Im Beinhaus

Einst auf dem Hülfensberge
Hoch auf dem Lug-ins-Land
Stand eine graue Halle,
Lehn an Salvators Wand.
Drin stand die Totenbahre,
Des Totengräbers Karst,
Drin lag was nicht im Grabe
Vermodert und zerbarst
Von allen den Entschlafnen
Im Herrn rings in der Rund,
Die letzte Ruhe suchten
Hier auf geweihtem Grund.
Nichts störte diesen Frieden
Von früh bis Abend spät,
den Frevler hielt in Schranken
Des Todes Majestät.

Kratschbartels Matths

Wie idyllisch wars dach zu Urians Zieten,
Die Affallerschen gingen nach nit met Hieten,
Hieß äiner Matthias, sö nahnten se 'n Matths
Wohnt äiner im Eckhüs, sö wohnt he im Latz.
Un schrebb me "Herrn Dreßler" samt Stroße und Nummer,
Da blinne Posthenriks ha fungene kummer,
Da schrebb me bloß "Latzer" ohne Herrn un Gemach,
Da blinne Posthenriks ha fungene dach.
Wanns Kermse war, huiben se sich Knüllen und Striemen,

Im Suijnaast

Im Suijnaast hingen im Hennerschtal
En Fielinger hutte sine Dinsekuh
Am Stricke, gewuckelt üm Knebbel un Hahnd,
De Fiesen im Mühl un Schnüppte dozu.
Ene Mäisen piepst' im Bachollerstock,
Vom Holze har wehte sö mullige Kiehlung,
Ha gückte in de Wulken un dochte bi sich:
S' es dach nergens schenner wie in der Fühlung.
Uf äimol krächtes de Kuh in n' Kopp,
Wull sträike un schlug den Schwahnz üm de Oehren,

Hechts Aden (Gedicht)

Und ein Raunen ging durch die Blätter:
"In goldener Jugendzeit
Des Weges oft zogen zwei Hünen
Im zerzausten Lederkleid,

Den Schnappsak am Wehrgehänge,
Geschultert das Rohr und den Spieß,
Hechts Aden, der aus Effelder,
Der aus Büttstedt Bratsch Nickel hieß.

Mit Falkenaugen sie spähten
Vom Walperbühl in den Grund
Und schlugen bei Kloster Zella
Den reisigen Krämer wund.

En spinkscher Nerapp

En Fielinger studierte uf Thejelogie,
Wäil ha gäistlich wull ware, dach word ha's nie.
Drüm sattelt ha üm, gung häiben bin Mutter
Und ackerte äijte un schnette mit Futter.
Uf jeder Bürenhobereit nunse
Ein kläines Missittenstinnchen hunse;
Met'm Schübkarrn ins Fald das fahre mol wull er,
Schmeß'n laddernen Riemen sich ebber de Schuller,
Do schühlt Napper Jorg üm de Ecksülen rüm:

Der Spitzbube vun Kalle

Ues dem Tunel im Bulschtale
Kimmt der Zug met Dampgebrüs,
Schnübt entlang dem Tübenzoilche
Wie Gewitterstormgesüs,
Dunnert uf de iser Bricken
Daß se in den Nieten kracht,
Fiest verbi am Warterhischen,
Wö Vettr Nikleis helt de Wacht.
Ues dam Hischen word ne Halle,
Wö der Zug mut hahle still,
Ues dam Rukleis Haltpunksvehrstand
Met am größen Beamtenbrill.
Knippste de Karten, knippste de Fiegel

Der Schmied von Effelder

Mit Regenschauern und Schloßen
Sank früh schon die Nacht herein,
Das Heulen des Sturms übertönte
Die Eulen am Alenstein.

Da ward es rege im Walde
Am Bischofstein vor dem Tor,
Es steigt über Graben und Mauer
Und Hammerschlag dröhnt an das Ohr:

Es hämmert der Schmied von Effelder
Mit der Sippe des Adam Hecht,
Mit sehnigen schwieligen Fäusten
Zerbricht er das Gattergeflecht.

'S Rezapt

D’r Willm, dar pampt wee än Schornstäin,
un Katter fingt’s gaonitt gesuind.
Verninftiger mütte ha labe –
’S redt sich’n Schnüsten nach wuind.

’S steebert in Dokterbeechern,
dee schunn ehre Mutter gehatt;
do stett, was färr de Gesuindhäit
un was d’r Gesuindhäit schadt.

Mätt Iffer hett ees ne Masse
Rezapte zesammengeträun –
Dee hatten schunn manchem gehulfen
Bie Lawwer, Gedaamße un Mäun.

Wee'se nach drin worr

Ganz scheene bißning dr Weentertaog –
De Holzhäiwer häuwen im hingerschten Schlaog.
Vum Derf har dr Waagk – färr de Wieber zü wiet,
drim soppen se salber zur Mättaogsziet.
Mättaog, de Jungen! dr Steffel krehlt,
dar hitte dan Soppenmäister speelt.
Se län de Säunen un Boorten wack.
Was gitt’s ann hitte? Na, Arbsen mätt Spack.
Se hucken sich hänn un läffeln glich lös;
Sö’n Holzhäiwerhunger, de Liete, äß größ.
De Kille äh bässer äbberstett,
war`n warmen Läffel im Liebe hett.
Un wee’se geraode sö scheene – do stutzt

Wie ein Morgengebet

Kaum graut das erste Tageslicht
Über Berg und Tal,
Da gibt die erste Drossel schon
Zum Wecken das Signal.

Im Nu ist alles aufgewacht,
In Bäumen, Luft und Hecken
Singt alles, was da singen kann;
Es schallt aus allen Ecken.

Und vom Turm der Kirchen
Singt der Glockenklang
Mit Amsel, Star und Lerchen,
Ein Lied voll Lob und Dank.

Das ist ein fröhlich singen,
Ein jubeln und ein klingen,
Das wie ein Lob und Dankgebet
In den Morgenlüften schwebt.

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