Die "Schwarze Hose"
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Helmsdorf von den Schweden vollständig zerstört. Die Pfarrkirche ging dabei in Flammen auf; nur die nackten steinernen Mauern blieben stehen. Nach dem Kriege wurde das Dorf wieder aufgebaut und die Kirche notdürftig wiederhergestellt. Jedoch schon gegen das Jahr 1700 war sie so baufällig geworden, dass ein Neubau notwendig war. Da die damaligen Bewohner aber nicht wussten, in welcher Ausdehnung die den Neubau der Kirche anlegen sollten, so kamen sie, wie eine im Ort heute noch umgehende Sage erzählt, dahin überein, denjenigen Raum zu bebauen, der von den damals lebenden erwachsenen Einwohnern des Dorfes umschlossen würde, wenn diese sich gegenseitig die Hände reichen und so einen Kreis bilden würden. So soll es dann auch geschehen sein.
Nicht weit von dem Ort liegt an der Landstraße Mühlhausen - Dingelstädt - Heiligenstadt - etwa 100 Schritte westlich des Lengefelder oder Appentaler Wartturmes - ein Gehöft, der Siechenhof, auch "Schwarze Hose" genannt. Der letzter Name soll in folgendem seinen Grund haben:
In früheren Jahren war der Siechenhof ein Gasthaus, in dem die zahlreichen hier durchziehenden Frachtfuhrleute ihren Ausspann hatten. Da diese gewohnt waren, rechtzeitig des Morgens mit ihrem Gespann aufzubrechen, so machten sie, damit die Pferde genügend ausruhen konnten, schon am Nachmittag Schluss mit ihrem Tagwerk. Hatten sie ihre Tiere versorgt, so blieb ihnen viel freie Zeit, welche sie am liebsten mit Kartenspielen vertrieben. Üblich waren besonders Solo oder Schafskopf. Zuweilen gaben sie sich auch einem Glücksspiel, dem Dreikartenspiel oder Pochen, hin. Wenn nun beim Solo oder Schafskopf der vierte Mann fehlte, so hing der Wirt vor seinem Gasthause an einer Stange eine schwarze Hose aus. Freunde vom "Buche der vier Könige" kamen dann vom Felde oder von den nahgelegenen Dörfern herbei, um dem Kartenspiel zu frönen, das dann nicht selten bis Mitternacht ausgedehnt wurde.
Es wird auch erzählt, dass der Wirt, wenn er ein Fass Bier frisch angestochen hatte, gleichfalls die schwarze Hose aushing, was dann die Freunde eines guten Trunkes herbeilockte. Das Volk aber gab dem Gasthaus den Namen "Schwarze Hose".