Beiträge von Anton Fick

Die Flurnamen der Gemarkung Lengenfeld

„Wenn die uralte Zeit noch irgendwo haftet in der neuen, so ist dies in den Benennungen der Dorffluren, weil der einfache Mann kein Bedürfnis fühlt, sie zu verändern." (Jakob Grimm). –

Vor den Familiennamen, welche um 1300 aufkamen, waren die Flurnamen da. Sie sind im Allgemeinen auch älter als die mittelalterlichen Baudenkmäler. Manche geben Ausblicke in die heimatliche Geschichte und Volkskunde, z. B.: Am Galgen, Hinterm Gericht, An der Zollstede, Beim Hopfengarten, Am Eselsweg, Im Rösenbach, Am Frauenstein.

Wollenkämmers Auszug und Heimkehr

Infolge seines kärglichen Bodens war das Obereichsfeld von jeher außerstande, seine zahlreiche Bewohnerschaft allein zu ernähren. Da mussten viele Eichsfelder ihr Brot in der Welt (Fremde) verdienen als Hausierer, Fabrikarbeiter, Ziegelbäcker und Wollenkämmer.

Der Frauenstein

In der Kirchhofmauer zu Lengenfeld unterm Stein befindet sich der mittelalterliche Grabstein einer adeligen Frau, im Volksmunde „der Frauenstein“ genannt. Eine Kalksteinplatte von etwa einem m Breite und vielleicht 1,10 - 1,15 m Höhe zeigt in gotischer Linienführung eingemeißelt, Christus am Kreuze, links darunter Maria und Johannes, rechts eine Frau, die Verstorbene darstellend, welche die Hände zum Kreuze hin ausstreckt. Der Raum zwischen diesen Gestalten und dem Querbalken des Kreuzes ist mit zwei einander zugeneigten Wappenschilden ausgefüllt.

Wanerwerk

"Zu den Quellen ländlichen Volkstums und örtlicher Historie führen die Wanergeschichten, die ein sagenfrohes, gemütstiefes Geschlecht in traulichen Herdstunden weitergab, in unsern Tagen aber als unersetzliches Volksgut mit ins Grab nimmt. (Aloys Höppner)

Allerlei Denkwürdigkeiten

Daten & Ereignisse von 1366 bis 1951

1366

ist ein großes Erdbeben in Thüringen gewesen, vornehmlich zu Mühlhausen, Eisenach und anderen Orten mehr; gleich in den Pfingsttagen hat es eine halbe Stunde gewähret; davon beide Kirchen und andere Gewölbe gar sehr zerrissen (wurden); und hat man das Schüttern und Beben an den Zinngefäßen auf den Kannenbänken gar deutlich gespüret. (Bang: Thüringer Chronik…1599, Eschwege-Mühlhausen).

Die Eichsfelder „Kleine Kirmes“ in früheren Zeiten

Am Morgen gett's in de Kerchen, de Wieber in de Frimasse, dass se's Mädäusbröt (Mittagsbrot=Mittagessen) gemache kunn. Wann der Imgang verbie es, gett's fieren lös. Alle Gevatter, Verwandten un Frinne sin schuint do. Bis zum Assen vertriebt me sich sö de Zeit met Räuchen, ungerhelt sich vun Pfaehren, Ossen un Schwienen, schwatzt vun Martpriesen, Kleesomn un wiest sich ä de Howeräet. Mittlerweile sin die Maarkgleserchen gar, un nu wird getofelt.

Advent, Nikolaus und Christtage in alten Zeiten

Zu Beginn der Adventszeit ging der Pfarrer im Ornat mit einem Messdiener, der den Weihwasserkessel trug, durchs Dorf und "sprengelte" beim Segnen der Wohnungen Weihwasser durch die Häuser. Dafür bekam er das Sprengelbrot oder Pfarrkorn. Wie allerorts in deutschen Landen besuchte am Abend des 5. Dezember St. Nikolaus in der üblichen Verkleidung die Kinder, um ihnen Äpfel, Nüsse, Plätzchen, Weckemänner und manchmal auch eine Rute mit dabei zu bringen.

Osterbräuche aus der alten Zeit

Zur Palmweihe am Sonntage vor Ostern verwandte man Weidenruten mit blühenden Kätzchen. Bei schweren Gewittern wurden Stückchen davon ins Herdfeuer geworfen. Geweihte "Palmen", in Kreuzesform ans Scheunentor genagelt, gaben der Bitte um Gottes Segen über Haus und Hof symbolischen Ausdruck. Auch an Maria Lichtmess und in der Sterbestunde holte man die geweihten "Palmen" herbei. Am Gründonnerstage gab es Grünkohl (Wirsing) zum Mittagessen. An diesem Tage ließen Pfarrer und Lehrer die Ostereier einsammeln. Es handelte sich dabei um einen alten Zins, der bis zum Beginn des 2.

Saat und Ernte, Brot

Die drei ersten Würfe aus dem Säetuch wurden in Kreuzesform getan. Vom ersten Mähen nahm man drei schöne Ähren mit nach Hause und befestigte sie am Kruzifix, einem Heiligenbild oder am Spiegel. Ähnlich verfuhr man mit Zwillingsähren. War das Getreidefeld bis auf die letzte Ecke gemäht, rief man anwesenden Kindern zu: "Passt auf, da sitzt der Hase drin!" Auf dem letzten Fuder großer Bauern thronte ein Erntekranz, der am Scheunentore befestigt wurde. Ein gutes Mahl mit Bier und Branntwein lohnte die fleißigen Schnitter und Binderinnen.

Schlachten

Als in einem eichsfeldischen Dorfe einmal der Schulmeister nach den höchsten Festtagen des Jahres gefragt hat, ist ein Junge aufgestanden und hat gesagt: "Ostern, Pfingsten und Weihnachten und der Tag, an dem wir schlachten." Dieses Wort lässt die Bedeutung des Schlachtens in damaliger Zeit ahnen.