Friedensspring!

Der Einsiedler vom Annaberg - Altvaters Loch - Kloster Zella-Stiftung.
Der Ritter von Dastungen, auch wilder Tastan genannt,
Der war durch sein Plündern und Rauben gefürchtet im Heimatland,
Und als einst von Reu' er ergriffen ob seines ruchlosen Gewerks,
Kam er ganz friedlos geritten zum Fuß des Annabergs.
Dies Tal, von Bergen umschlossen, mit Buchenwäldern umrahmt,
Das hat ihm zum Herzen gesprochen, hier hat er den Frieden geahnt.
Zu Füßen ihm murmelt die Quelle, hier bist Du am rechten Ort,
In dieses Waldtales Zelle, da ist ja der Friedens-port.
Er lauschet der plätschernden Welle, hört, wie's in ihr jubelnd klingt:
"Ich bin doch die Frieda-Quelle, genannt auch der Friedensspring."
"Leg ab dein sündig Gebahren", mahnt weiter der Quellenmund,
"Laß jedem sein Recht widerfahren, tu' Buß' noch zur selbigen Stund."
Ergriffen er schicket die Knappen nach Haus samt Harnisch, den Rossen und Waffen.
"Mir eurer Gesellschaft von Saus und Gebraus, da hab ich nichts mehr zu schaffen" -
Allein er steiget die Südwand hinan – fand eine Felsennische,
Drin lebt er friedlich sein Leben fortan, mit den Tieren des Waldes - dem Hirsche.
Hier hat er gebüßet und bereut die ruchlosen Taten der Jugend,
Erstattet den Raub in weit und breit, übt' fortan nur Wohlfahrt und Tugend.
Die Stätte, wo er gehauset hat, ist heute noch bekannt.
Sie wird in des Volkes Munde das "Altvatersloch" genannt.
Von seinem Gut, das er ererbet, da nahm er nichts über die Schwelle.
Aus diesem Erlöse da ließ er erbauen, der Jungfrauen Kloster von Zelle.

Lambert Rummel