Klage

Die Welt hat viele Dichter,
Der Sänger gibt’s genug.
Ich bin im Kreis der Lichter
Ein Schatten nur.

Warum nur immer wieder
Dir Muse in mir ringt.
Ich schaffe doch nur Lieder,
Die niemand singt.

Warum nur will nicht schweigen,
Was in der Brust mir spricht,
Warum nur muss es steigen
Zum Licht, zum Licht!

Dem ungestümen Drängen,
Ich muss ihm geben nach;
In schlichten Heimatsängen
Es stieg zu Tag.

Wo ist das Fleckchen Erde ...

Wo ist das Fleckchen Erde,
wo er im Kampfe rang,
dem Sturm der Feinde wehrte,
sterbend er niedersank?

So schweift der Mutter Sinnen
zu Hügeln – unbekannt,
wo einer liegt darinnen
im fernen fremden Land.

Die Witwe weltverloren
in fernen Welten eilt,
die Blicke sich umfloren,
der Geist an Gräbern weilt.

Und Kinderaugen fragen:
Wo liegt Champagne – Maas,
wo hat ihn denn erschlagen
der blinde Völkerhass?

Heimatbekenntnis

(Melodie: "Üb’ immer Treu und Redlichkeit")

Fragt man in fremden Landen
wo deine Heimat ist,
Sag frei, wo noch vom Turme
Die Aveglocke grüßt.
Dort wo auf hohen Bergen,
Die Burgruinen steh’n,
Dort wo auf ras’gen Triften,
die Kinder weiden geh’n.
Sag frei, es ist mein Eichsfeld
Wo Glaub’ noch herrscht und Treu.
Ja dort ist meine Heimat,
Eichsfelder sag’ es frei.

Heimat (2)

Heimatbilder traut und schlicht,
Ach, die Fremde hat sie nicht,
ach, das traute Heimatleben
kann die Fremde mir nicht geben.

Heimat (1)

Birgt auch die Fremde tausend Schätze,
die Heimat wiegt sie alle auf.
Ich kann nicht missen all die schönen Plätze,
wo ich verbracht der frohen Jugend Lauf.

Als das Unwetter über die Dorfheimat kam

In nachfolgenden Ausführungen soll ein furchtbares Naturereignis geschildert werden, welches am Nachtmittage des 27. Mai 1904 über meine Heimat und die umliegenden Ortschaften hereinbrach. Das damalige Unwetter will ich so dem Leser vor Augen führen, wie ich mich heute, nach 23 Jahren, der Einzelheiten erinnere. Es ist die Schilderung deshalb nicht als etwaiger Chronikauszug anzusehen. Allenfalls sind aber in den damals heimgesuchten Ortschaften Aufzeichnungen vorhanden.

Wohl auf der Ziegelei

Ich erinnere mich, dass früher, in meiner Schulzeit, unsere eichsfeldischen Ziegler so eine Art Zunftgesang sangen, eine Hymne auf das Zieglerleben. Leider habe ich davon nichts behalten als einen wertlosen Brocken von dem nach jeder Strophe wiederkehrenden Refrain:
Wohl auf der Zie - Za - Zie - Za - Ziegelei .....

Kleider machen Leute oder: Mein erster Hut und der "Schwarze" mit dem Samtkragen

Lebtages hätte ich nicht an die Wahrheit des obigen Sprüchleins: Kleider machen Leute, geglaubt, wenn ich es nicht selbsten erlebt hätte, dass dem richtig so ist. Wenn einer so in die Jahre kommt, wo das Flaumenhaar unter der Nase sich anschickt, so langsam zum Schnauzbart zu avancieren, kommt einwenig Eitelkeit in den Menschen. Von dieser Schwäche sind auch Dorfjungen nicht ganz frei. Du lieber Himmel! Man muss doch mit der Zeit mitmachen. Solange einer in die Schule geht, also nicht „auf die Schule“, geht es an, dass er barhäuptig und kurz geschoren einhergeht.

Von der Heimat zur Heimat

Ein weniges außerhalb, wo die schlanken, dunklen Tannen, ihre langen, zackigen Finger zum Himmel empor strecken, liegt der Dorffriedhof. Dahin bin ich einmal gegangen, an einem sonnigklaren, leuchtenden Herbsttage. Da glitzerte die Sonne über die Steine und Kreuze und im leichten Luftzuge raschelten die welkenden Blätter. Da bin ich durch die schmalen Gänge zwischen den Grabstätten gewandelt und habe, eingemeißelt in Stein und gemalt auf Holzkreuze, viele Namen Bekannter gelesen, deren einstige Träger da unten in der kühlen Grabeskammer der Urständ (Auferstehung) entgegenharren.

Inhalt abgleichen