Leute aus dem alten Lengenfeld
Prinz Hans war ein biederer Handelsmann. Sein Handelsgebiet war die Bückeburger Gegend. Dorthin fuhr er alljährlich und zog mit seinem Pferd und Wagen von Dorf zu Dorf. Auf einer Handelstour kam ihm auf der Landstraße eine mit feurigen Rossen bespannte herrschaftliche Kutsche entgegen. Unbekümmert ob der eleganten Kutsche fuhr er mit seinem Gespann im langsamen Tempo auf der Straßenmitte und dachte gar nicht daran, auszuweichen. Aus welchem Grunde er das vornehme Gespann nicht bemerkt hatte, hat mir der Erzähler nicht gesagt. So vermute ich, dass Johannes auf seinem Wägelchen eingenickt war – oder hatten ihn die Schildchen: Betteln und Hausieren verboten, welche an den Villen solch feiner Herrschaften angebracht waren, verärgert? Mag es nun gewesen sein, wie es will. Johannes machte keinen Platz und für geradewegs im langsamen Trott weiter. So kamen beide Gespanne zu halten. Der Herr in der Kutsche schimpfte und wetterte. Johannes aber fragte in gemütlichem Tone: „Mit wem habe ich denn die Ehre?“ „Prinz von Bückeburg" war die Antwort. „Prinz Hans von Preußen“ erwiderte der biedere Handelsmann. Dieses brachte ihm eine Strafe ein. Seitdem nannte man ihn Prinzhanschen. So wurde es mir erzählt. Ihn selber habe ich nicht gekannt; aber sein Häuschen stand noch in meiner Jugendzeit am unteren Kirchberge neben dem Hause A. Morgenthal.
Heinrich Richwien
(Quelle: Lengenfelder Echo)