Geschichte & Brauchtum

Diese Rubrik vereint eine breite Auswahl an historischen Beiträgen zur Eichsfelder Geschichts- und Naturlandschaft sowie einzelne Ausarbeitungen zu den Themenkomplexen Tradition und Brauchtum des (Süd-)Eichsfeldes.

Die Arbeiten und Aufsätze verschiedener Heimatforscher und Lokalhistoriker, die oft ein Leben lang zu einzelnen Themenschwerpunkten ihrer näheren Heimat geforscht haben, sollen hier genauso dargestellt werden wie kleinere Ausarbeitungen bislang unbekannter Autoren.

Es ist das Ziel, diese Rubrik sukzessiv zu einem historischen Textarchiv des Südeichsfeldes auszubauen. Der Schwerpunkt der Auswahltexte wird dabei auf dem Ort Lengenfeld unterm Stein und seiner näheren Umgebung liegen.

Oliver Krebs

Ein unkündbares Darlehen

Bearbeitet nach den Lengenfelder Gemeindeakten von Georg Leister

Im Mittelschiffe der Wallfahrtskirche des Hülfensberges ruhen in der Fürstengruft, in Zinksärgen verschlossen, die Gebeine des Landgrafen Christian von Hessen-Rothenburg-Rheinfels und die seiner Gemahlin Juliana. Der Landgraf, ehemals in Eschwege wohnhaft, war ein eifriger Verehrer und großer Wohltäter des Hülfensberges, der der Wallfahrtskirche reiche Stiftungen vermachte. Kurz vor seinem Ableben errichtete er noch ein Benefizium von 3000 Rthlr. zugunsten des Hülfensberges.

Als man noch in Lengenfeld unterm Stein Bier braute

Nach den Gemeindeakten bearbeitet von Georg Leister

Die kurmainzischen Landesherren hatten den großen eichsfeldischen Gemeinden die Braugerechtigkeit verliehen. Diese Dörfer waren berechtigt, in ihren gemeindeeigenen Brauhäusern für den örtlichen Bedarf Bier zu brauen. Durch eine kurfürstliche Verordnung aus dem Jahre 1561 hatte auch Lengenfeld unterm Stein dieses Vorrecht erhalten, „soviel Bieres zu ihrem Essen zu brauen, als sie bedurften". Jedoch war es untersagt, Bier außerhalb der Ortschaft zu verkaufen.

Hundert Jahre Lengenfelder Viadukt

Lengenfeld unterm Stein, im romantischen Friedatale am Fuße des Schlosses Bischofstein gelegen, ist das größte Dorf des südlichen Eichsfeldes. Wenn man den Ortsnamen hört, denkt man zugleich an den Viadukt, der in einer Höhe von 28,50 m und einer Länge von 260 m das Friedatal überspannt. Seit fast hundert Jahren gehört der Viadukt zum Dorfbild Lengenfelds. Daher erscheint es angebracht, sich einmal mit dem Entstehen dieser Talbrücke zu beschäftigen.

Wollenkämmers Auszug und Heimkehr

Infolge seines kärglichen Bodens war das Obereichsfeld von jeher außerstande, seine zahlreiche Bewohnerschaft allein zu ernähren. Da mussten viele Eichsfelder ihr Brot in der Welt (Fremde) verdienen als Hausierer, Fabrikarbeiter, Ziegelbäcker und Wollenkämmer.

Die Flurnamen der Gemarkung Lengenfeld

„Wenn die uralte Zeit noch irgendwo haftet in der neuen, so ist dies in den Benennungen der Dorffluren, weil der einfache Mann kein Bedürfnis fühlt, sie zu verändern." (Jakob Grimm). –

Vor den Familiennamen, welche um 1300 aufkamen, waren die Flurnamen da. Sie sind im Allgemeinen auch älter als die mittelalterlichen Baudenkmäler. Manche geben Ausblicke in die heimatliche Geschichte und Volkskunde, z. B.: Am Galgen, Hinterm Gericht, An der Zollstede, Beim Hopfengarten, Am Eselsweg, Im Rösenbach, Am Frauenstein.

Heimat im Frühlingserwachen

Längst sind die Schneemassen, die lange trotzig auf den Bergen und Hängen lagerten, zu Tal gegangen. Das wilde, ungestüme Tosen der zu Wildbächen gewandelten Wasserläufe, die den Winter hinabtrugen in die Läufe der Bäche, Flüsse, hin an die Gestade der Meere, ist verklungen, und die trüben, aufgewühlten Wogen haben sich beruhigt. In den geklärten, murmelnden Wellen spiegelt scheu das Blau des Himmels, und in ihrem geheimnisvollen Gesang wiegt das Hoffnunglied vom Frühlingsauferstehen.

Die Geister der Zeit (Ein Zeitbild um 1900)

Der alte Valentin Webeknecht stand am Fernster der niedrigen Bauernstube und schaute unverwandten Blickes hinüber nach den Wiesen. Es war um „Peter und Paul“ herum. Das Heu war gut geraten, und es herrschte nun oben auf den Wiesen reges Leben, die Ernte einzuheimsen. – Der alte Valentin war ein Bauer von altem Schrot und alter Art. Da drüben auf den Wiesen, da war so jetzt um die Zeit sein Platz gewesen. Aber so – er merkte, er wurde alt, war schon alt und die heiße Junisonne hatte sein immer heftiger auftretendes Leiden, die Gicht, nicht hinwegzuzaubern vermocht.

Die "Heidenklus" in der Bahnhofstraße

An verkehrsreicher Straße, eine Minute vom Bahnhof Lengenfeld steht ein alter Bildstock. Unter dem Namen „Klüschen“ ist er in der ganzen Umgegend bekannt. Wer Zum Bahnhof will, muss daran vorüber. In früheren Jahren umrauschten ihn zwei alte Linden, die leider beim Bau des neuen Bahnhofes gefällt werden mussten. Es liegt im Interesse der Heimatpflege, dass solche Wahrzeichen aus alter Zeit erhalten bleiben. Es soll hier nicht erörtert werden, welchem Umstand das Denkmal seine Entstehung verdankt; irgendwelche Aufzeichnungen werden darüber noch vorhanden sein.

Adam Richwien Eine Kurzbiografie

Lengenfeld unterm Stein. Am Nachmittag des 25. September (1928) ist Adam Richwien, der gemütvolle Heimatdichter, einem Herzschlage erlegen. Er war schon lange leidend; trotzdem hatte niemand an sein nahes Ende gedacht.

Nun hat der Tod auch dem Manne die Feder aus der Hand genommen, der zu unseren eifrigsten Mitarbeitern zahlte und der so manches gemütvolle Essay zum Preise seiner eichsfeldischen Heimat, so manches ansprechende und vielleicht auch literarisch wertvolle Gedicht in den Spalten der „Hülfensberg-Glocken“ veröffentlicht hat.

Adam Richwien Ein Lebensbild und eine Würdigung seines Schaffens

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Infolge eines Herzschlags ist am Dienstag, 25. Septbr., nachmittags 3 Uhr, der eichsfeldische Volks- und Heimatdichter Adam Richwien in Lengenfeld u. St. aus diesem Dasein abgeschieden, – allzu früh für seine Angehörigen, allzu früh auch für die eichsfeldische Heimatliteratur, der er noch schöne Werke zu schenken vermocht hätte und für die eichsfeldische Heimatbewegung, deren Förderung ihm sehr am Herzen lag.

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