Geschichte & Brauchtum

Diese Rubrik vereint eine breite Auswahl an historischen Beiträgen zur Eichsfelder Geschichts- und Naturlandschaft sowie einzelne Ausarbeitungen zu den Themenkomplexen Tradition und Brauchtum des (Süd-)Eichsfeldes.

Die Arbeiten und Aufsätze verschiedener Heimatforscher und Lokalhistoriker, die oft ein Leben lang zu einzelnen Themenschwerpunkten ihrer näheren Heimat geforscht haben, sollen hier genauso dargestellt werden wie kleinere Ausarbeitungen bislang unbekannter Autoren.

Es ist das Ziel, diese Rubrik sukzessiv zu einem historischen Textarchiv des Südeichsfeldes auszubauen. Der Schwerpunkt der Auswahltexte wird dabei auf dem Ort Lengenfeld unterm Stein und seiner näheren Umgebung liegen.

Oliver Krebs

Vom Altvatersloch zum Schulmeistersloch

Ein Beispiel dafür, wie der Eichsfelder Volksmund so manche historische Begebenheit und auch Sagen umgeformt hat, findet sich in der Gemarkung der ehemals Kloster-Zella'schen Waldungen.

Über die Gründung des ehemaligen Benediktinernonnenklosters Zella auch Friedespring genannt (im Klostergarten entspringt die Frieda), berichtet Carl Duval:

Südeichsfelder Redewendungen und Brauchtum um die Weihnachtsbäckerei

Auch die Bäckereien auf dem Land sind bereits weitestgehend modernisiert und elektrifiziert. Nahte früher die Vorweihnachtszeit und man dachte an die Christstollen oder obereichsfeldisch „Christschieter“ (Christscheite), so hieß es für die Mutter zunächst: „Im Backs das Backen bestellen und einen Trog holen“. Oftmals mussten auch die Kinder gleich die Backhefe und die leckeren Zutaten mitbringen, und man kam sich vor wie Roseggers Waldbauernbub, der „Christtagsfreude holen ging“.

Pfingstbrauchtum im Eichsfelder und Vogteier Gebiet

Wenn Pfingsten, das liebliche Fest, mit seiner sich verjüngenden Natur naht, muss das junge Grün auch in das Dorf hinein. Seit alter s her betrachten es auch im Eichsfeld die Burschen und Mädchen als ein gewisses Vorrecht, sich gegenseitig die Pfingstmaien vor das Haus zu setzen. Aber die gesamte Dorfgemeinschaft stand da nicht zurück. Gegenseitig und miteinander wollte man sich über den jungen Frühling freuen. So hatte wohl vor der Verkuppelung der Feldflur jedes eichsfeldische Dorf seinen Pfingstanger oder Pfingstrasen.

Hoch oben auf der Klosterschranne

Wenn der heimatverbundene Wandersmann die herrliche Waldstraße im verborgenen Friedatal aus der Richtung Lengenfeld unterm Stein her benutzt, erblickt er zur rechten Hand der Landstraße eine Felsmasse in Form eines stumpfen Dreiecks. Das ist der Schrannefelsen oder nach dem gegenüberliegenden Kloster Zella auch „Klosterschranne“ genannt. Auffällig hebt sich das gelbe Felsmassiv von dem umrahmenden Hochwald ab.

Die letzten Frachtfuhrleute von Struth

Ehe die Eisenbahn geschaffen wurde, war das Reisen selbst in der Postkutsche kein Vergnügen. Es war zumeist sehr zeitraubend und auch recht kostspielig. Der kleine Mann konnte damals kaum ans Reisen denken. Aus dieser Zeit stammt wohl auch noch der landläufige Ausdruck: „Er ist noch nicht weiter gekommen, wie der Bäckerkarren fährt.“ Das weit größere Übel war wohl damals die unzulängliche Beförderung der lebenswichtigen Frachtgüter. Daher bildeten sich damals ganze Gruppen von Frachtfuhrmännern.

Die Kanonenbahn und der Lengenfelder Viadukt

Im Februar 1875 begannen die Vorarbeiten zu einem Projekt, dessen Verwirklichung mehr als 5 Jahre in Anspruch nahm. Der Bau einer Eisenbahnverbindung zwischen Leinefelde und Eschwege wäre wohl unterblieben oder verschoben worden, hätte nicht die Strategie des Kaiserreichs eine Rolle gespielt. Immerhin wurden für das Vorhaben 17 Millionen Mark ausgegeben.

Eichsfelder Botengänger: Deckblattbote Vetter Jakob aus Struth

Etwa drei Jahrzehnte später, nach Beendigung des I. Weltkrieges, war es ein anderer Botengänger, der Tag für Tag die Strecke zwischen Lengenfeld und Struth passierte. Es war der biedere Zigarren-Deckblattbote Jakob Hoppe aus dem Höhendorf Struth, kurz »Vetter Jakob« genannt.

Das Zickel'schen war eine willkommene Abwechslung

In der Zeit vor und nach Ostern war es wohl zur Zeit der Ziegenhaltung Brauch, daß man die jungen Ziegenlämmer – auch „Zickel“ genannt – schlachtete. Ihr Braten war eine angenehme Bereicherung des Küchenzettels, war doch das zarte und bekömmliche Fleisch der Junglämmer sehr magenfreundlich. Eichsfelder Familien, die keine Ziegen hielten, empfanden es immer als eine feine Geste, wenn sie innerhalb der Verwandtschaft zum Lammbraten eingeladen wurden.

Das Nisteln am Peterstag

Zum eichsfeldischen Brauchtum zwischen Weihnachten und Ostern gehörte früher das Nisteln am St. Peterstag (Petri Stuhlfeier, also am 22. Februar). Am Petersabend schlichen Freunde und Bekannte beiderlei Geschlechts, besonders jüngere Burschen und Mädchen, zueinander in die Häuser. In einem Säckchen oder Körbchen führten sie Häckerling oder minderwertige und ausgesonderte Hinterfruchtkörner oder auch Gesäme mit und warfen es entweder gegen die Fensterscheiben oder in den Flur und die Stube.

Brauchtum um das Osterfeuer

Der alte Brauch, Osterfeuer auf Bergen oder an anderen geeigneten Plätzen anzuzünden, mag wohl bis weit in die älteste Zeit zurückgehen. Symbolik dabei ist der Sieg des Lebens über den Tod. Es lag in der Naturreligion unserer Vorfahren tief begründet, zu Beginn des Frühlings, den sie nach den vielen trüben Wintertagen besonders jubelnd begrüßten, auf die ihren Gottheiten geweihten Berge zu steigen, um mit den zum nächtlichen Himmel empor lodernden Flammenstößen für Licht und neues Leben zu danken.

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