Die Meierei in Lengenfeld unterm Stein

Die Meierei in Lengenfeld u./Stein ist die älteste bäuerliche Siedlung des oberen Friedatales. Der Name „Meierei“ ist fränkischen Ursprungs und läßt daher auf eine Siedlung durch die Franken schließen. - Im allgemeinen haben wir eine Siedlung durch die Franken schließen. - Im allgemeinen haben wir wenige Anhaltspunkte für Frankensiedlungen in unserem Gebiet. Nur noch der Nordwesthang des Entenberges oberhalb des „Heyrödchens“, der mit Tannen aufgeforstet ist, hat den Flurnamen „Frankenberg“. Am Ortseingang von Geismar, vier Kilometer westlich von Lengenfeld u./Stein, steht ein Gutshof, ebenfalls die „Meierei“ genannt. Dieser Meierhof war von 1732 bis 1981 im Besitz der Familie Lorenz, die aus Lengenfeld u./Stein stammt.

Mit dem Tod des letzten Besitzer dieses Hofes - Amtsvorsteher Bernhard Lorenz - am 1. Januar 1981 ist die Familie Lorenz in Geismar ausgestorben.

In einer Papierhandschrift von 1358 - Urkunden im Staatsarchiv zu Magdeburg - unter Erzbischof von Mainz Gerlach von Nassau (1346 - 1371) ist außer dem Güterverzeichnis der Mainzer Burg Gleichenstein auch eine Angabe über den Besitz der „Burg Stein“ aufgezeichnet. In diesem Verzeichnis sind drei Allodien von insgesamt 9 Hufen aufgeführt, die der Erzbischof Geralch von Mainz in Lengenfeld besaß und von der Burg Stein bewirtschaftet wurden.

Obwohl diese drei Allodien, die keinem lehnsrechtlichen Erbpachtverhältnis unterworfen sind, nicht namentlich genannt werden, haben die Forschungen von Alois Höppner, Lambert Rummel und Dr. Christoph Völker ( „Unser Eichsfeld, 34 Jahrgang: Besitz der Burg Bischofstein“) folgendes Ergebnis klar aufgezeichnet:

Diese drei Allodien sind:

1. Die Hagemühle,
2. 181 ½ Acker Salland der Burg Stein,
3. Die Meierei in Lengenfeld u./Stein.

Der Erzbischof von Mainz, Konrad III. von Daun (1419 - 1434) belehnte am 26. September 1420 die Gebrüder Apel und Hildebrand von Ershausen mit einem Vorwerk in Lengenfeld und mit einem Hofe unter dem Kirchhofe mit allen Rechten im Walde und der Weide.

Das Vorwerk war die „Meierei“ und der Hof unter dem Kirchhofe war der alte Lorenzsche Hof an der Frieda - heutiger Besitzer ist Karl Hildebrand.

Nach dem Aussterben des Geschlechts derer von Ershausen ging im Jahre 1496 dieses Lehen an die Herren von Hanstein über. Nachdem am 6. Juni 1802 das Königreich Preußen das Eichsfeld auf Grund des Reichsdeputationshauptschlusses in Besitz genommen hatte, erfolgte am 23. Oktober 1804 die letzte Belehnung an die Herren von Hanstein. Der Westabhang des Kälberberges nordostwärts von Lengenfeld wird in den Flurbüchern von 1801 und 1822 als „Hanstein“ bezeichnet. Dort hatte die „Meierei“ schon immer ihren größten zusammenhängenden Landbesitz.
Schon im Lagerbuch der katholischen Kirche zu Lengenfeld finden wir für das Jahr 1581 folgende Eintragung: „Der Amtsvogt Philipp Falck gibt der Kirche 4 Malter harte Frucht und vier Malter harte Frucht für Bischofstein“. Damit ist der endgültige Beweis erbracht, daß eines der drei Allodien, die Kurmainz schon im Jahre 1358 in Lengenfeld besessen hat, die „Meierei“ war.

Besitzer der Meierei

1. Helm, Andreas, Oberist und Amtsvogt - 1680
gest.: 02.07.1680 in Lengenfeld u./Stein
Alter: 66 Jahre

2. Helm, Margaretha Clara 1680 - 1697
Witwe des Oberisten Andreas Helm
gest.: 20.04.1697 in Lengenfeld u./Stein
Alter: 63 Jahre

3. Herrn Oberisten Andreas Helms Erben 1697 - 1707
In der Gemeinderechnung von 1699 wird zum ersten
Male der genaue Besitz der Meierei angegeben:
Herrn Oberisten Andreas Helm posidet:
1 Haus, 3 Hufen, 16 Acker, 18 ½ Rodeacker
und zahlen an die Commun jährlich an Steuern:
12 Reichsthaler

4. Helm, Carl Heinrich 1708 - 1736
Amtsvogt auf Bischofstein: 1710 - 1736
geb.: 17.09.1671 in Lengenfeld u./Stein
Vater: Andreas Helm, Oberist
Mutter: Margaretha Clara Helm
Pate: Abt Benedictus von Reiffenstein
Der Amtsvogt Carl Heinrich Helm wurde am 18.07.1708
mit der Maria Regina Sothen in der „St. Georgs - Kapelle
der Burg Bischofstein“ durch den damaligen Pfarrer Heinrich
Adam Heitttrich - Pfarrer von 1674 bis 1716 in Lengenfeld
u./Stein - getraut.

Aus der Ehe des Carl Heinrich Helm mit der Regina Sothen
gingen folgende Persönlichkeiten hervor:

a) Peter Franz Helm
Jesuit der oberrheinischen Provinz
geb.: 1709 in Lengenfeld u./Stein
eingetreten: 1728
gest.: 1772 in Erfurt

b) Wilhelm Helm
Jesuit der oberrheinischen Provinz
geb.: 07.06. 1711 in Lengenfeld u./Stein
eingetreten: 1729
gest.: 1759 in Ungarn

c) Carl Henricus Helm
Jesuit der oberrheinischen Provinz
geb.: 28.04. 1717 auf Bischofstein
gest.: ? in Nordamerika

d) Ferdinand Godefried Helm
geb.: 05.04. 1719 auf Bischofstein
gest.: 1772 in Montabaur
als
Stadtschultheiß u. Amtsverwalter des Amtes
Montabaur im Erzbistum u. Kurfürstentum Trier

e) Johann Anselm Helm
geb.: 19.03. 1715 auf Bischofstein
Amtsvogt auf Bischofstein: 1737 - 1750
Siehe Nummer 5 !

5. Helm, Johann Anselm Verwalter der Meierei: 1737 - 1750
Amtsvogt auf Bischofstein 1737 - 1750
Vater: Karl Heinrich Helm, Amtsvogt
Mutter: Maria Regina, geborene Sothen
Während der Amtszeit des Amtsvogtes Johann Anselm
Helm wurde die Burg Bischofstein auf dem Schloßberg
abgerissen und das neue Schloß Bischofstein im Jahre 1747
durch den Baumeister Johann Christoph Heinemann aus
Dingelstädt erbaut.

6. Der Mainzer Forstmeister Wagner 1751 - 1769
Er pachtet von 1751 bis 1769 die Meierei. Der Grund-
besitz der Meierei wird in der Rechnung der Commun
Lengenfeld wie folgt angegeben:
1 Haus, 3 Hufen, 21 Acker und 18 Rodeacker
An Gemeindesteuern bezahlt er jährlich:
13 Reichsthaler 4 Schneeberger.

7. Fromm, Martin, Rentmeister und Hofkammerrath 1769 - 1797
ist von 1769 bis 1797 Besitzer der Meierei.
Er ist der Schwiegersohn des Valentin Degenhard,
Begründer der Wollweberei auf dem Eichsfeld in
Großbartloff.
Er bezahlt an Gemeindesteuern jährlich:
21 Reichsthaler.
Von 1795 bis 1797 verpachtete der Hofkammerrath
Martin Fromm die Meierei an den Amtspedellen
Laurentius Grundmann für eine jährliche Pachtsumme
von 200 Reichsthalern.
In diesem Pachtvertrag wird die Meierei als „Gut zum
Goldenen Kreuz“ bezeichnet.

8. Martin, Johann Bernhard aus Großbartloff 1798 - 1816
gest.: 22.04.1816 in Lengenfeld u./Stein
Alter: 68 Jahre 9 Monate
Ehe: 20.02.1775 in Geismar mit
Maria Magdalena Schuchard
geb.: 28.04.1758 in Geismar
gest.: 04.09.1834 in Lengenfeld u./Stein
Großeltern des Bischofs Dr. Konrad Martin
Johann Bernhard Martin kaufte am 15.12.1797 die Meierei
von dem Hofkammerrath Martin Fromm. Nachstehender
Kaufvertrag ist im „Kauf - und Annotationsbuch der Commun
Lengenfeld, Seite 126 eingetragen:

„Vermöge amtl. Unterschreiben vom 31. Januar 1798 des
Kurfürstl. Maynzischen Amtes Bischofstein verkaufte der Hl.
Kammerrath Martin Fromm von Großbartloff seyne zu Lengenfeld
gelegene Meyerey an Berhard Martin von Großen Töpfer abkäufer,
weilen sich nun andere außer Länderey gegenwärtig ¼ tel der
Hufeland befindet, so an das Haus Keudelstein alljährlich 4 Metzen,
1 Köpfchen und Hafer zins - und lehnbar ist, so ist vorstehender ein
Viertel der Hufe von uns als Schultheißen und Gerichtsschöffen
taxiert worden pro 395 Reichsthaler Kaufsumme.
Zu diesem Kauf ist in der Gegenwart beyder Gerichtsschöffen
Nicolaus Montag und Johannes Weidemann der Gottes Pfennig
geworfen, Erhoben und üblicher Solenia observiert worden, so
geschehen
John, Schultheiß

Ebenso wurde ein Kaufvertrag über die Ländereien, die den
Hansteinern und der Commun Lengenfeld lehnbar waren,
abgeschlossen.
Die Gesamtkaufsumme betrug 6 460 Reichsthaler.
Die Kaufgelder sollen auf Petri - Stuhl - Feier am 22. Februar
1798 fällig und zahlbar sein.
Der Käufer soll auf vorgemeldeten Petri - Tag, den 22. Februar 1798
das Gut in Besitz nehmen.

So geschehen, den 15. Dezember 1797
gez. : John, Schultheiß,
Martin Fromm,
Bernhard Martin.

Im „Lage - Buch der Commun Lengenfeld unter Vorstande
des kurfürstlichen Schultheisen Johann Adam John, gefertigt
im Monat Juni 1801“ wird der Grundbesitz der Meierei wie folgt
angegeben:
Bernhard Martin posidet Hauß und Hof zwischen Henrich Stange
und der Mittelmühlen - Giebt davon jährlich auf Bischofstein
2 Schnb. Erbenzins
1 Schnb. 6 Pf. für 1 Huhn
1 Schnb. 6 Pf. für 2 Hahnen
1 Schnb. 4 Pf. für 30 Eier
5 Schnb. Dienstgeld

Idem
6 Schneeberger von einem Garten, so Hans Besler, Michael Küsting
und Michael Teuter bey ihren Herdstätten gehabt und an den
Amtsvogt Philipp Falcken verkauft haben.

Für das gesamte Grundstück, das 138 ½ Acker an Land, Wiesen und
Wald umfaßte, mußte Bernhard Martin noch liefern:
1 Reichsthaler 2 gute Groschen 6 Pfennig Pflugschargeld und
außerdem noch 12 ½ Malter Korn, 6 ½ Malter Hafer und ½ Metzen
Gerste.
Für ½ Pfund Wachs erhielt die Kirche 2 gute Groschen und 6 Pfennig.

9. Johannes Martin, Oeconom 1816 - 1835
geb. : 10.11.1778 in Großtöpfer
Pate: Dom - Vicarius Schuchard in Erfurt
gest.: 17.05.1835 in Lengenfeld u./Stein
Ehe: 21.05. 1798 in Geismar
mit
Regina Schuchard
gest.: 21.04.1843 in Lengenfeld u./Stein
Alter: 64 Jahre
Eltern des Bischofs Dr. Konrad Martin
Johannes Martin hat die Meierei am 22.04.1816 von seinem
Vater Bernhard Martin (8) laut Testament erbkäuflich erworben.
Der Bischof Dr. Konrad Martin wurde am 18.05.1812 in Geismar
geboren. Nachdem der Vater am 22.04.1816 die Meierei in
Lengenfeld erbkäuflich erworben hatte, zog er mit seinen Eltern
und Geschwistern dorthin. Hier besuchte er die Schule bei dem
Lehrer Joseph Lorenz von 1818 bis Oktober 1824 und trat am
24.10.1824 in die Tertia des Gymnasiums zu Heiligenstadt ein.
Am 27. Februar 1836 wurde er in Köln zum Priester geweiht und
am 17. August 1856 durch den Kardinal und Erzbischof von Köln
von Geissel als Bischof von Paderborn inthronisiert. Er starb am
06.07.1879 in der Verbannung in St. Guibert / Belgien.

10. Martin Johannes, Oeconom 1835 - 1850
geb.: 02.07.1801 in Geismar
gest.: 08.02.1850 in Lengenfeld u./Stein
Sohn des Oeconom Johannes Martin (9)
I. Ehe : 26.02.1838 in Dingelstädt
mit
Eleonore Engelhardt aus Dingelstädt
gest.: 13.11.1839 in Lengenfeld u./Stein
Alter: 31 Jahre 6 Monate
Hinterließ: Gatten und 1 minorennes Kind
II. Ehe: 04.10.1841 in Lengenfeld u./Stein
mit
Anna Maria Dunkelberg aus Lengenfeld u./Stein
gest.: 25.05.1849 in Lengenfeld u./Stein
Alter: 30 Jahre 6 Monate
Hinterließ: Gatten und 1 minorennes Kind

11. Erben der Familie Martin 1850 - 1864
Vormund dieser Erbengemeinschaft war der Bischof
Dr. Konrad Martin in Paderborn.

12. Höppner, Wilhelm, Oeconom aus Katharinenberg 1865 - 1889
Er übernahm die Meierei als Pächter
Wilhelm Höppner ist ein Großneffe des Oeconom Johannes
Martin (10)
Ehe: 20.08.1867 in Wachstedt
mit
Franziska Kalbhenn aus Wachstedt
Am 08. Juli 1875 wurde der Pfarrer und Heimatforscher Aloys
Christoph Höppner als Sohn des Wilhelm Höppner auf der
Meierei in Lengenfeld u./Stein geboren:
30. März 1900 Priesterweihe in Paderborn
1901 - 1904 Pfarrvikar in Holungen
1904 - 1927 Pfarrer in Treffurt
1928 - 1947 Pfarrer in Günterode
17. März 1955 Sterbetag in Heiligenstadt

13. Lorenz, Karl, Oeconom, Gutsbesitzer und Amtsvorsteher 1889 - 1899
geb.: 17.01.1828 in Geismar
gest.: 17.12.1913 in Lengenfeld u./Stein
beerdigt: 21.12.1913 in Geismar, Familienbegräbnis
Ehe: 18.10.1858 in Geismar
mit
Emilie Chatharina Martin
geb.: 06.12.1838 in Lengenfeld u./Stein
Vater: Johannes Martin (10) Besitzer der Meierei von 1835 - 1850
Emilie Chatharina Lorenz, geborene Martin ist am 23.01.1920 in
Geismar gestorben.

14. Fink, Karl 1899 - 1903
Eigentümer der Meierei war weiterhin der Oeconom und
Amtsvorsteher Karl Lorenz. Sein Schwiegersohn Karl Fink
verwaltete in den Jahren von 1899 - 1903 mit die Meierei.

15. Gries, Franz Edmund 1904 - 1935
Sanitätsrat und Dr. med.
Er erwarb die Meierei erbkäuflich von seinem Schwiegervater
dem Amtsvorsteher Karl Lorenz im Jahre 1904.
geb.: 27.02.1860 in Lehna
gest.: 18.01.1937 in Lengenfeld u./Stein
Vater: Jakob Gries, Oeconom zu Lehna
Mutter: Barbara, geb. Bartolomäus
Ehe: 20.05.1889 in Geismar
mit
Lorenz, Maria Juliane Emilie
geb.: 28.10.1864 in Geismar
gest.: 12.09.1948 in Dingelstädt
Die Erbbegräbnisstelle des Dr. med. Edmund Gries befindet sich
auf dem Friedhof in Lengenfeld u./Stein. Hier ruht auch der Professor
Albert Gries, der am 29.03.1914 gestorben ist.

Aus der Kirchenchronik von Lengenfeld u./Stein von Walther Fuchs:
Der Sanitätsrat Dr. med. Edmund Gries wurde am 27. Februar 1860
in Lehna, Kreis Heiligenstadt geboren.
Er besuchte das Gymnasium in Heiligenstadt und studierte nach dem
Abitur Medizin in Bonn. Nach dem bestandenen Examen mit
Approbation und nach einer weiteren Ausbildung ließ er sich 1888
als praktischer Arzt in Ershausen nieder und übernahm am 18.
Dezember 1890 die Leitung des dortigen Krankenhauses. Im Jahre
1904 verlegte er seine Praxis nach Lengenfeld.
Nachdem das St. Elisabeth Krankenhaus in Lengenfeld u. /Stein
(Baujahr 1905) am 27. Dezember 1905 bezugsfertig war, wurde ihm
sofort die Leitung dieser Heilstätte übertragen, die er bis zu seinem
Tode in den Händen hatte. Dr. med. Edmund Gries starb am 18.
Januar 1937 in Lengenfeld u./Stein, tiefbetrauert von allen Menschen
des Südeichsfeldes, denen er in ihrer größten Not Linderung der
Schmerzen und Heilung ihrer Krankheit gebracht hatte.
Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Erbbegräbnisplatz des
Lengenfelder Friedhofes.
Aus der Ehe des Medizinalrates Dr. Edmund Gries mit der Maria
Juliane Emilie Lorenz gingen folgende Kinder hervor:

1. Maria Gries, geb.: 23.03.1891 in Ershausen
Sie heiratete am 18.10.1927 in Lengenfeld u./Stein den Ritter-
gutsbesitzer Lorenz Burghardt in Berlingerode.

2. Karl Gries, geb.: 29.07.1895 in Ershausen.
Nach dem Besuch des Gymnasiums in Heiligenstadt nahm er
das Medizinstudium in Bonn, Tübingen und Halle auf, war
Assistenzarzt in Fulda und in der Elisabeth - Klinik in Kassel.
Am 1. März 1922 ließ er sich als approbierter Arzt in Küllstedt /
Eichsfeld nieder und übernahm die Leitung des St. Joseph -
Krankenhauses in Küllstedt.
Nach einer kurzen schweren Krankheit starb Dr. med. Karl
Gries am 15. September 1952.

3. Joseph Albert Gries, geb.: 14.07.1898 in Ershausen, Dipl. Ing.
und Landwirt. Er übernahm im Jahre 1935 von seinen Eltern
die „Meierei“. Siehe 16. Besitzer der Meierei!

4. Anna Elisabeth Gries, geb.: ? . 11. 1901 in Ershausen. Sie
heiratete am 20.04.1926 in Lengenfeld u./Stein den
Fabrikbesitzer Joseph Gustav Kunkel in Dingelstädt.

5. Edmund Joseph Hermann Gries, Landgerichtsrat
geb. : 29.08.1907 in Lengenfeld u./Stein
get.: 31.08.1907 in Lengenfeld u./Stein
Taufpate: Edmund Lorenz, Rittergutsbesitzer in Geismar.
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16. Gries, Joseph Albert 1935 - 1945
Diplom - Ingenieur und Landwirt
Er übernahm im Jahre 1935 von seinen Eltern, Medizinalrat Dr.
Edmund Gries und dessen Ehefrau Maria Juliane Emilie, geborene
Lorenz, die Meierei. Am 4. Mai 1937 heiratete er in Bornhofen
die Elisabeth Wilhelmine Kalb, die als Tochter des Gastwirtes
Joseph Kalb und dessen Ehefrau Elisabeth Margarethe, geborene
Künstner am 15. Oktober 1904 in Montabaur geboren wurde.
Aus dieser Ehe gingen nachstehende 4 Kinder hervor:

1. Anna Elisabeth Gries
geb.: 26.12.1937 in Lengenfeld u./Stein
get.: 28.12.1937 „
Pate: Anna Kunkel, geb. Gries in Dingelstädt

2. Eberhard Wilhelm Gries
geb.: 21.03.1939 in Lengenfeld u./Stein
get.: 26.03.1939 „
Pate: Wilhelm Kalb, Dipl. Kaufmann in Leipzig

3. Karl Günther Gries
geb.: 04.02.1941 in Lengenfeld u./Stein
get.: 09.02.1941 „
Pate: Dr. med. Karl Gries in Küllstedt

4. Renate Gertrud Gries
geb.: 30.04.1944 in Lengenfeld u./Stein
get.: 14.05.1944 „
Pate: Gertrud (Traudel) Gries, Ehefrau in Perleburg,
Mark Brandenburg

Die Enteignung der Meierei

Nach heftigen Auseinandersetzungen und trotz vieler Gegenstimmen gab die Landesregierung Thüringen in Erfurt am 10. September 1945 die „Verordnung über die entschädigungslose Enteignung der Großgrundbesitzes“ heraus. Mit dem Befehl 124 und 125 der sowjetischen Militärverwaltung in der damaligen sowjetischen Besatzungszone vom 30. Oktober 1945 wurde nochmals eindringlichste diese entschädigungslose Enteignung der Großgrundbesitzer befohlen.

Auf Befehl des sowjetischen Kreiskommandanten in Heiligenstadt war bereits schon am 2. Oktober 1945 in Lengenfeld u./Stein eine Dorfkommission, der „Ortsausschuß für die Bodenreform“, zur Durchsetzung der Verordnung der Landesregierung Thüringen gebildet worden.

Auf strikte Anmahnung des Kreiskommandanten in Heiligenstadt wurde am 8. November 1945 die Durchführung der Bodenreform in Lengenfeld u./Stein beschlossen. Unter die Enteignung fiel das Albert Griessche Gut, die „Meierei“ genannt, das einen gesamten Grundbesitz von 53 ha 12 a 70m² an Ackerland, Wiesen und Waldungen umfaßte. Diese Ländereien, Wiesen, und Wälder wurden unter 95 Lengenfelder Bürger aufgeteilt. Das zweistöckige Wohnhaus mit Stallungen und Scheune erhielten die beiden Bauern Karl Fiege und August Hübenthal je zur Hälfte.

Elisabeth Gries, die Frau des Besitzers Albert Gries, der sich zu diesem Zeitpunkt noch in russischer Kriegsgefangenschaft befand, wurde von ihrer „Meierei“ mit ihren vier Kindern Elisabeth, Eberhard, Günther und Renate ausgewiesen.

Eine vorläufige Bleibe fand die geschockte fünfköpfige Familie im Wohnhaus ihres ehemaligen Gespannführers Martin Fiege in der Schulstraße, dessen Sohn im Gegenzug das halbe Wohnhaus der Meierei in Besitz genommen hatte.

Frau Maria Gries, geborene Lorenz, die als Frau des am 18. Januar 1937 in Lengenfeld u./Stein verstorbenen San. Rates Dr. Edmund Gries, die „Meierei“ im Jahre 1904 erbkäuflich erworben hatte und ebenfalls zum Verlassen des Hofes gezwungen wurde, fand eine Unterkunft bei ihrer Tochter Anna, verheiratete Kunkel, in Dingelstädt. Trotz großen Heimwehs blieb ihr ein Wiedersehen mit der so geliebten Heimat versagt. Als sie am 12. September 1948 in Dingelstädt starb, wurde die am 15. September 1948 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf ihrem Heimatfriedhof in Lengenfeld u./Stein beerdigt.

Da Frau Elisabeth Gries mit ihren Kindern von den amtlichen Kreisstellen zu unerwünschten Personen in Lengenfeld u./Stein erklärt wurden, war eine Flucht in die derzeitigen Westzonen vorprogrammiert. Hier muß ihr langjähriger Mitarbeiter und Gespannführer Martin Fiege lobend erwähnt werden, der unter Gefahr, verhaftet zu werden, die persönlichen Habseligkeiten auf zwei Pferdegespannen, nachdem noch unter Verschwiegenheit Frau Gries ihre beiden ältesten Kinder Elisabeth und Eberhard bei dem derzeitigen Schulleiter Hugo Semke (1946 - 1949 in Lengenfeld u./Stein) heimlich am 15. März 1946 abgemeldet hatte, über Sickerode zu Freunden nach Heiligenstadt brachte. Von dort aus ging dann die abenteuerliche Flucht der Frau Gries mit ihren vier Kindern, die der Lengenfelder Friseurmeister Anton Hartmann organisiert hatte, über Arenshausen, die Demarkationslinie nach Friedland in der englischen Besatzungszone. Das Endziel war dann Montabaur, die Geburtsheimat der Frau Elisabeth Gries.

An der Straßenseite des zweistöckigen langgestreckten Wohnhauses der Meierei steht wie in den vergangenen Jahrhunderten in einer Nische die „Pieta“, als wollte sie die Schmerzen und Leiden, die Familie Gries mit der Enteignung ihres Grundbesitzes erdulden mußte , in sich vereinigen.

17. Im Zuge der Bodenreform in der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone wurde am 8. November 1945 der Grundbesitz der Meierei, der 53 ha 12 a 70 m² an Ackerland Wiesen und Wald umfaßte, aufgeteilt.
Das Wohnhaus mit Scheune und Stallungen wurde in zwei Komplexe geteilt und an zwei Bauern als Eigentum übergeben.
Karl Fiege, Landwirt 1945 -
August Hübenthal, Landwirt 1945 -
Laut einer Aufstellung „Sämtliche Haushaltungen der Gemeinde Lengenfeld u./Stein, Kreis Mühlhausen vom 1. Januar 1949“ wird der Besitz dieser beiden Bauern wie folgt angegeben:

a) Nr. 72
Karl Fiege Gesamtbodenfläche: 9 ha 45 a
Landw. Nutzfläche: 6 ha 69 a
Ackerland: 5 ha 25 a
b) Nr. 234
August Hübenthal: Gesamtbodenfläche: 8 ha 77 a
Landw. Nutzfläche: 6 ha 90 a
Ackerland: 5 ha 40 a

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Walther Fuchs
Lengenfeld u./Stein, den 15. März 1994

Quellennachweis:

  • a) Erbregister der kath. Kirche in Lengenfeld u. /Stein von 1580.
  • b) Kirchenbücher der kath. Kirche Lengenfeld u./Stein von 1667 - 1950.
  • c) Kirchenbücher der kath. Kirche in Geismar von 1699 an.
  • d) Kirchenbücher der kath. Kirche in Ershausen von 1678 an.
  • e) Rechnungen der „Commun Lengenfeld“ von 1699 bis 1800.
  • f) Lagerbuch der „Commun Lengenfeld von 1801“.
  • g) Kirchenchronik der kath. Kirche in Lengenfeld u./Stein von Walther Fuchs.
  • h) Chronik „St. Elisabeth - Krankenhaus in Lengenfeld u./Stein von Walther Fuchs.
  • i) Chronik „Konrad Martin, Bekennerbischof - 1812 - 1879“ von Otto Martin u. Walther Fuchs.
  • j) Haushaltungen der Gemeinde Lengenfeld u./Stein vom 1. Januar 1949.