Kloster, Mühlen und der Dom
100 Jahre blickt der „Eichsfelder Dom“ zu Effelder weit ins Land, gleich gegenüber der tiefer gelegene bonifatianische Hülfensberg. Nahe auch der schöne Westerwald, Burg Gleichenstein, im stillen Tal die Wallfahrtskapelle „Klüschen“, von alters her Ziel gemeinsamer Glaubensbekundungen. Dem einsamen Wanderer hingegen ist es ein himmlischer Platz für die Zwiesprache mit Gott und der Natur. Nahe die längst verschwundene Burg Bischofstein. Zwischen Gebüsch, Vertiefungen und Erhebungen, Spuren alter Herrlichkeit.
3 km östlich das ehemalige Kloster Zella, ursprünglich „Fridenspring“, weil es, tief im Wald, am „Friedeborn“ gegründet wurde. Vermutlich schon um 1175 als Doppelkloster von Mönchen und Nonnen nach der Regel des hl. Benedikt geführt, wird es 1215 erstmals urkundlich erwähnt. Damals bestätigte Papst Innozenz III. (Lateran März 29.) in einem Schutzbrief „Fridenspringe“ die Klosterbesitzungen und Rechte. Mit genannt wurde auch „Effeldere“: „40 Hufe Land“, „II molendina in Effeldere et Lutera“, 2 Mühlen an der Lutter und „ecclesiam in Effeldere“, das Patronat über die Effelder-Kirche. Vermutlich schon damals auf dem Kirchberg gelegen, wurde sie, ähnlich der Kapelle auf dem Hülfensberg, auf eine germanische Kultstätte gesetzt. Nachdem 1280 Graf Albrecht von Gleichenstein dem Kloster Zella, „villam Effelder“, das Dorf Effelder unter Einbehalt der Halsgerichtsbarkeit verkauft hatte, wurde es Klosterdorf der inzwischen „Fridenspring“ allein betreuenden Benediktinerinnen.
Heute strebt die Effelder Kirche St. Alban in 500 Meter Höhe domgleich himmelwärts. Mit Steinen aus heimischem Muschelkalkbruch erbaut, war am Tag des Kirchenpatrons 1894 das Richtfest für den dreischiffigen Hallenbau. 1895 war auch der 56 m hohe Kirchturm vollendet.
„Das Gotteshaus ist eine schöne gothische Hallenkirche und nach Zeichnungen des Franziskaner Frater Paschalius aufgeführt und gereicht der Gemeinde und dem Eichsfelde zur Zierde. Das alte Gotteshaus brannte vor fast 5 Jahren nieder“, vermeldete das „Worbiser Kreisblatt“ am 13. November 1894. Schadensursache: Blitzschlag am 26. Jan. 1890. Der wesentlich kleinere Barockbau hatte 172 Jahre überdauert. Nicht nur einmal erfuhren südeichsfeldische Höhendörfer, dass es im unergründlichen Ermessen des Allmächtigen liegt, das wieder zu verlieren, was sie zu seiner Ehre mühevoll errichtet hatten.
Im Südeichsfeld lag der Urgau „Eichesfelden“ (Urk. Regensburg, 897 Jan. 28.) über den zu Bonifatius’ Zeit (627-754) das Christentum Einzug hielt. Jahrhunderte zuvor hatten auf der Hochebene und in den angrenzenden Schluchten und Tälern thüringisch-sächsische Stämme gesiedelt. Christanisierende Franken folgten und bekämpften ohne Nachsicht 743-744 den germanischen Götterkult.
Was die 1215 beurkundeten „Fridenspring Mühlen“ im Luttergrund anbetrifft, lag dort im 15. Jahrhundert „Lutterhusen“, eine wüste Ortsstätte. Deren Platz nahm 1738 die oberhalb gelegene und neuerbaute „Luttermul“ der Brüder Oberthür ein. Unterhalb drehte sich das Rad der „KLOSTERMUL“. Immer wieder rekonstruiert, kamen sie und das Kloster 1811 an die Kommerzienräte Lutteroth und Röbling. Anschließend wechselten ständig die Besitzer. Unter dem Landwirt W. Köhler brannte im Januar 1923 die altehrwürdige „Klostermühle“ ab.
Drunten im Tal am rauschenden Bach
ist alles, was blieb, nur das Wehr.
Der Müller ging und der Linden Dach
birgt Einsamkeit ringsumher.
Auf ihren Grundmauern ließ 1926 Oberpostsekretär G. Töpfer ein Pensionshaus errichten. Heute ist die „Klostermühle“ ein komfortabel eingerichtetes „Waldhotel am Westerwald“ mit großzügig ausgestatteten Gästezimmern inklusive bester Küche. Wer die angesprochenen Ziele und darüber hinaus weitere erwandern oder sie mit dem Wagen erreichen möchte, findet für Unternehmungen in die Romantik des Südeichsfeldes hier den optimalen Ausgangspunkt.
Wolfgang Trappe
(in: „Eichsfelder Heimatstimmen“, Nr. 38/1994, S. 193-194)