Geschichte & Brauchtum

Diese Rubrik vereint eine breite Auswahl an historischen Beiträgen zur Eichsfelder Geschichts- und Naturlandschaft sowie einzelne Ausarbeitungen zu den Themenkomplexen Tradition und Brauchtum des (Süd-)Eichsfeldes.

Die Arbeiten und Aufsätze verschiedener Heimatforscher und Lokalhistoriker, die oft ein Leben lang zu einzelnen Themenschwerpunkten ihrer näheren Heimat geforscht haben, sollen hier genauso dargestellt werden wie kleinere Ausarbeitungen bislang unbekannter Autoren.

Es ist das Ziel, diese Rubrik sukzessiv zu einem historischen Textarchiv des Südeichsfeldes auszubauen. Der Schwerpunkt der Auswahltexte wird dabei auf dem Ort Lengenfeld unterm Stein und seiner näheren Umgebung liegen.

Oliver Krebs

Eisenbahn-Romantik im Eichsfeld geht zu Ende (1992)

Wir erlebten sie noch einmal: die Eisenbahnromantik der einstigen „Kanonenbahn“, die unser Jugendparadies mit der weiten Welt verband. Im „Rundschreiben 1991“ berichteten wir von der Entstehung und dem Betrieb der Strecke Leinefelde – Eschwege und ihrem Schicksal nach dem Ende des Krieges. Die „Hessische-Niedersächsische-Allgemeine“ vom 31. 5. 1992 brachte einen schönen Bericht aus der Feder von Frank Thonicke, den wir auszugsweise wiedergeben:

Die Käthe-Kollwitz-Sammlung der Beate Bonus verkauft (1992)

In den Rundschreiben 1989 und 1991 hatten wir über die Sammlung von 19 Originalzeichnungen und 37 Druckgrafiken der großen Bildhauerin und Grafikerin Käthe Kollwitz (1867 – 1945) berichtet, die diese ihrer Freundin Beate Bonus geschenkt hatte. Zur Erinnerung: Beate Bonus, seit dem gemeinsamen Studium der Künstlerinnenklasse der Münchner Akademie mit Käthe Kollwitz eng befreundet, hatte diese Werke in den langen Jahren ihres Aufenthaltes in Bischofstein 1921 – 1952 immer als großen Schatz gehütet.

Die Käthe-Kollwitz-Sammlung der Beate Bonus (1991)

Im „Rundschreiben 1989“ hatten wir über das Künstlerehepaar Arthur und Beate Bonus berichtet, das einen Großteil der älteren Jahre in Schloss Bischofstein verbrachte, nachdem schon ihr Sohn Heinz von 1917 – 1920 unser Mitschüler war. Beate Bonus war seit dem gemeinsamen Studium an der Münchener Akademie eng befreundet mit der großen Grafikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz. Letztere besuchte die Freundin auch zweimal in Bischofstein, 1929 und 1932.

Der letzte Bischofsteiner Schüler (1946)

Als Schüler, der die Heimschule Schloss Bischofstein nur ein halbes Jahr besucht hat, steht es mir an sich nicht an, einen Beitrag zum „Rundschreiben“ zu leisten. Wenn mich Günther Hangen dennoch dazu bewogen hat, so mag dies damit gerechtfertigt sein, dass ich der letzte Bischofsteiner gewesen bin und erst im Sommer des Jahres 1946 Schloss Bischofstein verlassen habe.

Der kleine Waldfriedhof (1990)

So viele Menschen hat der kleine einsame Wald­friedhof auf dem Kuhpalais lange nicht mehr gesehen. Noch im März lag er vergessen in der Wildnis, der Weg dorthin zugewachsen, die Umrandungsmauern niedergebrochen und die Gräber teilweise vom Unkraut überwuchert. In der Sperrzone konnte keiner der Angehörigen oder Freunde die Grabstätten besuchen.

Der „Eichsfeld-Express“ (1991)

Im Tagesablauf unseres Bischofsteiner Erlebens hatte die am Schloss vorbeiführende Bahnstrecke eine besondere Bedeutung. Wir kannten genau den Zeittakt der vorbei ratternden, laut bimmelnden Züge und wussten immer, was die Stunde geschlagen hatte: z. B. „nur noch eine halbe Stunde bis zum Mittagessen!“

Abends wurde die Gleisstrecke bis zum Entenberg­Tunnel – der „Bischofsteiner Ku-Damm“ unterhalb des „Kuh-Palais“ – ein beliebter Bummelplatz vorm Zubettgehen.

Das Ende des Eichsfeld-Expresses (1993)

In den letzten Ausgaben unseres „Rundschreibens“ hatten wir ausführlich über den Bau und die Entwicklung der „Kanonenbahn“ berichtet. Im Vorjahr erlebten wir jene denkwürdige Fahrt von Lengenfeld nach Kefferhausen zum Gartenfest im Café „Jot-We-De“.

Das Ehrenmal auf dem Bischofsteiner Bergfriedhof (1991)

Als wir nach Öffnung der Grenze erstmals wieder unser Bischofstein besuchen konnten, fanden wir im verwahrlosten Park hinterm Schloss das sehr verwitterte Ehrenmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges vor. Der Steinsockel war brüchig geworden und die Schrift mit den Namen der Gefallenen größtenteils unleserlich. Der Zugang zum kleinen Bergfriedhof über dem „Kuhpalais“ war zugewachsen, die Mauern ringsum teilweise eingestürzt und die Gräber überwuchert von Unkraut.

Aus welchen Gründen wurden wir Schüler in Bischofstein (1989)

Internatsschulen nach Art von Bischofstein gibt es heute nur noch wenige im westdeutschen Raum, und auch ihr Überleben ist aus wirtschaftlichen Schwierigkeiten gefährdet. Das ideale Aufwachsen junger Menschen im einfachen Leben der Heimschulen, abseits der Hektik der großen Städte und der Unrast des Alltages erscheint trotz des wirtschaftlichen Wohlstandes unserer Tage immer weniger Eltern erstrebenswert.

Arthur und Beate Bonus (1989)

Zu den auffallendsten Gestalten, die wir in Bischofstein erlebten, gehörte das Ehepaar Arthur und Beate Bonus. Hochgebildet, Idealisten, die nur an das Gute im Menschen glaubten, dabei anspruchslos an das Äußere, hilfsbereit und gütig lebten sie zwischen uns und strahlten immer eine herzliche innerliche Fröhlichkeit aus.

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