Erzählungen & Sagen

D'r Rainschirm

Barrliesens Kattrin worr mo uff d’r Auksjon, dee worr bin Strußlene – das wohnte am Plon, do hotte’s fer fuchzen Groschen en Rainschirm erstenn, domet äss’es vergniegt annehäim dann gegenn. Dücksoßens Mree, dass hott’am im Derfe begaint: „Der Schirm äs ganz scheene –abber nit wenn’s raint. So biste doch tichtig met ahngeschmeert – de ganzen Stongen, dee stenn je verkehrt!“ Do klappte Kattrin’n Schirm zu met em Ruck: „Ach – sö im Hüse rim äs ha nach gut genugk.“

D'r Gizhals un sin Läidensgenosse

In äm äichsfallschen Derfe äs es neulich passiert, daß en Gizhals vom Barbier imsunst wurd rasiert. Dar Gizhals, dar froogte: Was kost’s dann – zuveer? Dar Barbier nahm drüi Masser, sait: Aaler, nun heer! Mät’m ersten Masser kost es zwanzig Pfenn’je, ’s Rasieren, mät’m zwäiten hee kost es nur de Hälfte Gebühren. Mät’m drätten hee erwies‘ ich besundre Gunst,rasiere domer minne Kunden imsunst – Do riff dar Gizhals: Do säift mich schnall inn, rasiert mät dam drätten mich Backen und Kinn!

Dan ha ich abber enne ganz kräftige uffgebrannt!

Philipp worr nach en junger Jaeger. Trotzdem hatte ha abber schon mol en Hasen getroffen, dar in sinnen Angest do henn gelaufen worr, wo Philipp hennschoß. Mett dam Schusse worr ha en richtiger Jaeger geworrn. Jetzt gung ha als guder Jaeger mitt uff de Treibjagd. Uff emol kom aen Hase bis uff 10 Gang verr ehn. Pautz verbie. Pautz, zum zweitenmale verbie. Alle Schitzen lachten. Dr Hase luf was he kunnte. Philipp abber guckte schmunzelnd hinger dan Hasen har un meinte dann stolz: Dan muß ich abber enne ganz kräftige uffgebrannt han, sonst liefe hae nitt gar zu schnell.

Allerlei Sitten

Stulperkarl hett sich än Keebchen aongeschafft un speelt Keebebür. Üs’m Stalle läift nun de Jauche äbbern Wagk. D’r Schatarm kimmt dohar un sitt de Unsitte. „Hören Sie mal“ – spricht ha ferr Stulperkarl – „das ist aber keine Sitte!“ Dobie wiest ha mät’m Zäigefinger uff de Missittentimpel. „Was“ – mäint Stulperkarl – „dass wärr känne Sitten?“ Ich sprach üch, räine Keebesitten äs daas wö de hennkimmt, keu’ch üch gesaje – do gitt’s Runksen – wee’n Sürenköhlstippen!“

Der Hülfensborn

Wenn man von Geismar aus den Hülfensberg besteigt, so trifft man zwischen der achten und neunten Station des Kreuzweges, der den Pilger zum Berg hinaufgeleitet, auf eine Quelle, die dem Muschelkalkboden entspringt. Es ist der Hülfensborn, dessen Wasser man eine heilkräftige Wirkung zuschreibt. Die kleine Quelle führte ursprünglich einmal den Namen Jesusbrünnlein. Sie soll auf folgende Weise entstanden sein:

Was ist Pudding?

"Was äß dann Pudding?", hätt mol änn ahler Mann gefrogt. "Kann meh dann se änn Zeich ebberhaupt gegasse?"

Onkel Albert und die süße Schweineschnauze

Franz-Josef war Eichsfelder und wohnte in Leipzig. Es erging ihm so wie vielen Eichsfeldern. In der Fremde bekam er Sehnsucht nach eichsfeldischen Schlachtesachen.
Gute Bekannte erboten sich auf ihrem Gehöft ein Schwein zu schlachten.
Zum Schlachtefest kam er dann angereist mit seinem Freund Albert. Da sich der Leipziger Kaplan auch derzeit auf dem Eichsfeld befand, kam auch dieser, um einem zünftigen "Eichsfelder Schlachten" beizuwohnen. Vom Hausherrn ward er gefragt, was denn süßer als das Wort Gottes sei. Da er das nicht wusste, sagte der Hausherr: "Schweineschnauze!"

Geschichten, die man sich in Lengenfeld unterm Stein erzählt

In den Nachkriegsjahren malte mein Vater die Gaststube im Bauernhaus unserer Gemeindeschänke in Lengenfeld/Stein aus. Da er sich schon immer für die Sagenwelt interessierte, malte er auch die Motive danach. Es ist auch jammerschade, dass sie in späteren Jahren verschwanden. Auf der einen Wand war eine alte Frau mit einer Brille, die so halb auf der Nase hing, abgebildet. Zu ihren Füßen saß auf einem Schemelchen ein kleiner bausbäckiger Bub. Mein Vater sagte mir, dieser kleine Junge sei er gewesen; und diese Frau die alte Frau Wallbraun.

Als der Briefträger die Leute nicht fand

"Habt ihr schon gehört – im Nachbarort da hat der Briefträger die Leute nicht gefunden; nun muss ein Einheimischer die Post austragen", so sprach Gretchen. "Erzähle bitte", baten die Mädchen und Gretchen begann:

Weshalb auf dem Eichsfeld die Häuser zu Johanni mit Mauerpfeffer geschmückt werden

In zahlreichen Ortschaften des Obereichsfeldes ist es allgemein üblich, dass zu Johanni unter den Fenstern der Wohnhäuser Kränze aufgehängt werden, die aus den Blüten des Mauerpfeffers (Sedum acre) gewunden sind. Welche Bewandtnis es mit diesen Kränzen hat, darüber weiß der Eichsfelder Volksmund Aufschluss zu geben. Aus der Bibel ist bekannt, dass Herodes, Fürst von Galiläa, ein Sohn jenes Herodes, der dem Jesuskind nach dem Leben trachtete, die Frau seines noch lebenden Halbbruders Philippus zur Ehefrau genommen hatte. Das Weib hieß Herodias.

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