Geschichte & Brauchtum

Diese Rubrik vereint eine breite Auswahl an historischen Beiträgen zur Eichsfelder Geschichts- und Naturlandschaft sowie einzelne Ausarbeitungen zu den Themenkomplexen Tradition und Brauchtum des (Süd-)Eichsfeldes.

Die Arbeiten und Aufsätze verschiedener Heimatforscher und Lokalhistoriker, die oft ein Leben lang zu einzelnen Themenschwerpunkten ihrer näheren Heimat geforscht haben, sollen hier genauso dargestellt werden wie kleinere Ausarbeitungen bislang unbekannter Autoren.

Es ist das Ziel, diese Rubrik sukzessiv zu einem historischen Textarchiv des Südeichsfeldes auszubauen. Der Schwerpunkt der Auswahltexte wird dabei auf dem Ort Lengenfeld unterm Stein und seiner näheren Umgebung liegen.

Oliver Krebs

Der Bildstock in der Bahnhofstraße (Heidenklus)

Nachdem der Bahnhof gebaut war, wurde der Hohlweg verbreitert und in einen besseren Zustand gebracht. Bei diesen Arbeiten musste der Bildstock (erbaut 1757) zurückgesetzt werden. Neben diesem Bildstock standen eine Linde und ein Kirschenbaum. An der hinteren Wand der Nische war eine Eisenplatte mit aufgemaltem Kreuzigungsbild angebracht. Die Statuen sind erst vor einigen Jahrzehnten in die Nische gestellt worden. Wer den Bildstock errichten ließ, ist nicht bekannt. Das Grundstück, worauf er steht, gehörte 1900 dem Schmiedemeister Adam Simon.

Ehemalige Osterfeuer in Lengenfeld

Eine herbe Märzluft strich über die heimatlichen Fluren und trocknete die vom aufgetauten Schnee durchnässten Felder. Von den lang gestreckten gelben Blüten des Haselnussstrauches wehte ein feiner Blütenstaub. Zwischen Sträuchern und Hecken im Unterholz leuchtete der lila-rot blühende Seidelbast und die samtweichen Blütenkätzchen der Salweide schimmerten silberweiß in dem Gezweig. Im weißen Glockenkleide blühte das Schneeglöckchen. Auf sonnigen Waldstellen öffneten sich die Blüten der Buschwindröschen und hellblaue Lederblümchen zierten den Waldboden.

Am 27. Mai 1904 (Schweres Unwetter)

Am 27. Mai werden es 54 Jahre, als im Tale der Frieda ein furchtbares Unwetter tobte. Die Obstbäume standen in Vollblüte. In dem weißen mit rosa aufgehauchten Blütenflor summten die Bienen. Die Wälder zeigten ihr erstes junges Grün. Der Saatenstand ließ auf eine gute Ernte schließen. Hier und da steckten die Kartoffeln die ersten beblätterten Keime aus dem warmen Erdboden. Erdrückende Schwüle lag über dem grünenden und blühenden Tale. Düstere Wolken stiegen am Horizont auf.

Am alten Ufer der Frieda in der Gemarkung Lengenfeld

Frieda= so viel wie friedlicher Bach, nach dem altgermanischen Wort Frioda, welches Friede bedeutet.
In der Lengenfelder Flur fließen in die Frieda außer den kleinen Quellen die Nebenbäche: der von Hildebrandshausen kommende Rösebach, der Erbsborn aus dem Effeldertal, das Blankentalswasser aus dem Spreuwinkel. Im oberen Teil münden Buchborn und das aus dem Faulungertal kommende Rohrwasser.

Sitten und Bräuche in Lengenfeld

Wenn ich im Folgenden über Sitten und Bräuche meiner Dorfheimat schreibe, so sind nur die aufgeführt, dich ich im letzten Halbhundert kannte und miterlebte. Wie lange diese Sitten und Bräuche vordem schon waren, entzieht sich meiner Kenntnis und ich weiß nur, dass wir sie von den Eltern und Großeltern so übernommen und weitergeführt haben und so wird es auch ehedem gewesen sein.

Die Bahnhofstraße im Wandel der Zeit

Am 15. Mai 1880 wurde die Bahn Leinefelde – Eschwege in Betrieb genommen. Einige Jahre später wurde auf dem Kirchberge beim Eisenbahnbrückenanfang für Lengenfeld eine Haltestelle errichtet. 1908 wurde der jetzige Bahnhof gebaut. Seitdem wurde der Hohl- und Feldweg vom Kichberg zum Bahnhof als Bahnhofstraße benannt. Nach der Kennzeichnung der Stra0en mit Straßenschildern wurde auch der untere Straßenteil am Kirchberge vom Hause Karl Köniig (Post) bis Haus Thrien als Bahnhofstraße bezeichnet.

Wie sah das Straßenbild um die Jahrhundertwende und in den nachfolgenden Jahren aus?

Grundrezept für Eierkuchen

Eierkuchen war ein auf dem Eichsfeld häufig gebackener und gern gegessener Kuchen. Seine Zubereitung ging schnell. Er schmeckte, sättigte und hielt selbst bei großer Hitze ohne jegliche Kühlung weit über eine Woche. Es kam immer darauf an, wie viele Esser die Familie zählte.

Ein unkündbares Darlehen

Bearbeitet nach den Lengenfelder Gemeindeakten von Georg Leister

Im Mittelschiffe der Wallfahrtskirche des Hülfensberges ruhen in der Fürstengruft, in Zinksärgen verschlossen, die Gebeine des Landgrafen Christian von Hessen-Rothenburg-Rheinfels und die seiner Gemahlin Juliana. Der Landgraf, ehemals in Eschwege wohnhaft, war ein eifriger Verehrer und großer Wohltäter des Hülfensberges, der der Wallfahrtskirche reiche Stiftungen vermachte. Kurz vor seinem Ableben errichtete er noch ein Benefizium von 3000 Rthlr. zugunsten des Hülfensberges.

Als man noch in Lengenfeld unterm Stein Bier braute

Nach den Gemeindeakten bearbeitet von Georg Leister

Die kurmainzischen Landesherren hatten den großen eichsfeldischen Gemeinden die Braugerechtigkeit verliehen. Diese Dörfer waren berechtigt, in ihren gemeindeeigenen Brauhäusern für den örtlichen Bedarf Bier zu brauen. Durch eine kurfürstliche Verordnung aus dem Jahre 1561 hatte auch Lengenfeld unterm Stein dieses Vorrecht erhalten, „soviel Bieres zu ihrem Essen zu brauen, als sie bedurften". Jedoch war es untersagt, Bier außerhalb der Ortschaft zu verkaufen.

Hundert Jahre Lengenfelder Viadukt

Lengenfeld unterm Stein, im romantischen Friedatale am Fuße des Schlosses Bischofstein gelegen, ist das größte Dorf des südlichen Eichsfeldes. Wenn man den Ortsnamen hört, denkt man zugleich an den Viadukt, der in einer Höhe von 28,50 m und einer Länge von 260 m das Friedatal überspannt. Seit fast hundert Jahren gehört der Viadukt zum Dorfbild Lengenfelds. Daher erscheint es angebracht, sich einmal mit dem Entstehen dieser Talbrücke zu beschäftigen.

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