Waldweihnacht

Heut’ bin ich im Bergwald gegangen
auf Wegen, vom Nachtschnee verweht.
Den Sinn hielt ein Traum mir gefangen –
wie der Wald seine Weihnacht begeht.

Heut’ bin ich im Bergwald gegangen,
im Grunde so feierlich-hehr;
Die Glocken des Kirchdorfes sangen
Frohkundige Weihnachtsmär.

Wie ich fürbass so geschritten,
und der Schnee verschluckte den Schritt,
in des schweigsamen Walddomes Mitten
wanderten Stimmen mit.

Da rauschten die Wipfel im Winde
herüber vom schroffigen Wall
und summten ein Lied von dem Kinde,
das geboren im frostigen Stall.

Und lauschend dem seltsamen Liede
war’s mir, als sänge der Tann;
Maria zog wegfremd und müde,
mit Joseph dem Zimmermann.

Vor Toren in nächtlicher Stille
Ihr Lager, so kalt und hart;
Allda in des zeitlichen Fülle
Das Kindlein geboren ward.

Am Buchzweig die Eiszapfen klirrten:
Es hat in selbiger Nacht
ein Engel dem Volke der Hirten
die freudige Botschaft gebracht.

Da rauscht der Wipfel der Föhre:
Dies wurde der Welt durch das Kind;
Gott in der Höhe die Ehre
–und Frieden, die gutwillig sind.

Drauf klagen die stämmigen Eichen:
Was wird denn dem Kinde für Lohn?
Man schlägt es mit hassharten Streichen
Und krönt es mit Dornen zum Hohn.

Und wie es im Walde so dämmert,
wie bettig legt sich der Schnee,
und der Specht am Eichstamme hämmert,
haucht der Nordwind: Gethsemane.

Und wie es am Bergkamm so flimmert,
und die Nacht ist dem Walde nah,
und der Specht an der Eiche zimmert,
Haucht der Nordwind: Golgotha.