Gedichte

Heimatläuten

Über mir die Wipfel träumen
in des Tages Scheidestunde.
Klar der Frieda Wellen schäumen
unter mir im Wiesengrunde.

Über waldumhegte Hänge
schweben hoch vom Turme schwingend
feierliche Abendklänge,
Abschiedsgruß dem Tage singend.

Westwärts, fern an blauen Hügeln,
mahnt mich letztes Sonnenglühen.
Dämmerlicht auf leisen Flügeln -
Sterne bald wie Blumen blühen.

Heimatläuten - wenn zu Grabe
man mich bettet, wandersmüde,
deiner Klänge Zaubergabe
spenden mir zum Scheideliede!

An der alten Buche

Weißt du es noch – wie du hier eingeschnitten
einst in die Rinde dieses Herz hinein
und dann in dieses Rindenherzens Mitte
du schriebst beglückt zwei Namenszüge ein –
weißt du es noch?

Es stürmten wohl des Schicksals harte Wogen
und senkten Schatten sich in deine Brust.
Doch sag – hat dieses Zeichen dich betrogen,
dass du dieses Herze nun entfernen musst?
entfernen musst?

Scheen' Watter hiedde

Scheen' Watter hiedde - wie sall ich dann saje,
daos äs sö'n Gerede, wann grad uff'em Waje
zwäi äichsfallsche Landsliete sich begainen,
un es äs - sö im Herbt rim - nit grade am Rainen.
Sö oftmals üs d'r Verlaigenhäit
het gebroocht das Gerede vom Watter gräid -
Was sall's dann äh immer sieh?
Größ was annersch wie "Watter" gitt's nit hie.
Do blieben "Gut Friend" sich de Liedde.
Drim spraicht zuenander: "Scheen' Watter hiedde!"

Kum häime!

Gar manchmo fällt vun ungefahr
En Wort mich in vun frener har,
Wann's Mutter äber's Gaßchen ruff,
Als Keend beglickt ich häimwarts luff.
Nach jetzt ich manchmo träime
Vum Mutterruf: "Kum häime!"

De Ziet gung hen - ich merkte wöhl,
Daos Laaben blebb ken Gaßchenspeel -
Langst äs daos Keendhäitsglick verdorrt,
Verstummt daos seeße Mutterwort
Vun äinst, wee ich worr klaine,
Un Mutter ruff: "Kum häime!"

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