Es läutet ... Besinnliches für den hl. Abend

Tannenduft liegt fein und zart in den Straßen. Ganz nah ist das Fest und hält die Menschen in seinem geheimnisvollen Bann. Erwartungsvoll harren die Kinder. Zu langsam kreisen die Zeiger der Uhr. Zu lang ist ihnen der kurze Wintertag. Endlich bringt Vater den Tannenbaum. Mutter trägt den bunt schillernden Baumschmuck herbei, der wohl verschlossen in der Kommode lag. Unter Jubel, mit leuchtenden Augen, wird der Christbaum angeputzt. Schmuck und glänzend steht er bald an seinem Ehrenplatz und sein Gezweig streut den Duft und Hauch des Festes über den Raum.

Ernte

Mit keuchendem Atem steigt sie den Hügel hinan, die alte Margareth; auf schmalen, holperigen Feldpfad. Die Felder liegen im Glutofen brennender Sonne. Ein Endchen rückwärts trippelt noch ein Mädchen, so an die sieben – acht – Jahre – 's will nimmer halt mehr so recht mit der Alten. Aber da oben am Hügel, da liegt ein Stückchen Land. Dem vertraute sie im Frühjahr die Körner an. – Nun ist schon Ernte!

Die Wonnen und Gefahren des Maien

Wieder mal ist der schönste der zwölf das Jahr beherrschende Monde, der Wonne spendende Mai ins Land gezogen. Jung, in ungebrochener Schönheit strahlend, kam er, von uns allen froh empfangen und jubelnd begrüßt, warb er um uns wie ein stolz geputzter Hochzeiter. Blumen, Laub und Lieder trägt er als Gewandung. Frohsinn, Lebensfreude und Lebensbejahung pulsen in seinen Adern.

Die alte Buche

Irgendwo an einem Punkte meiner eichsfeldischen Heimat steht eine alte Buche. Nun, was ist das Besonderes? Buchen gibt es viele. Recht – es gibt viele alte Buchen – gerad' so, wie es viele alte Häuser, alte Mauern, alte Leute gibt. –Die Buche, von der ich schreibe, steht so, dass heller Sonnenschein in ihren Wipfeln liegt. An ihrem Fuße, im Schatten ihrer weit ausgespannten Äste, lässt's sich gut träumen. Es ist ein anheimelndes Plätzchen, reiche Ausschau bietend in die wechselvolle Gegend. Und wer noch mehr will, kann auch Einschau halten ins wechselvolle Leben.

Dämmerstunde

Sie haben etwas anheimelnd Absonderliches, die Zeitspannen zwischen Tag und Nacht. Hast du das nicht auch schon empfunden, als du vielleicht einmal - nach Scheiden eines heißen Sommertages vielleicht - geruhsam, losgelöst von allen schweren Gedanken des Erdgebundenseins, irgendwo - einsam mit halbgeschlossenem Blick - hineinträumst in den scheidenden Tag? Die Gedanken, die dir da wohl kommen in solcher Dämmerstunde, sie waren leichter und nichts haftete an ihnen von Erdenschwere.

Berufung

Der Arzt war gegangen. Er war da gewesen und hatte das letzte getan, was er tun konnte, dem Kranken durch eine Morphiumeinspritzung die letzten Tage - die letzten Stunden vielleicht - zu erleichtern. Gedämpftes Licht lag über dem Raum. Geräuschlos waltete die Krankenschwester ihres Amtes. Nicht lange mehr würde sie hier zu tun haben. Nicht lange mehr, - denn bald musste es ja vorbei sein. Da lag einer, den der Tod sich erkor in den besten Lebensjahren, im besten Mannesalter. -

Als die Lichter verloschen ... (Allerseelenstimmungsbild)

Spätherbsttag ist's und Spätnachmittag. Tief und scheu liegt das Dorf in der Talmulde. Schon breiten sich Dämmer- und Nebelschwaden über die schweigsam und verträumt liegenden Fachwerkhäusergruppen. Schwer setzt sich der feuchte Nebel in blattkarge Bäume und haftet an den Zweigen wie Tränen. Am altersgrauen Kirchturme hebt die Uhr knarrend zum Stundenschlage an. Wie zitternde Klage hallt's über die Totenhügelkreuze des schweigsamen Friedhofes - wie flehentliches Miserere ...

Wie Wulljakob zu sim Gald kam

War en Eichsfaller verr dumm verkäife wall, dar äs salber verkeuft. Ungn an dr Elbe, do war mol änner, daar hotte vun Wulljakob änne Strickjacken gekeuft, abber ans Bezahlen dochte ha nit. De Jacken war schuint henngehäbbet un Jakob hotte sin Gald nach nit. Wie ha mol werr hen kam uff dr Tür, do sait ha verr dan Lumps sine Freube: Wie äs es dann, ühre Mann brücht dach werr änne Jacken? Jo, sait der Freube, do hann ich äh schuint drane rim klüsiert. Aber hie kann me ja dach de scheenen Jacken nit krieh un de – de kriet dach de anner nach bezahlt.

D'r jüngste Tagk

Ha hotte sich werr mo en tichtigen genummen. Starnhagelbesoffen worr ha häimgekummen. Sin Annemarie hett am d’ Stäbbel von Feeßen gerässen un hett’en henn uff’en Ströhsack Geschmässen. Do staik en gefahrliches Gewitter uff – Annemarie verr Angst ehrem Süffbaß zurüff:

„D’r jüngste Tagk as – Marten, stiek uff,
Daß ha dich nit trifft in dimm schrecklichen Suff!“
„D’r jingste Tagk?“ – hett ha do gestaunt,
„Je, hunn’se dann äh schun posaunt?“

De Schulz-wecke

In freeheren Zieten gings uff äm Derfe im Äichsfalle in d'r Gemäindeverwaltung än bischen derch'n nanner. Do kaom äines Tages än "Alleräbberschter" vun d'r höchen Behörde un kontrollierte dan Gemäindekrom mol än bischen. Do gobb's allerläi Äbberraschungen. In äm Register stunn nun uff d'r Üsgabesitten: "Für Schulzwecke Mk 200,-" Dar "Alleräbberschter" frogte nun dan Schulzen, wö das Gald wärr hen verbrücht worrn. Do mäinte d'r Schulze, do mitte ha'n Gemäindebäcker froge, dar hatte de Wecke geläwwert un gegassen hatte se salbstverstandlich d'r Schulze, wee's veergeschräbben wärr.

Inhalt abgleichen