Bischofsteiner Erinnerungen: Fliegeralarm 1944

Für uns eine Sensation: Es ist Fliegeralarm. Alle Schüler haben sich in den Luftschutzkeller begeben, Seit etwa 20 Minuten ziehen feindliche Bombengeschwader über Bischofstein hin. Ununterbrochen vernimmt man das eintönige tiefe Brummen der Motoren. Da – was war das? Klang das nicht, als ob ein Flugzeug abgestürzt sei? Wirklich?

Nach ein paar Minuten wird von oben die Meldung durchgegeben: „Eine Maschine ist abgestürzt! Die Piloten rausgesprungen! Zug 4 und 5 müssen suchen!“ Nachdem die 2 Klassen den Raum verlassen haben, spinnen wir uns Geschichten zurecht. Der eine weiß das, der andere jenes. Kurz und gut – es werden Gerüchte aufgebracht, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Endlich wird Entwarnung gegeben und wir rennen in die Klassen. Aber wer kann denn jetzt ruhig dasitzen. Unser Zugführer muss sich alle Mühe geben, um uns zu bändigen. Als aber alle Klassen draußen sind, halten wir es auch nicht mehr aus. Mit Geschrei stürzen wir vor das Schloss. Da bemerken wir, wie die ersten Großen heimkehren.

Jeder hat ein Stück von einem Bomber. Ist das ein Jubel! Aber das Geschrei wird durch das Klingeln der Glocke übertönt. Jetzt flink in die Klassen!

Wie langsam doch die Stunde verrinnt! Unruhig rutschen wir auf unseren Bänken hin und her, bis endlich das Läuten ertönt. Befreit springen wir aus der Klasse. Nur schnell auf den Hof! O, hier ein Stück vom Seitenleitwerk und da was von der Kanzel! Und hier steht: „First Aid“, das bedeutet: „Erste Hilfe“. Auch während der Bettruhe wird nur von dem Absturz erzählt. Jeder weiß etwas Neues. „Na, im Dienst, da wird tüchtig gesucht!“, schlägt einer vor. Alle sind einverstanden, nur der Zugführer nicht.

Er setzt sich durch. Die anderen Züge gehen auf die „Jagd“, Zug 3 macht Ordnungsdienst. Neidisch sehen sie die anderen mit Schlauchbooten, Geräten usw. ankommen. „Junge, was hat sich die Beute vermehrt!“ Fast das halbe Flugzeug ist auf dem Schulhof. Nur schade, dass wir die Sachen nicht behalten dürfen.

Autor: unbekannt
(Quelle: „Bischofsteiner Rundbrief" 1944, Ausgabe 1, S. 5)