Bonifatiusweg und Frauensteg

Bonifatius fällt die Donareiche auf dem Hülfensberg Bonifatius, der im Herbst des Jahres 722 die Werragegend verlassen hatte, war plötzlich wiedergekehrt, hatte in Schwebda gepredigt und dabei verkündet, dass er in den nächsten Tagen die geheiligte Donareiche auf dem Stuffenberge fällen werde. Das war den germanischen Bewohnern denn doch zu viel. Sie kamen überein, Bonifatius an seinem Vorhaben mit Gewalt hindern zu wollen. Vor der Friedaer Burg versammelten sich die Männer und lange wurde beraten, was zu tun sei. Schließlich wurde beschlossen, den fremden Prediger den Durchgang durch Frieda zu verwehren, so dass er nicht nach dem Stuffenberg gelangen könne. Anders aber dachte ein großer Teil der Friedaer Frauen. Ihnen waren die gewaltigen Reden des großen Fremden zu Herzen gegangen; sie waren in lauten Jubel ausgebrochen, als Bonifatius der Frau im Christentum ein viel besseres Los in Aussicht stellte. Insgeheim benachrichtigten sie ihn deshalb von dem Vorhaben ihrer Männer und baten ihn, den Weg nach dem Stuffenberg von Schwebda aus über den Dasberg einzuschlagen. Bonifatius spürte, dass man ihm helfen wollte und folgte ihrem Hinweis. In aller Frühe verließ er mit seinen Gefährten eines Morgens die Siedlung Schwebda. Sie schritten dem Dasberge zu. Ein des Weges kundiger Mann, den die Frauen geschickt hatten, war ihr Führer. Nach einem kurzen, harten Winter war ein zeitiger Frühling ins Land gezogen. Der Schnee, der noch vor kurzer Zeit fußhoch die Erde bedeckte, war größtenteils verschwunden. Nur an den nördlich gelegenen Stellen, wo die Sonne nicht hinkam, lag er noch ausgebreitet. Die herbe, doch erfrischende Frühlingsluft wehte den Wanderern entgegen und hell funkelten noch die Sterne in der scheidenden Nacht. Nach halbstündiger Wanderung war die Höhe des Dasberger erstiegen. Nicht so gut und schnell ging allerdings der Abstieg auf der östlichen Seite vonstatten. Nur sehr langsam kam der Trupp vorwärts. Bald war es ein rieselndes Wasser, welches der Schneeschmelze sein Dasein verdankte, bald waren es noch große Schneemassen, die den Weg versperrten. Plötzlich horchte man auf: Aus dem Tal tönte das Krachen stürzender Baumriesen und schon befürchtete die kleine Schar, die Friedaer Männer würden ihnen hier entgegentreten, um ihnen das Weiterkommen zu verwehren. Auf einem versteckt liegenden Bergpfad geleitete sie deshalb ihr Führer den Berg hinab. Doch groß war das Erstaunen der Missionare, als ihnen eine Schar der ihnen zugetanen Frauen entgegenkam. Gemeinsam ging es an die Frieda, doch dieses sonst so unscheinbare kleine Flüsschen war infolge des Tauwetters zu einem reißenden Fluss geworden, so dass niemand das Gewässer überqueren konnte. Die Frauen aber hatten vorgesorgt und winkten der kleinen Schar, ihnen zu folgen. Nach einigen hundert Schritten stand der Zug an einem hergerichteten Stege. Drei frische gefällte Bäume lagen über der Frieda und wohlbehalten schritten Bonifatius und seine Begleiter hinüber. Inzwischen war in Frieda und Töpfer bekannt geworden, was geschehen war und die den Missionaren wohlgesinnten Einwohner kamen in großer Zahl und folgten Bonifatius auf den Berg. Man ging den Totenweg entlang zur Bebendorfer Flur und erstieg von hier aus in südöstlicher Richtung den Stuffenberg. So konnte Bonifatius mit Hilfe der Friedaer Frauen ungehindert den Berg besteigen und sein großes Werk vollbringen. Der Weg aber, den er eingeschlagen hatte und der Steg, auf dem er das Wasser der Frieda überquerte, heißen bis auf den heutigen Tag Bonifatiusweg und Frauensteg.