Geschichte & Brauchtum

Diese Rubrik vereint eine breite Auswahl an historischen Beiträgen zur Eichsfelder Geschichts- und Naturlandschaft sowie einzelne Ausarbeitungen zu den Themenkomplexen Tradition und Brauchtum des (Süd-)Eichsfeldes.

Die Arbeiten und Aufsätze verschiedener Heimatforscher und Lokalhistoriker, die oft ein Leben lang zu einzelnen Themenschwerpunkten ihrer näheren Heimat geforscht haben, sollen hier genauso dargestellt werden wie kleinere Ausarbeitungen bislang unbekannter Autoren.

Es ist das Ziel, diese Rubrik sukzessiv zu einem historischen Textarchiv des Südeichsfeldes auszubauen. Der Schwerpunkt der Auswahltexte wird dabei auf dem Ort Lengenfeld unterm Stein und seiner näheren Umgebung liegen.

Oliver Krebs

Das Damen-Ballett auf Schloss Bischofstein

Bis 1930 war Bischofstein eine reine Jungenschule. Seit den Tagen Dr. Marseilles, der eine Gemeinschaftserziehung beider Geschlechter im Internatsbereich ablehnte, konnten Mädchen nur die Schule besuchen. Erst 1930 entschloss sich das Ehepaar Ripke das Internat auch für Mädchen zu öffnen.

Bischofsteiner Bummel -- ganz groß --!

Die sonnabendlichen Dampfnudeln sind aufgefüttert, der Gong ertönt und Rpk. (Ripke) sagt Wäsche abholen an. Heute leert sich der Speisesaal etwas schneller. Man merkt gleich, dass die Jungen sich nicht zur Arbeitsstunde begeben, sondern heute etwas Besonderes vorhaben. Alles was soeben 16 Jahre alt ist, macht sich ungewöhnlich fein! Ja sogar Schlipse tauchen auf. Was ist wohl bei uns überhaupt ein Schlips? Außerdem wir man immer dran gezogen, also, wie gesagt, eine Ausnahme.

Abenteuer mit Barry

Zeitlebens bin ich immer ein Freund der Tiere in Haus und Hof gewesen. Als ich 11 jährig nach Bischofstein kam, war es vor allem ein junger dicker Bernhardiner „Barry“, mit dem ich herzliche Freundschaft schloss.
Tagsüber lag er immer auf der Eingangstreppe zum Alten Schloss, nachts aber strich er rund um die Gebäude und erschreckte „Spätheimkehrer“. Er richtete sich auf, legte dem Überraschten die Pranken auf die Schulter und funkelte ihn aus seinen großen Augen an.

Gottes Wege

Ein Herbsttag führte mich dahin, wo die Toten ruhen. Allerseelenstimmung hielt mich umfangen und ich wollte die Gräber zählen derer, die mir nahe gestanden. – Dort liegt Vaters Grab, nicht weit davon in der folgenden Reihe das der Mutter. Das sind die Gräber derer, die mir nahe, ganz nahe gestanden. Und nun – wie viele sind es noch? – Da drüben … eins – zwei – drei – vier … und ich zählte und zählte die schier endlosen Grabhügel. – Da empfand ich sie alle, die hier ruhten, standen mir nahe.

Eichsfelder Herbst

Wenn an Trift und Rain die roten Hagebutten von den Hundsrosenhecken leuchten, an Bachufern und Waldrändern im Gerank die glänzend schwarzen Brombeeren winken und lachen, die Frucht des Weißdorns reift und der Haselnussstrauch braun getönte Frucht zeigt, dann ist der Herbst im Anmarsch.

Das Altersheim

Drüben liegt mitten in wohlgepflegten Anlagen das große Haus; es ist das größte des Ortes. Ob es die Schule ist? Wenn wir wollen, ja es ist eine Schule; es ist des Herrgotts Leidensschule. Wie viel Leid und Weh hat dieses Haus schon gesehen, wie viele mögen es sein, die hier den letzten Lebenskampf ausgerungen, und wie viele werden noch hinein müssen in diese harte Schule?

Auf heimatlichen Pfaden

Wie könnte je dein lieblich Bild erblassen
Mein Heimatdorf mit deinen Winkeln, Gassen,
Du bist mir wie ein Kindermärchenbuch,
Bist wie ein Trunk aus einem Zauberkrug.

Abschied

Nun steht er wieder in buntprächtigem Herbstgewand, der liebe Heimatwald. Glühend, leuchtend, flackernd wie lohende Feuergarben ragen seine stolzen Baumwipfel ins Tal, ins Dorf und winken, winken … Nun muss ich noch einmal hinauf, muss mich in trunkener Wonne noch einmal an seiner herben, wehmutsvollen Schönheit laben, ehe sie erstirbt, vergeht, verweht.

Kleine Chronik Lengenfeld unterm Stein

Zum Geleit

Daten und Ereignisse von 1318-1954


Wo die Wälder noch rauschen so heimlich und traut,
wo über den Bergen der Himmel sich blaut,
wo in heimlichen Gründen der Wildbach schäumt,
tief unten im Bergtal die "Frieda" träumt,
wo die Sage noch schreitet auf stillen Höhn
und Wichtelmännchen durchs Walperbühl gehen:
Da liegt meine Heimat im sonnigen Schein,
mein liebliches Dörfchen dort "Unter dem Stein".

Kleine Chronik der Gemeinde Lengenfeld unterm Stein

Zum Geleit

Herausgegeben von der Gemeinde Lengenfeld unterm Stein
anlässlich der 1100-Jahrfeier 1997

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