Der Frauenstein
In der Kirchhofmauer zu Lengenfeld unterm Stein befindet sich der mittelalterliche Grabstein einer adeligen Frau, im Volksmunde „der Frauenstein“ genannt. Eine Kalksteinplatte von etwa einem m Breite und vielleicht 1,10 - 1,15 m Höhe zeigt in gotischer Linienführung eingemeißelt, Christus am Kreuze, links darunter Maria und Johannes, rechts eine Frau, die Verstorbene darstellend, welche die Hände zum Kreuze hin ausstreckt. Der Raum zwischen diesen Gestalten und dem Querbalken des Kreuzes ist mit zwei einander zugeneigten Wappenschilden ausgefüllt. Der linke enthält das viergeteilte Wappen der Herren von Netra (Neter), wie aus dem S-förmigen Schnörkel darauf hervorgeht, der wohl eine Natter versinnbilden soll. „Der zweite Schild kann ebenso gut den Grafen von Beichlingen, vormainzischen Herren der Stadt Worbis angehören, wie etwa den Herren von Heym oder den von Reden aus dem Braunschweigischen“ (H. J. von Brockhusen. Marburg, briefliche Auskunft). Die abgerundete Form der unteren Schildhälfte weist die Zeit um 1400. Erst knapp gegen diesen Zeitpunkt kam diese Art anstelle der spitz auslaufenden in Mode (v. Brockhusen). Gerade in diesen Jahren waren auch die Herren von Neter Burgmannen auf Bischofstein.
„Der Frauenstein macht den Eindruck eines durch Behauen auf drei Seiten verstümmelten Grabsteines mit ehdem ringsum laufender Inschrift (Rahmenschrift), von der links nur der Schriftrand, rechts etwa dessen doppelte Breite (siehe Hand des Gekreuzigten), unten aber das drei bis vierfache davon weggehauen worden ist, wie man an den seitlichen Figuren abschätzen kann.“ (v. Brockhusen). Die Beschriftung ist nur noch an der Kopfseite der Steinplatte erhalten geblieben. Bei den nicht selten willkürlich abgekürzten Wörtern lateinischer Texte auf mittelalterlichen Grabsteinen dürfte die Entzifferung der Restinschrift schwierig, wenn nicht gar unmöglich sein.
Anton Fick