Beschreibende Darstellung der Burg Stein und ihres Vorwerkes aus dem Jahre 1664

Zum Geleit

Die nachfolgende Beschreibung der alten Burg (Bischof-)Stein und ihres Vorwerkes ist die einzige bekannte ihrer Art und stammt aus der Feder des Amtsvogtes Georg Wilhelm Zwehl, der in seiner Funktion von 1663 – 1664 auf dem Bischofstein waltete.

Die gesamte Urkundenabschrift umfasst 37 Schreibmaschinenseiten im DIN-A4-Format und stammt aus dem Nachlass des eichsfeldischen Regionalforschers Walter Prochaska. Wer die Übertragung der Urkunde realisierte, ist nicht bekannt. Die Abschrift aus dem Nachlass Proachaska wird heute im Ortsarchiv der Gemeinde Lengenfeld unterm Stein verwahrt.

Es ist davon auszugehen, dass Orthografie und Lautung bei der Übertragung des Originaltextes in ihrer ursprünglichen Form belassen wurden, um größtmögliche Authentizität zu wahren. Worterklärungen und sonstige Verweise wurden durch den Lehrer und Autor Anton Fick in Klammern hinter den jeweiligen Ausdruck gesetzt.

In Auszügen wurde die beschreibende Darstellung bereits zitiert in Anton Ficks unveröffentlichter „Chronik der Gemeinde Lengenfeld unterm Stein und des Bischofsteins“ (verfasst 1951) sowie in Lambert Rummels Aufsatz „Neuere Erkenntnisse über die Burg Stein“ (1957).

Als einzigartiges Zeitdokument, verfasst im Stil eines Begehungsprotokolls, vermittelt der Text wertvolle Details über die architektonischen Eigenheiten der Burg Stein sowie ihrer Neben- und Wirtschaftsgebäude. Auch das Inventar der Burg, so weit dieses zum Zeitpunkt der Begehung in den Gebäuden der Burg vorhanden war, findet Erwähnung.

Ergänzend zu der nachfolgenden Beschreibung empfiehlt sich ein vergleichender Blick auf die Grenzregulierungskarte aus den Jahren 1582/1583, die ungeachtet ihrer wesentlich früheren Entstehungszeit maßgebliche Übereinstimmungen mit den im Text erwähnten Gebäuden sowie ihrer Lage und äußeren Beschaffenheit aufweist.

Der folgende Auszug umfasst die Textabschrift zur Beschreibung der Burg Stein sowie ihres Vorwerks und enthält darüber hinaus einige abschließende Anmerkungen ihres Autors Georg Wilhelm Zwehl. Alle weiteren Seiten der Abschrift, welche den allgemeinen Grundbesitz aller Ortschaften auflisten, die zum Amtsbezirk Bischofstein gehörten, wurden noch nicht per Texterkennung erfasst. Dies soll zu einem späteren Zeitpunkt realisiert werden, damit die Abschrift des Originaldokumentes zukünftig in Gänze präsentiert werden kann.
 

Oliver Krebs
Ortschronist der Gemeinde Lengenfeld unterm Stein, im Jahre 2023


 

Blatt 1: Beschreibung deß Amptshauses Bischofsteins mit angehörigen Dorfschafften


1.

Ist das Schloß Bischofstein halb mit einer Mauren eingefaßet, darinnen befindet sich:


2.

Ein mit Queter (Quadern) vndt kleinen Queckensteinen auffgeführter runder Thumb (Turm) ohne Tach, ist 62 schue (Fuß) hoch vndt 84 schue im zirckel (Zirkel) dick.


3.

Ist einwendig (innerlich) gantz wüst.


4.

Ahn Kirchen Ornat (feierliche kirchliche Amtstracht) ist nichts vorhanden.


5.

Das Wohnhaus ist 100 Schue lang vndt 35 Schue breit, mit Ziegel bedeckt, hat 3 Stockwerck, in dem understen eine Wohnstuben mit fünff Fenstern, darinnen eysener Ofen, mit einem Auffsatz mit Thönern Tafeln, daran eine Cammer mit 1 Fenster, ferner durch den Gang hin ein Schreibstuben mit 3 Fenstern vndt einen Ofen von Kacheln; eine Küchen mit drey Fenstern nebens einer kleinen Speise Kammer, so ein Fenster hatt.


6.

Das ander Stockwerck hat zwey Stuben, deren eine die Ambtsstuben mit sieben Fenstern vndt ein Ofen von Kacheln, die andere, die Hofstuben genannt, hat 3 Fenster vndt ein eisern Ofen mit einem Vffsatz vor Erndten Tafel (irden) Taffel, einen Saal mit 4 Fenstern, item vier Cammer, deren 2 nach dem Thurm, eine mit einem Fenster, die ander mit zwey Fenstern, dan zwey an der Ambtsstube, deren auch eine mit einem Fenster, die andere mit zwey Fenstern, seint alle mit Esterich begoßen.


7.

Das dritte Stockwerck hat eine wüste Stuben, die Nonnenstuben genandt, ohne Ofen neben einem kleinen wüsten Cämmerlein, mit einem Fenster; hiervor seindt zwey Bodden vndt ein Vorsaal, alle mit Esterich bodden.


8.

Darübber hat es einen Esterichbodden mit zweyen alten Rauchkammern, gahr unter dem Tach hat es einen kleinen Boden mit Dielen beschloßen, etwan den funfften theil des Hauses haltende


9.

Volget, was an Haußraht ob Handen, inhalts darüber gehaltener Protocolß so bey Beziehung (Einzug?) des Schlosses sich gefunden:

  • 1 Tisch, so man außeinander ziehen kann
  • 1 klein glaß Trefur
  • 2 kleine alte Taffel (Tische)
  • 1 großer alter Kasten ohne Schloß
  • 1 groß Himmelbeht
  • 1 klein Himmelbeht
  • 1 doppelter veschloßener vndt
    1 ein fachtiger ohnverschloßerner Seidelbanck (Seidelbank= Truhenbank = Truhe zum Sitzen)
  • 3 stehende Schräncke
  • 1 klein steiner trock (Trog)
  • 2 brandt Eisen vffen herdt, deren eins zerbrochen (Dreifüße?)
  • 1 bieren Kalter vndt
  • 1 bieren Mühlen
  • 1 alter Backtrog
  • 1 Frucht Rollen
  • 1 beschlagener Heimbtze (heimetze, heimtze = mhd. „Heimzen“, ein Getreidemaß) mit
  • 1 Metzen Bischofsteinischen maases (Maßes)
  • 1 Heyrroder (Heyeröder) oder mulheusischer (Mühlhäusischer) heimbten vndt darzugehörige metzen

An Esel seindt vorhanden gewesen 3, deren einen der Wolff gefreßen sampt 5 Waßer Thonnen.


10.

Neben dem Waschhaus ist ein Pferdtstall, so 48 Schue lang vndt 30 breit, worauff zwey Cammer vndt zwey boden mit Esterichen vbereinander


11.

Vberhalb dem Pferdstall gegen dem Wohnhauß ist ein Schoppen, 58 Schue lang vndt 15 breit


12.

Im Vorhofe ist ein Back vndt Brauhaus, so zusammen 56 schue lang vndt 21 breit; dagegen vber ist ein wüster Schoppen mit einer Thorausfahrt gantz wandelbahr.


13.

Vnten am berge ist das Vorwerck, worinnen der Schaffmeister wohnet. Dieß wohnhauß hat eine Stuben, worin ein Fenster einen Haußehren neben einer Cammer oben auff einen leumen boden halt 32 schue breit vndt 35 lang, daran ist ein Kuhestall, ist auch 32 schue breit vndt 75 lang, worüber ein gantzer leumen bodden gehet, hieran ist ein wüster Schoppen, so 47 schue lang vndt 32 breit vndt mit Ziegel gedeckt, dargegen über ist die Scheuren, so 38 schue breit vndt 140 schue lang mit zwey auffgehenden Thoren, oben zwey Ställe vndt ein boden, hierüber stehet ein Schaffstall, so 36 schue breit vndt 95 lang, oben mit keinem Thor oder Thuer vewahret, vndt gleich den andern gebäuden mit Ziegel bedecket.

Ich, Georg Wilhelm Zwehl, Maiintzischer Churffürstlicher Ambt Voigt vff Bischoffstein geben jehrlich 40 fl von der Schefferey zun Trifftgelde deren Winterhaltung bestehet in 400 Stücken, 12 Malter, 3 Heimetzen Korn, 12 Malter, 3 Heimetzen Haber.

Von funff Huefen Schloßländerey so zum Hause gehörig, so hin vndt wieder auch umb Lengefeldt vndt an den bergen gelegen, vndt zwahr nicht zum besten, sondern fast steinicht, wie specifici hernach folget

30 Acker unterm Burgberge, unterm Holtze hero vndt zwischen dem Wege, an der Zielhecken wenden hindenauß auff Hansen Schwartzenn und forne auff dem Teiche nach dem Vorwerge zu

1 Acker, der Wickenhoff genandt, ligt vor dem Vorwerge

7 Acker auffm Hentzenrein zwischen dem Eselsbrunnen vndt Clauß Kochen, wenden oben aus auff Joseph Zincken (?) vndt vnden aus auff Lorentz Grimmen.
 

Autor: Georg Wilhelm Zwehl (Amtsvogt der Burg Bischofstein von 1663 – 1675)
Quelle: „Lagerbuch der Vogtey Bischoffstein, auffgerichtet 1664“

Die schriftliche Überlieferung des kurmainzischen Amtes Bischofstein-Greifenstein im Umfang von 1,35 laufenden Metern wird heute am Standort Wernigerode des Landesarchivs Sachsen-Anhalt verwaltet. Sie umfasst Archivgut aus dem Zeitraum von 1668 bis 1817.

Archivaliensignatur: Landesarchiv Sachsen-Anhalt, A 39a, Nr. 207 (Benutzungsort: Wernigerode)
Alt-/Vorsignatur: Rep. A 39a, XXII Nr. 17a