gedenkst der eignen Kindheit wieder
und leis' dir fallen die Augen zu.

Waldmännchenstag

Wintertag, ganz grau der Himmel,
Schneeflocken wirbeln in wildem Getümmel.
Es heult der Sturm, es ächzen die Bäume,
Sie werden gerüttelt aus des Winters Träume.
Waldmännchen hat heut' seinen Tag.
Kennst du ihn, von dem erzählt die Sag'?
Kennst du den Waldgeist, den Hüter der Berge,
Wie einst bei Schneewittchen die sieben Zwerge?
Den Holzfäller erschlug es bei der dicken Tann',
Dem Holzfuhrmann jagte davon sein Gespann.
Und wär' er nicht schnell zur Seite gesprungen,
Hätte es ihn erwischt mitsamt seinem Jungen.

Äppel pflecke?

Am Iber verrm Hisschen d'r Jaokob Äppel pfleckt –
'ne Arbät, des amm nit graode b'sundersch schmeckt.
De Letter stett äh zü kipplich am schäiben Hang,
un d'r Oorm äs bim besten Willen nit langer wee lang,
dann höch in d'r Spitzen un üssen - zum Hielen wiet,
do sitzen de schennsten Äppel, dee ha nit kriet.
Sö macht amm de Haobgier, me kann's je begriffe, Verdruss –
Nu kimmt nach d'zu, dass ha dauernd "Jo!" krehle muss,
weil jeder, dar graode des Wajes gett,
desalbe daamliche Frooge hett:

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