Chronik 650 Jahre Hildebrandshausen

Zum Geleit

Vorwort

Die Gemeinde Hildebrandshausen begeht in diesem Jahr ihre 650-Jahrfeier. Vergangen sind die Zeiten, wo hier die Ritter und Burgherren residierten. Mit ihnen verschwanden auch die Frondienste, Knechtschaft, Unterdrückung und Ausbeutung.

Das frühere „goldene“ Zeitalter hat es nur für die damalige herrschende Oberschicht gegeben – niemals aber für das werktätige Volk.

Erst 1945 trat die große Wende ein.

Wir haben daher allen Grund, unser Heimatfest mit Freude und Stolz zu begehen. Freude erfüllt uns, wenn wir bedenken, daß all die Sorgen und Nöte, die in der jahrhundertealten Vergangenheit unseres Ortes seine Bewohner bedrückten, heute überwunden sind und nie wieder auftreten werden. Stolz erfüllt uns, wenn wir auf die Erfolge blicken, die wir in der historisch kurzen Zeitspanne seit der Befreiung vom Faschismus im Jahre 1945 gemeinsam errungen haben.

Auch die Bürger unserer Gemeinde haben beim Aufbau des Sozialismus nicht abseits gestanden, und viele fleißige Hände haben sich nach 1945 geregt, um das zu schaffen, was wir heute besitzen. Vieles wurde zur Verschönerung unseres Ortes und für die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen unserer Bürger getan. Es ist mir daher ein besonderes Bedürfnis, all unseren fleißigen und jederzeit einsatzbereiten Bürgern für ihre Leistungen und gute Taten – auch im Namen der Gemeindevertretung und des Ortsausschusses der Nationalen Front des Demokratischen Deutschlands – zu danken und ihnen Lob und Anerkennung auszusprechen.

Danken möchte ich auch all denen, die sich bei der Vorbereitung und Durchführung unseres Heimatfestes selbstlos eingesetzt und aktiv mitgewirkt haben.

Die Durchführung unserer 650-Jahrfeier steht im Zeichen der Vorbereitung des 20. Jahrestages der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik, der uns allen neue Impulse für unsere weitere Arbeit geben wird.

Ich wünsche Ihnen allen für die Festtage recht viel Freude und Entspannung und weiterhin Gesundheit und Schaffenskraft!

May
Bürgermeister
Hildebrandshausen

Hildebrandshausen

In einem langen, schmalen Tal des südlichen Eichsfeldes liegt der Ort Hildebrandshausen. Das Tal erstreckt sich auf einer Länge von etwa 1,5 Kilometer zwischen dem Dünberg und der Plesse in einer Höhe von etwa 350 bis 400 m über dem Meeresspiegel, inmitten einer malerisch schönen Landschaft, umgeben von waldbedeckten Bergen. Die bodenmäßige Struktur des Ortes jedoch bietet wenig Voraussetzungen für eine ertragreiche Landwirtschaft. An den steilen Hängen ist nur eine dünne Ackerkrume vorhanden und nur unter schwierigsten Bedingungen ist die Bearbeitung des Bodens möglich. Die alljährliche Schneeschmelze und starke Regengüsse spülten das Geröll von den Hängen in die Talsohle. Trotzdem ist eine ausgesprochen landwirtschaftliche Struktur vorhanden, die jedoch nicht ausreicht, um alle Einwohner zu ernähren.

Die Bevölkerung war daher von jeher gezwungen, anderweitigen Broterwerb zu suchen. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war die Raschmacherei und die Handwollkämmerei die Hauptbeschäftigung der größten Anzahl der männlichen Einwohner. Nach Einführung der fabrikmäßigen Wollkämmerei verlegten sich die Arbeiter mehr auf die Handweberei, die zum größten Teil im Auftrage von Betrieben ausgeführt wurde. Gleichzeitig damit entwickelten sich der Hausierhandel mit Textilien und Kurzwaren und wurde ein Erwerbszweig von besonderer Wichtigkeit. Noch bis zum Beginn des 2. Weltkrieges wurden jährlich etwa 100 Wandergewerbescheine für die ambulanten Händler von Hildebrandshausen ausgestellt. Ein anderer Teil der männlichen Bevölkerung verdiente seinen Unterhalt in auswärtigen Ziegeleien und Zuckerfabriken für einige Monate im Jahr. Trotz allem war die Armut groß. Durch die Ansiedlung kleiner Zigarren- und Strickindustrien im Ort konnten auch die weiblichen Arbeitskräfte eine Erwerbsquelle finden.

Noch heute arbeitet ein großer Teil der Werktätigen unserer Gemeinde in Produktionsstätten, die außerhalb des Ortes liegen.

Zeittafel von 1318-1968

1318

Der Zeitpunkt des Entstehens des Ortes Hildebrandshausen ist nicht genau feststellbar. Im Jahre 1318 wird es erstmalig urkundlich in den Mainzer Regesten erwähnt, wo zu lesen ist, daß das Erzstift Mainz einen Hof in Hildebrandshausen besitzt, welches zum Schloß und Amt Bischofstein gehört.

1354

werden vom Erzbistum Mainz die Feudalherren „von Keudel“ mit der Hälfte des Amtes Bischofstein belehnt, und Reinhard von Keudel übernimmt das Amt des Unterrichters über Hildebrandshausen. In der Folgezeit wird Hildebrandshausen meistens im Zusammenhang mit dem Rittergut Keudelstein erwähnt.

1433

Rund ein Jahrhundert später wird Hildebrandshausen in einer Urkunde (gegeben zu Heiligenstadt) erwähnt. Hierin wird der Ort mit allem Zubehör zu Manneslehn dem Sohn Hans von Keudel und Preußen Eckart gegeben.

1525-1580

erstürmten die von den Feudalherren unterdrückten Bauern des Ortes den Herrensitz derer von Keudel. In der Chronik werden Georg Vogt, Mathias Schlichting, Hans Beym, Hans Hefner und Lorenz Erbach genannt, die samt Anhang die Klöster Zella und Anrode erstürmten und die Gutshöfe zu Katharinenberg und Diedorf plündern. Nach Niederschlagung der Bauernerhebung wird die Fronherrschaft der Herren von Keudel noch deutlicher. Es müssen strenge Feudalherren gewesen sein, wie aus einer Urkunde vom 27. Dezember hervorgeht.
Diese Urkunde ist eine Frondienstverordnung, nach der der Ort Hildebrandshausen bei der Errichtung des befestigten Gutes Keudelstein erhebliche Leistungen zu bringen hatte. Wörtlich heißt es in der Chronik: „Holtz, Stein und Strohe fahren, darum das Forwergk zu Kybsdorf ( gemeint ist Keudelstein Die Verf.) wieder erbauwet und in tach und fach bracht werde.“ Für jede Hufe Land mußten 10 Scheeberger Dienstgeld bezahlt werden, Heu, Stroh und Frucht nach Keudelstein geliefert werden. Einwohner, die keine Pferde hatten, mußten, wenn sie benötigt wurden, 2 Tage Frondiest tun. Nachdem sich die Einwohner beschwert hatten, daß sie ihre Äcker weder verkaufen, verpachten noch tauschen oder an ihre Erben verteilen durften, sah sich der Gutsherr genötigt, diese Anordnung insofern zu mildern. Er gestand ihnen zu, die Äcker zu verkaufen, zu verpachten, zu tauschen oder zu vererben, jedoch nur an Einheimische.

1584

mußten sich die Bauern von Hildebrandshausen erneut beschweren, daß die Herren von Keudel den gemeinsamen Vertrag von 1580 nicht einhielten, sondern ihn ständig überschritten. Diese Beschwerde wurde an den Oberamtmann des Eichsfeldes gerichtet.

Im 17. und im folgenden 17. und 18. Jahrhundert

führte die Gemeinde langwierige Prozesse gegen die Feudalherren von Keudel. Die Einwohner suchten sich Nebenbeschäftigung zum Broterwerb, die hauptsächlich aus Wollkämmerei und Spinnerei bestand.

Der Besitz der vom Keudelstein betrug aus dem 500 Morgen großen Gut Keudelstein – einem Wohnhaus, dem sogenannten Junkerhaus in Hildebrandshausen – 1800 Morgen Wald sowie Ländereien in Lengenfeld, Geismar und Töpfer. Die Jahreseinnahmen beliefen sich 1792 auf 1330 Reichstaler.

1792

Gericht und Gut Keudelstein fällt mit dem Aussterben der Linie als erledigte Lehen an Mainz zurück und damit auch Hildebrandshausen.

1802

Als das gesamte Eichsfeld preußisch wurde, wurde im Junkerhaus in Hildebrandshausen ein Spinnereibetrieb eingerichtet, der aber nur bis etwa 1860 bestand.

1806

Wird auch Hildebrandshausen, wie das übrige Eichsfeld von den Franzosen in Besitz genommen und dem Königreich Westfalen zugeteilt. Kriegssteuer von 700 Rtl., Personalsteuer, Mahl- , Brau- und Schlachtsteuer belasteten nunmehr die schon immer arme Gemeinde sehr. Fünf Männer aus Hildebrandshausen mußten in einem westfälischen Regiment mit Napoleon gegen Rußland ziehen und nur einer von ihnen kehrte zurück.

1813

Nach Napoleons Niederlage wurde das Eichsfeld wieder preußisch. Drei Wochen lang hatte Hildebrandshausen russische und preußische Soldaten im Quartier. Nach dem Befreiungskriege belebte sich das Raschmachergewerbe wieder, das während der westfälischen Regierung nicht ausgeübt wurde.

1817

Die Ernte war dermaßen schlecht, daß von der Ostseeküste Korn (Roggen) herangeschafft und an die Bevölkerung verteilt werden mußte.

1818

Die Vielstaaterei in Deutschland mit ihren hohen Zöllen wirkt sich nachteilig auf das Raschmachergewerbe aus. Das Brauhaus, das seit 1812 nicht mehr genutzt wurde, wird wieder instand gesetzt.

1843

Es werden Verhandlungen zwischen der Gemeinde und den Herren von Keudel wegen Ankauf des Gutes durch die Gemeinde geführt. Der Plan wird jedoch durch die Gutsbesitzer Martin und Lorenz vereitelt.
Aus dem königlichen Dispositionsfonds werden der Gemeinde 850 Rtl. zum Bau eines neuen Schulhauses zugewiesen.

1848

Die Ideen der bürgerlichen Revolution dringen auch in unser Dorf. In einer Notiz des Schulzen wird erwähnt, daß Georg Grimm, Valentin Grimm und Nikolaus Boerner verhaftet und dem Landratsamt überliefert wurden, weil sie gegen die Gutsbesitzer des Keudelstein aufzuwiegeln versuchten.
Aus dem Schul- und Kirchenfonds werden der Gemeinde 500 Rtl. zur Verfügung gestellt mit der Weisung, sofort mit dem Schulneubau zu beginnen.

1851

Die Schulbaurechnung ist auf 2 420 Rtl. 17 Slgr. Und 10 Pfg. festgesetzt.

1861

Martin und Lorenz kaufen das Gut Keudelstein. Durch Klage beim Oberlandsgericht Halberstadt erhält die Gemeinde vom Gut:
1. Zinsen und Lehen sowie das Forstgeld
2. ca. 300 Morgen Waldung ( das Junkerholz genannt )
3. das in der Dorfmitte gelegene Junkerhaus ( die jetzige Pfarrei )
Als Kaufpreis zahlte die Gemeinde 20 000 Rtl.

1862

Die Gemeinde stellt Antrag auf eine eigene Pfarrei. Die Einwohnerzahl beträgt 849.

1867

Das Junkerhaus wird zur Pfarrei umgebaut. Der erste Ableitungswassergraben wird angelegt.

1869

Am 29. Mai wird die neben dem Junkerhaus neuerbaute Kirche eingeweiht.

1893

Eine Teil – Wasserleitung wird für das Mitteldorf geschaffen, die durch den Klausbrunnen gespeist wird. Die Kosten betragen 1000 Mark.

1901

Der Landrat von Keudel kauft das ehemalige Gut seiner Vorfahren für 210 000 Mark wieder zurück.

1902

Ein ertragreiches Obstjahr. 500 Zentner Äpfel und Birnen werden per Eisenbahn versandt.

1903

Die Vorarbeiten zum Bau einer Wasserleitung beginnen. Der Kostenvoranschlag lautet auf 23 000 Mark,.

1907

Die Wasserleitung ist durch die Firma Brandt, Kassel, fertiggestellt. Die Kosten betragen 29 125 Mark. Es wird mit der Verbreiterung der Dorfstrasse begonnen.

1908

Im Zuge der Strassenverbreiterung wird in der Dorfmitte die „Brauhaus – Brücke“ gebaut. (Jetzige Brausbrücke genannt. Die Red. )

1912

Das Hintergebäude der Schule wird abgerissen. 400 cbm Erde abgefahren und dadurch ein Schulplatz geschaffen. Die Kosten betragen 8 834,00 Mark.

1914-18

Der erste Weltkrieg hinterläßt auch in Hildebrandshausen seine Wunden. Von den
1918 eingezogenen Männern kehrten 23 nicht wieder heim. Zwei von drei bronzenen Glocken müssen für Granaten geopfert werden.

1919

Hildebrandshausen wird an die elektrische Überlandzentrale angeschlossen.

1920

Am 2. Februar wird zum ersten Male das elektrische Licht eingeschaltet. Auch eine elektrische Straßenbeleuchtung brennt. Die Gemeinde zahlte 25 000 Mark Kosten.

1921

Die allgemeine Notlage des Deutschen Reiches in den 20ziger und 30ziger Jahren bewirkte auch in Hildebrandshausen eine finanzielle Notlage. Die Konjunktur Ende der 20ziger Jahre war nur vorübergehend und konnte die drohende Weltwirtschaftskrise nicht aufhalten.

1930

Die Wasserleitung wird durch den Bau eines Wasserbehälters am oberen Dorfende erweitert. Das Wasser des Kirchbornes fließt in die Hauptwasserleitung und deckt den gestiegenen Wasserbedarf mit.

1931

Die Weltwirtschaftskrise macht auch vor unserem Ort keinen Halt. Die finanzielle Notlage der Gemeinde erfordert die Einführung einer Bier- und Bürgersteuer. Durch Notstandsarbeiten versuchte man, die Not der Arbeiter etwas zu lindern.

1932

Im Rahmen dieser Notstandsarbeiten wurde mit Hilfe staatlicher Förderungszuschüsse der Sportplatz hinter dem Hochbehälter „Auf dem Rasen“ gebaut. Die Gesamtkosten betrugen 6000 Mark. Die Notstandsarbeiter erhielten für eine Woche Arbeit 8 Mark, die bei weitem nicht den notwendigsten Lebensunterhalt deckten.

1933

Durch Notstandsarbeiten werden Verkehrs- und Feldwege verbessert.

1940

Die vorangegangenen Jahre brachten wohl für viele Einwohner wieder Arbeit. Sie brachten aber auch den Krieg. Der in diesem Jahre gefaßte Plan, das Dorf zu kanalisieren, mußte aufgegeben werden, da es an Material und Arbeitskräften als Folge des Krieges mangelte.

1943

Der Krieg zeigte sich immer mehr von seiner schrecklichen Seite. 105 Personen, darunter kleine Kinder, deren Wohnungen durch den Bombenterror Anglo-amerikanischer Streitkräfte vernichtet waren, wurden in unseren Ort evakuiert.

1944

Der bisher schrecklichste Weltkrieg fand sein Ende. Von dem nach dem ersten Weltkrieg wieder ergänzten Glockengeläut waren wieder zwei Glocken der Rüstung zum Opfer gefallen. Noch im Frühjahr, als der Krieg schon lange für Deutschland verloren war, mußten als Folge der wahnwitzigen Durchhaltetaktik auch in Hildebrandshausen noch 6 deutsche Soldaten sterben, die ihre letzte Ruhestätte auf unserem Friedhof fanden. Die Gemeinde hatte 52 Tote zu beklagen.

Hildebrandshausen im Arbeiter- und Bauern-Staat

Wenn auch Hildebrandshausen von Verwüstungen durch die Kriegsereignisse verschont blieb, so brachte die Beendigung des 2. Weltkrieges und die Zerschlagung des faschistischen Reiches eine große Umwälzung für unseren Ort. Durch die Spaltungspolitik der imperialistischen Machthaber wurde Hildebrandshausen ein Grenzort der damaligen sowjetischen und amerikanischen Besatzungszone, der heutigen Staatsgrenze West der Deutschen Demokratischen Republik. Nach dem Einzug der sowjetischen Soldaten, die die amerikanische Besatzung ablöste, wurde begonnen, ein neues Gesellschaftssystem aufzubauen, das Gesellschaftssystem des Sozialismus, das die veraltete und zum Scheitern verurteilte Gesellschaftsform des Kapitalismus ablöste. In Durchführung des Potsdamer Abkommens wurde im Herbst 1945 die Bodenreform durchgeführt. Die in der Flur der Gemeinde liegenden 16,9 ha Acker und Weiden des ehemaligen Rittergutes Keudelstein wurden an landarme Bauern verteilt. Außerdem wurden 5,8 ha gemäß Befehl 201 der Sowjetischen Militäradministration enteignet und in den Bodenfonds übernommen. Damit hatten Arbeiter und Bauern die wirtschaftliche und politischen Macht in Hildebrandshausen erhalten. Ein Bündnis zwischen der Arbeiterklasse und der Bauernschaft war geschaffen worden.
35% der Bevölkerung Hildebrandshausens waren Bauern mit kleinbäuerlichen Betrieben, zum größten Teil von 2 bis 5 ha. Die Aufteilung der Gemarkung in 1 702 einzelne Flurstücke mit insgesamt 612,16 ha Fläche erschwerte die maschinelle Bearbeitung der Felder in hohem Maße. Als auf der II. Parteikonferenz der Sozialistischen Einheitspartei im Jahre 1952 beschlossen wurde, den Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik planmäßig aufzubauen, reiften auch auf dem Eichsfeld die Bedingungen heran, den Weg zum Sozialismus zu beschreiten, Die Zeit war gekommen, den werktätigen Einzelbauern die Möglichkeit zu geben, sich auf freiwilliger Grundlage zu landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften zusammenzuschließen.

Am 22. Mai 1954 schlossen sich fortschrittliche Bäuerinnen und Bauern mit dem Örtlichen Landwirtschaftsbetrieb zusammen und gründeten die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft Typ III. Sie gaben ihr den verpflichtenden Namen „Banner des Friedens“. Der Durchbruch zum Aufbau des Sozialismus war erzielt. Damit waren aber auch die Voraussetzungen für die volle Entfaltung der Produktivkräfte und für die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion erfüllt. Anfängliche Schwierigkeiten aus Mangel an Erfahrung für die Leitung eines großen landwirtschaftlichen Betriebes brachten zwar Auseinandersetzungen mit sich, die aber durch die tatkräftige Hilfe der Arbeiterklasse bald überwunden wurden.

Die Anwendung von Neuerermethoden, sowie eine intensive Wirtschaftsführung und gemeinsam erarbeitete Pläne in der Landwirtschaft halfen, die Produktion von pflanzlichen und tierischen Erzeugnissen ständig zu steigern. Wenn in den Jahren nach Kriegsende bis 1951 große Anstrengungen gemacht werden mußten, um unseren Staat zu helfen, damit die Ernährung des Volkes aus eigenem Aufkommen gesichert würde, so wurde jetzt eine beachtliche Mehrproduktion erreicht.
Auf Grund dieser gemeinsamen Arbeit konnte die Ortsvereinigung der VdgB im Jahre 1953 für vorbildliche Leistungen im Republikmaßstab prämiert werden. Die neu gegründeter LPG „ Banner des Friedens“ wurde in den Jahren 1954 und 1955 als erste LPG des Kreises im Bezirksmaßstab für vorbildliche Planerfüllung ausgezeichnet.

Das sozialistische Bewußtsein der Genossenschaftsbäuerinnen und Bauern wurde zur aktiven Kraft bei der Festigung der LPG und bei der Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion.

Ein besonderes Ereignis brachte das Jahr 1960. Alle bisherigen werktätigen Einzelbauern traten der LPG bei. Vier landwirtschaftliche Betriebe schlossen sich zu einer LPG Typ I zusammen, die aber bereits im Jahr 1962 geschlossen der LPG Typ III beitraten. Heute umfassen die Ländereien der LPG 335 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Aus dem ehemaligen Gut Keudelstein kamen im Jahr 1965 50 ha hinzu und auch die Gebäude des ehemaligen Gutes Keudelstein werden seit 1965 von der LPG genutzt.

Da auf dem verhältnismäßig schlechten Boden keine hohen Ernteerträge zu erzielen sind, geht die Perspektive der LPG dahin in verstärktem Maße Rinderaufzucht zu betreiben. Um den Mangel an hohen Ernteerträgen auszugleichen wird die Weidewirtschaft intensiviert. Bereits 1962 wurde ein neuer moderner Rinderstall mit einer Kapazität von 105 Kühen geschaffen, dem sich ein modernes Melkhaus anschließt. Melkanlage und Kühlanlage helfen, die Arbeit der Melker zu erleichtern und einwandfreie Milch der Volksernährung zur Verfügung zu stellen. Durch die Schaffung dieser Voraussetzungen für eine hohe Milchproduktion kann die LPG mit Stolz eine jährliche Pro - Kuh – Leistung von 3 798 kg Milch verzeichnen.

Um die Perspektive zur Rinderzucht zu verwirklichen, wurden seitens der LPG erste Schritte getan durch Abschluß von Kooperationsverträgen mit den LPGen der Gemeinden Grabe und Körner.

Unsere Genossenschaftsbäuerinnen und Bauern werden auch in der Zukunft alle Kraft dafür einsetzen, durch hohe Leistungen die Ernährung des Volkes zu sichern und damit bessere Lebensbedingungen für alle Bürger zu schaffen. Gleichzeitig damit stärken sie ihre eigene Genossenschaft und die Deutsche Demokratische Republik, ihren Arbeiter- und Bauern-Staat.

Der einzige Industriezweig des Ortes ist die Firma Töpfer KG., der 35 Beschäftigte zählt. Im November dieses Jahres kann er auf ein 40-jähriges Bestehen und gleichzeitig auf eine 10jährige staatliche Beteiligung zurückblicken. Die große Wirtschaftskrise Ende der 20iger Jahre brachte der Betriebsentwicklung viele Belastungen und nur langsam konnte sich der anfängliche Familienbetrieb zu einem kleinen Handwerksbetrieb mit ca. 10 Beschäftigten entwickeln.

Den Forderungen der damaligen Zeit entsprechend, erstreckte sich die Produktion über ein breites Warensortiment wie Kinder- und Frauenstrümpfe, Herrensocken, Faust- und Fingerhandschuhe sowie Obertrikotagen, die ausschließlich auf Handstrickmaschinen hergestellt wurden.
Die Anschaffung erster Motormaschinen war die Basis für eine zwar langsame, aber kontinuierliche Betriebsentfaltung. In unserem Arbeiter – und – Bauern – Staat wurde mit der Einbeziehung des Betriebes in die Planwirtschaft dem Betrieb und den Beschäftigten eine gesicherte Existenz geschaffen. Bis zum Jahre 1950 wurde überwiegend auf Handstrickmaschinen produziert, die nun im Laufe der Jahre durch rationell arbeitende Automaten abgelöst wurden.

In diesem Jahr hält die allseitig in unserer Volkswirtschaft entfaltete technische Revolution auch in diese Produktionsstätte Einzug. Modernste Strumpfautomaten aus der benachbarten CSSR wurden aufgestellt, nicht nur um eine beträchtliche Produktionssteigerung auszulösen, sondern auch überwiegend exportfähige Erzeugnisse auf den Markt zu bringen. Damit erfolgt eine Spezialisierung des Betriebes auf die Herstellung von Strumpfhosen.

Die Einführung der Neuen Technik und der gleichzeitigen Spezialisierung zeigt eine Steigerung der Jahresproduktion von 131 TM im Jahre 1950 auf 1 Mill. 293 TM Plansumme für das Jahr 1969 unter voller Ausnutzung der Neuen Technik bei gleichbleibender Beschäftigtenzahl gegenüber dem Jahr 1950.
So wie der Landwirtschaft und den Industriebetrieben nach Kriegsende und besonders nach Gründung der Deutschen Demokratischen Republik die Möglichkeit zur vollen Entfaltung gegeben wurde, eröffnete sich auch auf kommunalen Gebiet eine großzügige Perspektive. Durch die Belastungen des Krieges waren keine nennenswerten Verbesserungen zu den Lebensbedingungen durchgeführt worden. In Aussprachen mit der Bevölkerung ergab sich immer wieder ihre Bereitschaft zum Aufbau eines neuen Lebens und zur aktiven Mitarbeit bei der Durchführung örtlicher Maßnahmen.
So wurde kurz nach Kriegsende mit der Verbesserung der Straßenverhältnisse begonnen. Durch Materialmangel bedingt, trugen die durchgeführten Maßnahmen zunächst nur provisorischen Charakter, wie z.B. die Schotterung der gesamten Dorfstraße mit einheimischen Kalkmergel im Jahre 1946.
Nach der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik und der Schaffung einer festen Planwirtschaft für die Gemeinden war die Möglichkeit gegeben, zielstrebig und kontinuierlich Verbesserungen der Lebens- und Wohnbedingungen durchzuführen.

Planmäßig reihte sich Erfolg auf Erfolg, und nicht ohne Stolz können wir heute auf das gemeinsam Erreichte zurückblicken. Die wichtigsten durchgeführten Maßnahmen waren folgende:

1950-1951

Kanalisation des Unterdorfes nach dem bereits 1940 entworfenen Plan auf 375 m Länge

1953

Pflasterung der Dorfstraße auf der vorher genannten kanalisierten Länge

1954

Renovierung volkseigener Wohngrundstücke
Einrichtung der Gemeindeschwesternstation

1955-1956

Kanalisation des Oberdorfes in einer Länge von 550 m. Der finanzielle Beitrag der Einwohner durch Spenden betrug 8000 Mark.

1958

Einrichtung eines Jugendzimmers.

1959

Erweiterung des Backhauses.

1960

Verrohrung des Rosebaches in der Grabensgasse
Einrichtung der Kinderkrippe

1961

Umbau und Renovierung des Saales und der Gaststätte. Einrichtung der Toilettenanlage.

1963

Befestigung der oberen Dorfstraße mit einer Teerdecke Schaffung eines Klubraumes in der „Guten Quelle“

1964

Ausbau einer Verkaufstelle im volkseigenen Grundstück Nr. 17 als Selbstbedienungsladen.

1965

Anlage einer neuen Straßenbeleuchtung

1966

Der Rasen, die Martinsgasse und der Anger wurden mit einer Teermischsplitdecke versehen.

1967

Fußwege werden angelegt und mit einer Teermischsplitdecke versehen.
Ergänzung der neuen Straßenbeleuchtung auf dem Rasen, Anger und Martinsgasse.
Renovierung volkseigener Grundstücke Nr. 13, 39 und 63.

1968

Bau des Feuerlöschteiches
Die Verrohrung des Rosebaches vom sogenannten „Rinnchen“ bis zum unteren Dorfausgang wird noch in diesem Jahr in Angriff genommen.

Unser Leben ist schöner geworden, das Dorfbild hat sich verändert, der frühere Unterschied zwischen Stadt und Dorf ist zusammengeschrumpft.
Die gemeinsam erreichten Erfolge werden unseren Einwohnern Ansporn sein, an der Verschönerung des Ortes und der Verbesserung der Lebensbedingungen unter der Losung

PLANE MIT

ARBEITE MIT

REGIERE MIT!



Herausgeber: Rat der Gemeinde und Ortsausschuss der Nationalen Front in Verbindung mit dem Festausschuss und dem Dorfklub
Text: Bauer, Uthardt, Cl. Oberthür, mit freundlicher Unterstützung des Kreisarchivs Mühlhausen