Aus Bischof Konrad Martins Zeit

Als Bischof Konrad Martin, des Eichsfelds großer Sohn,
in Paderborn regierte, wohl auf dem Bischofsthron,
auf Eichsfelds Heiligtume, da war er oft zu Gast
und hielt auf Keudelsteine wohl dann auch gerne Rast.
In Wald gebettet lieget das Gut im Wiesengrün.
Wohl manchen Waller sah es zum Hülfensberge zieh’n.
Und oftmals wohl von dorten zu ihm herüberdrang
des Wallfahrtskirchleins milder, andächt’ger Glockenglang.

Abendfrieden

Schon längst ist über Hain und Hag
Das Abendläuten sanft verklungen,
In weichen Armen ruht der Tag,
Die Nacht hält ihn selig umschlungen.

Nun lasst ein wenig mich hinaus.
Ich muss die lieben Sternlein sehen,
die Lichtern gleich im Vaterhaus
Geruhsam dort am Himmel stehen.

Schweig’ still mein Herz – warum so zag?
Dort winkt der Liebe stiller Hafen.
Dort ruhet der versunkene Tag: –
Dort wirst auch du einst selig schlafen.

Märchenland

Am Räine vorr Zieten en Hittchen stand,
zwischen Hecken un Dickicht un Dorn.
Äbberm Hittendach laog Sunne mät sträichelnder Hand,
un drinne quoll en Meerchenborn.

Un immer zogk’s mich henn in das kläine Hüs,
wö das Spinnradchen schnurrte sö flink.
Ging mehrens libber henn wee bin „Dortelies“,
wö das Bild vun Rötkappchen hing.

Mät’m Spinnrade schnurrte d’r Kater im Takt,
Dortlies steerte ’s Fier un hub ahn:
Wie hett mich do manchmo das Gruseln gepackt,
wann’s erzehlte vum Schlapphanjesmann.

Kornstieggenlied

’S äs Arnteziet, de Ahren dorrn,
De Sichel rutscht im riffen Korn.
De Garbenstieggen stenn wie wann
se än kattünern Maantel han
mät Franzeln un Besatz.

Se stenn in langen Riehen henn
wee Wieber, dee zur Kärchen genn.
Än Ströhsäil als Schallappentuch
wee’s freeher sö das Wiebsvolk trug
mät Franzeln und Besatz.

Ganz hing’n, vum letzten Stieggenhut
krachzt änne schwarze Rabenbrut:
„De han ich lange nit gesiehn,
sö häbsche Maintel vun Kattün
mät Franzeln un Besatz.“

Drim kann ich nitt gehiehle

In äm Derfchen uff d’r Eichsfaller Höh’
Do worr änne Hochste im Gange,
De Brüt worr namlich Küchhustens M’ree,
D’r Brütjam Hannhennersch Stange.

Das Assen un Trinken worr gut gerott,
En Speelmann dar machte Musike –
Se tanzten mit Iffer un jeder hott
Bim Schlafittich sin Wiebersticke.

’S wurde getrunken, gesungen, geschucht,
Ganz glicklich worr Hannhennersch Stange,
Beschert äs d’r Knochen, ken Huin träit ’n furt,
Ha hotte ’s Mareechen schun lange.

Kärchgang

Im Glockenturm lange de Jungen schun sitzen,
Zum Schulhüse he de Öhren se spitzen –
Do macht d’r Schullehr’r ’s Fanster uff,
Un titt än Pfiff zum Turme heruff,
Wö öben de Jungen in d’r Luken hocken –
Zum erstenmol lieten zum Amte de Glocken.

Wase Liesbeth rieft: „Hennerch, heerste dann nit?
Zum erstenmol hett’s jetzt zum Höchamt gelüt’t.
Alloh, nun mach – es wärd dach äh Ziet,
Dass me endlich nun vum Ströhsack uffstiet.
D’wiel dü dich wescht und machst dich werr trocken,
Zum zweitenmol lieten zum Amte de Glocken.“

Enne lustige Bimmelbahnchengeschichte

An d’r Strecke nach Fipshüsen
Hett en Ding sich zugeträun,
Un dass wohr äs de Geschichte,
Do verwett ich Kopp und Kräun.

Do, wö bin dan langen Tannen
Grad d’r Wagk de Gläise kritzt,
Sitzt im kläinen Warterhischen
Warter Jaokob, dienstbemützt.

Kam en Zugk verbiegeschnübet,
Flitzt’ ha rüs uns stand hänsch stramm,
Worr verbie dar – Langewiele
Äbber Warter Jaokob kam.

Uem in disses Elenslaaben
Ninzebrängen Harmonie,
Nahm sich Bahnewarters Jaokob
Eines Tagks en Zeegenvieh.

Als ich mit Mutter Reisig sammeln ging

Wie hab ich immer mich so gefreut,
wenn meine Mutter sprach in Jugendtagen:
"Komm her, mein Kind, wir sammeln Reisig heut!
- Und du, mein Bub, hilfst es nach Hause tragen."

Da holte ich flugs den alten Tragekorb hervor,
zum nahen Dünberg lenkten wir die Schritte -
wie stieg ich dann am steilen Hang empor
und knickte manchen Zweig nach wilder Knabensitte.

Heimkehr

Am Wärterhäuschen längst die Schranke fiel,
und immer näher rückt das Reiseziel,
und dort ein Feld - schmiegt sich am Rain entlang
- der es bestellt, bald drück' ich ihm die Hand.
Das Stückchen Saat - es ist des Vaters Land,
er war's, der dort mit spröder Scholle rang.

Heimatläuten

Über mir die Wipfel träumen
in des Tages Scheidestunde.
Klar der Frieda Wellen schäumen
unter mir im Wiesengrunde.

Über waldumhegte Hänge
schweben hoch vom Turme schwingend
feierliche Abendklänge,
Abschiedsgruß dem Tage singend.

Westwärts, fern an blauen Hügeln,
mahnt mich letztes Sonnenglühen.
Dämmerlicht auf leisen Flügeln -
Sterne bald wie Blumen blühen.

Heimatläuten - wenn zu Grabe
man mich bettet, wandersmüde,
deiner Klänge Zaubergabe
spenden mir zum Scheideliede!

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