Eine Seltenheit unserer Heimat

Als ganz besondere Seltenheit unter den einheimischen Lurcharten ist die bei uns anzutreffende Geburtshelferkröte (Alytes-obestetrieans), im Volksmund auch Glocken- oder Fesselfrosch genannt.

Die Heimat dieser Lurchart und ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt in Süd-und Westeuropa. In Deutschland aber gibt es nur wenige Gebiete, wo man sie antrifft. So im Sauerland in Westfalen, in Thüringen bei Schmalkalden, Tabarz und Reinhardsbrunn, im Harz bei Walkenried und Ihlfeld. Im Eichsfeld aber in unserer unmittelbaren Nähe am Schlossberg. Liebe Freunde, wenn ihr bei euren abendlichen Spaziergängen in der Zeit von Mai bis Juli in die Nähe des Bischofsteins kommt, dann hört ihr schon einen glocken- bzw. flötenähnlichen Ruf, der noch durch verschiedene Echos verstärkt wird. Diese eigenartigen, 'wohlklingenden Töne haben dieser Froschart den Namen Glockenfrosch gegeben. Woher nun der Name Geburtshelferkröte kommt, das möchtet ihr nun auch gerne wissen. Ja, hier ist auch wieder die Eigenart der Fortpflanzung das Interessante an dieser Lurchart. Weicht doch diese gänzlich von der sonst üblichen Fortpflanzung der Froschlurche ab, da sie nicht in oder an Gewässern stattfindet, sondern auf dem Lande vollzogen 'wird.

Diese ist dadurch merkwürdig, dass bei der Paarung das Männchen die vom Weibchen abgestoßenen Eischnüre um seine Hinterbeine wickelt und diese etwa 3 .bis 4 Wochen mit sich herumträgt, bis die jungen Larven aus denselben herausschlüpfen. Um diesen Zeitpunkt sucht das Männchen das nächste Wasser auf, wo die Jungen ihre weitere Entwicklung durchmachen. Deshalb der Name Geburtshelferkröte oder Fesselfrosch. Ich weiß, dass viele Menschen schon danach gesucht halben und sind diesen eigenartigen Tönen nachgegangen. Da der Glockenfrosch aber ein Dämmerungs- und Nachttier ist, ist es auch schwer, ihn zu finden, denn da, wo man ihn vermutet, ist es gar nicht. Tagsüber hält er sich versteckt unter Steinhaufen, in Felsspalten oder in Moospolstern, des nachts geht er auf Nahrungssuche aus, wobei er dann seine Rufe ertönen lässt, die uns bei der Suche nach dem Tier schon oft in die Irre geführt haben. Nun möchtet ihr auch gern wissen, wie er aussieht. Auch hier weist er einige Abweichungen gegenüber der Erdkröte auf. Kaum wird er länger als 4-5 cm. Die Oberseite ist von aschgrauer, ja manchmal sogar hell-bräunlicher, die Unterseite von silbergrauer bis weißlicher Färbung. Besonders typisch sind die Augen mit senkrechter Pupille.

In diesem Zusammenhang möchte ich noch darauf hinweisen, dass die Geburtshelferkröte auf Grund ihres seltenen Vorkommens in Deutschland, bei uns in der DDR mit unter Natur- und Tierschutz steht, weshalb es streng verboten ist, diese Tiere zu fangen oder gar zu töten. Ich gebe der Hoffnung Ausdruck, dass diese Zeilen mit dazu beitragen, euer Wissen zu erweitern und Eigenarten in der Natur unserer Heimat zu erhalten.

Weiter wäre ich für Hinweise sehr dankbar, von den Lesern zu hören, wo noch weiter solche Vorkommen von dieser Lurchart in unserer Gegend sind, da diese zur weiteren Forschung ungemein nützlich sind für unser Eichsfelder Land.

Ferdinand König,
Kulturleiter auf Schloss Bischofstein
(Quelle: Lengenfelder Echo)