Schlachtefest

Die Wintermonate sind die Zeit der Schlachtefeste. Wieder werden Feldgieker, Brat-, Gar- und Weckewurst gemacht und fetter Schlachtekohl (Sauerkraut) gekocht. Das richtige Feiern am Abend des Schlachtetages, wie es zu Großvaters Zeiten üblich war, ist nicht mehr. Doch die alte Sitte des Wurstesuppenholens ist noch teilweise üblich, indem die Nachbarn sich Fleischbrühe holen. Früher geschah dieses umfangreicher. –Ein Heimatfreund schenkte mir untenstehendes Gedicht, wo dieser alte Brauch in heimischen Dialekt wird. Darum erlaube ich es mir, es im „Lengenfelder Echo“ wiederzugeben. Wie ehemals in Großvaters Zeiten ein Schlachtefest gefeiert wurde, darüber will ich im Folgenden kurz berichten. Ich gebe es so wieder, wie es mir von alten Leuten erzählt wurde. Bei den kargen, Ernteerträgen der damaligen Zeit wurden nur kleine Schweine geschlachtet. 60 bis 100 Pfund war das durchschnittliche Gewicht. Ein Schwein mit 160 Pfund bei einem besser gestellten Bauern war eine Seltenheit. Der Erzähler sagte mir in humorvollen Worten: „Manchmo worrns sö kläine Dinger, de sich hingerm Rießbasen verstuckten“. Trotz alledem wurde gründlich Schlachtefest gefeiert, wozu Verwandte, Bekannte und Nachbarn eingeladen wurden. So soll es vorgekommen sein, dass von einem kleinen Schwein nicht mehr viel übrig geblieben ist. Wörschtesoppen war in der damaligen Zeit etwas Wertvolles. Wörschtesoppen mät ingebrocktem Bröd war eine Delikatesse. Sie war es auch wieder in den letzten Kriegs- und in den ersten Nachkriegsjahren, wo der Hunger im Lande war. Da wurde auch das kleinste Stückchen Brot geschätzt. Und doch – wie schnell ist dieses schon wieder vergessen; denn wie oft sieht man in den Gossen der Straßen mit Wurst belegte, weggeworfene Brotscheiben liegen? Muss das sein?

Lambert Rummel