Kratschbartels Matths
Wie idyllisch wars dach zu Urians Zieten,
Die Affallerschen gingen nach nit met Hieten,
Hieß äiner Matthias, sö nahnten se 'n Matths
Wohnt äiner im Eckhüs, sö wohnt he im Latz.
Un schrebb me "Herrn Dreßler" samt Stroße und Nummer,
Da blinne Posthenriks ha fungene kummer,
Da schrebb me bloß "Latzer" ohne Herrn un Gemach,
Da blinne Posthenriks ha fungene dach.
Wanns Kermse war, huiben se sich Knüllen und Striemen,
Dobi saßen se uf die friedlichsten Mienen,
War äiner abber sö atzlich und kiem
Un schlug dam annern sin Suibeschwien,
Nach Dingelstedt lussen se stracks ins Gerichte, -
Allewiele beginnt ert de wohre Geschichte:
Der Latzer brochte dan Kratschbartels Matths
Wagen Kerperverletzung zum Anklageplatz.
Im schwarzen Talar schrett der Richter zum Sitz,
"Zur Sache nun sprechen Sie Angeklagter."
Dar langte tief Oddem, dann langsam sagt er:
"Herr Amtsrichter, denkt üch mol in aller Ruij,
Ich werr der Matths un de werrt die Suij.
Do stund ich inzuinert im Hobe am Zühn,
Angebrühst kimmt dam Latzer sin Suibeschwien
Un semmst schuh! schuh! wie ene Raketen
Derch mine Licken, ich nahm de Staketen
Und wammste ar äine ebbers Kritz,
Daß se quiekste un sprung wie en Dunnerblitz."
"Genug", sprach der Kadi, "es ist zu sagen:
Der Matths hat vorsätzlich die Sau geschlagen.
Für jenen Vergleich ich bestens danke,
Nun vergleichet auch euch, laß ab von dem Zanke."
Derchs raachte un linke Hosenbäin
Bim Mondschien trappsten die Rammssäcke häim.
"Nun sin me wie errgaster genuibe sö schluibe,
Der Matths het schläun de Fickelsuibe.
Un da hungrige Schrieber mit sim Barett
Het dan Matths nach geschrebben am Enge met Zed
Und machte dobi zü n' verflahmtes Gesichte,
Milatig geh ich nit werr ins Gerichte."