Weitere Fundstellen mit Bezug zum Frauenstein

Fundstelle 1

Hier sei auch der Frauenstein in der Kirchhofsmauer erwähnt, in dem das Bild des Gekreuzigten mit Maria, Johannes und zwei Wappen eingehauen ist. Noch 1850 lag er an der „Hagelieten“ gegenüber der „Frauenhecke“, der Sage nach als Grabstein des „Fräubchens von England“, das hier seine letzte Ruhestätte gehabt haben soll. Nachdem er lange Jahre im Hause Höppner in der Herrengasse als Trittstein gedient hatte, wurde er auf Veranlassung des Pfarrers Großheim in die Kirchhofsmauer eingesetzt. Das fehlende Stück des Steines liegt noch im Fundament des Hauses der Witwe Lorenz, Hauptstraße Nr. 63.

Lambert Rummel
(Quelle: Chronik Lengenfelds)

Fundstelle 2

Der genannte Denkstein hat um die Mitte des vorigen Jahrhunderts noch an seinem Platz gestanden. Der Eigentümer des Bodens ließ ihn wegnehmen. Der untere Teil ist heute noch eingemauert in dem Wohnhause der ehemaligen alten Schmiede (unter der Eisenbahnbrücke). Der obere Teil wurde in der Keudelsgasse als Trittstein benutzt, bis er 1882 vom damaligen Pfarrer Großheim angekauft und in die neu errichtete Kirchhofsmauer eingesetzt wurde. Ein Kreuzigungsbild mit Maria und Johannes ist noch zu erkennen. Die stark verwitterte Schrift konnte aber bis jetzt, trotz wiederholter Bemühungen, nicht entziffert werden.

Quelle: Kleine Chronik von Lengenfneld

Fundstelle 3

Die Heimatfreunde Peter Hahn und Schuhmachermeister August Fuchs erzählten uns auf diese Frage (den „Frauenstein“ in Lengenfeld betreffen) übereinstimmend Folgendes:

Ihre Großväter, welche in der Zeit zwischen 1840 bis 1880 lebten, hätten ihnen über den Frauenstein erzählt, dass anlässlich des noch damaligen primitiven Weges von Lengenfeld u. Stein nach Geismar der Frauenstein links bei der Frauenhecke gestanden habe. In den Jahren zwischen 1866 und 1868 sei dieser Weg verbreitert und auch chaussiert worden. Hierbei sei das an der linken Seite gestandene Frauengrab entfernt worden. Darunter habe man ein menschliches Skelett gefunden, bei dessen Anblick hätten die Pferde der spanndienstleistenden Bauern gescheut. Man musste erst wieder die Gebeine eingraben und bedecken. Dann erst seien die Pferde wieder ruhig geworden, und das Anziehen der beladenen Wagen konnte weitergehen. Bei dieser Gelegenheit hätten auch die Bauern die Steine des Frauengrabes ins Dorf überführt und in der Keudelsgasse Haus Höppner als Trittstein bzw. im Mitteldorf im Hause Lorenz im Fundament Verwendung gefunden. Die große Wurfkugel befindet sich noch heute in dem Gehöft des Schuhmachermeisters Heinrich Fischer, die zwei kleineren in dem alten Haus an der Hauptstraße des Photographen Heinrich Hardegen.

Josef Menge
(Quelle: Lengenfelder Echo)

Fundstelle 4

In der umgebenen Friedhofsmauer sind einige alte Grabsteine eingebaut: der älteste enthält ein Kruzifix mit zwei unkenntlichen Wappen unter den Armen, das eine scheint eine Kreuzteilung, das andere zwei Querbalken zu enthalten. Unter dem linken Kreuzarme scheinen zwei Figuren mit Heiligenschein zu knien, rechts ist nichts zu erkennen. Von der Inschrift in gotischen Minuskeln sind nur einzelne Buchstaben zu erkennen: obiit … von … Der Stein ist im Bilstal beim alten Schlosse Bischofstein gefunden und wird mit der Sage des sogenannten „Fräubchens von Engelland“ zusammengebracht; wohl zweifellos mit Unrecht.

Walter Rassow

Fundstelle 5

Ebenso ließ der Pfarrer Großheim den sogenannten „Frauenstein“, den er für 50 Pfennig von der Familie Höppner in der Herrengasse erworben hatte, in die Nordseite der Kirchhofsmauer einsetzen. Dieser Stein, in dem der Gekreuzigte, Maria und Johannes, zwei Wappen und eine nicht entzifferte Inschrift eingemeißelt sind, stand ehemals als Grabmal einer Frau am Eingang des Bilztalsweges bis zum Jahre 1858.
Als in diesem Jahr mit dem chausseemäßigen Ausbau der Dorfstraße und sämtlicher Landstraßen, Kloster Zella - Lutterbrücke, Lengenfeld - Faulungen und Lengenfeld - Hildebrandshausen begonnen wurde, mußte dieser Grabstein entfernt werden. Nach heute nennt man den ehemaligen Standort am Eingang zum Bilztal „Beim Frauenstein“ und eine Hecke, die bis 1946 links der Landstraße stand, „Die Frauenhecke“.
Mit diesem „Frauenstein“ wird die Sage „Das Fräubchen von England“ in Verbindung gebracht. (Siehe „Obereichsfeldischer Sagenschatz“ von Karl Wüstefeld, Seite 107).

Walther Fuchs
(Quelle: Kirchenchronik von Lengenfeld unterm Stein)

Fundstelle 6

1420 lag bei der Burg „Stein“ noch ein Marktflecken, nämlich „Stadt zum Stein“. Dieser Ort wurde nebst der Burg zum Stein durch die Schergen verwüstet. Die Burg zum Stein war Eigentum der St. Elisabeth. Später ging sie in den Besitz von Kurmainz über. Das jetzige Schloß Bischofstein wurde aus den Mauerresten der Burg zum Stein erbaut. An dem Torbogen sieht man noch das Mainzer Wappen. Die Sage bringt auch das Fräuwechen von England in Verbindung mit dem Stein. Der schlimme Bischofsteiner soll den König von England im Tal bei Ascherode überfallen und erschlagen haben. Dafür hat die Gattin Blutrache gefordert. Bei dieser Erstürmung der Burg wurde das Fräuchwechen von England oberhalb vom Bischofsteine getötet. Ihre Getrauen haben den teuren Leib zur Ruhe bestattet an der Stelle, die heute noch „Frauenruhe“ heißt.
Soweit die Sage - 1882 pflügte der Landwirt Peter Höppner einen altertümlichen Grabstein aus einem Acker empor. Auf Anordnung des Herrn Pfarrer Großheim wurde sie in die Kirchenmauer eingesetzt. Man hält ihn allgemein für den Grabstein der Frau von England.
Um ihre schmalen Einkünfte noch zu erhöhen, betrieben die Lengenfelder erster Lehrer noch eine kleine Landwirtschaft. Neben den 3 Acker Schulland bewirtschaftete er noch von der Kirche erpachtete Ländereien, hatte Recht auf die „grumet“ der Pfarrwiese und ist auch öfters noch als Pächter der „Jakobs Wiesen unter dem Frauenstein“ angegeben.

Quelle: Schulchronik von Lengenfeld unterm Stein: aus dem Pfarrarchiv geschrieben von Oberlehrer Jünemann und fortgesetzt von Oberlehrer Maßberg

Quellenhinweise – Historische Abhandlungen zum Frauenstein und literarische Verarbeitungen des Stoffes

  • AG „Louis Fürnberg“: Thüringer Sagen – Aus der Umgebung Mühlhausens: „Die Riesen vom Burgberg“. Bezirks für Kulturarbeit Erfurt, o.J., S. 10 ff.
  • Demme, H.: Sagen des Eichsfeldes (V), in: Eichsfelder Heimathefte, Heiligenstadt 1956, S. 125 ff.
  • Duval, C.: Das Eichsfeld. Sonderhausen 1845/1979 (Nachdruck), S- 370 ff.
  • Duval, C.: Das Eichsfeld. Heiligenstadt 1923, S. 154 ff.
  • Gemeinde Lengenfeld unterm Stein: (Hg.): Kleine Chronik der Gemeinde Lengenfeld unterm Stein. Herausgegeben anlässlich der 1100-Jahrfeier 1997. Mecke-Druck Duderstadt, S. 92-93.
  • Heimat und Vaterland (nach Carl Duval), S. 43
  • Hohberg, R.: Thüringer Burgen Sagenhaft. Wartburg Verlag, 2000, S. 72-75
  • Höppner, Aloys.: Amt Bischofstein – Südeichsfelder Land und Leute. Wanfried 1924, S. 22 ff. (Abb. des Denksteines wurde nicht wirklichkeitsgetreu dargestellt)
  • Höppner, Aloys.: Die Germaramark, S. 132-133.
  • Hunstock, Fr.: in Eichsfelder Heimatbuch (von: W. Prochaska). Heft 5/1965, S. 297 ff.
  • Linge, Rudolf: Der Hahn auf dem Kirchturm. Leipzig/Heiligenstadt 1978/82/84, S. 239 ff.
  • Rassow, Walter: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Heiligenstadt. Halle a.d.S.: Otto Hendel 1909, S. 263.
  • Richwien, J.: Die Sage vom Fräubchen von England. Ortsgruppe des Kulturbundes Lengenfeld unterm Stein, 1987 (auch bildhafte Darstellung).
  • Riedel, H./Sünder, M.: Sagen aus Mühlhausen und seiner Umgebung. Mühlhäuser Beiträge – Sonderheft 4, 1982, S. 71 ff.
  • Rummel, Lambert: Aus „Ingarland“ wurde „Engeland“. Der Frauenstein in der Kirchenmauer zu Lengenfeld unterm Stein. Eichsfelder Heimatborn, Ausgabe 09.03.1957.
  • Rummel, Lambert: Die Sage vom „Fräubchen von England“. Eichsfelder Heimatborn, Ausgabe 13.03.1957.
  • Rummel, Lambert: Der Frauenstein in der Kirchenmauer zu Lengenfeld unterm Stein. „Lengenfelder Echo“, Ausgabe 4/1957, Seite 2-5.
  • Trappe, Wolfgang: „Damals im Südeichsfeld“. In: Eichsfelder Heimatstimmen, 3/1999 (Bd. 43)
  • Waldmann, H.: Eichfeldische Bräuche und Sagen. In: Programm des königlichen katholischen Gymnasiums zu Heiligenstadt für das Jahr 1864, S. 20 ff.
  • Wolf – Löffler: Politische Geschichte des Eichsfeldes, Duderstadt 1921, S. 132.
  • Wüstefeld, K.: Obereichsfeldischer Sagenschatz. Heiligenstadt 1920/24, S. 103 ff.