Am alten Ufer der Frieda in der Gemarkung Lengenfeld

Frieda= so viel wie friedlicher Bach, nach dem altgermanischen Wort Frioda, welches Friede bedeutet.
In der Lengenfelder Flur fließen in die Frieda außer den kleinen Quellen die Nebenbäche: der von Hildebrandshausen kommende Rösebach, der Erbsborn aus dem Effeldertal, das Blankentalswasser aus dem Spreuwinkel. Im oberen Teil münden Buchborn und das aus dem Faulungertal kommende Rohrwasser.

Außer den Lengenfelder Mühlen, Hage-, Mittel- und Obermühle, wurde auch die ehemalige Klostermühle von der Frieda angetrieben. Diese Mühle stand gleich unterhalb des Klosters Zella. Der dort noch kleine Bach wurde zur Antriebskraft in einem sogenannten Mühlenteich („Klöstertich“) aufgefangen.

An der Frieda lagen ehemals zwei Flachsröstestellen, eine unterhalb des Dorfes und eine oberhalb des Dorfes in der Nähe des Sägewerkes.
Noch vor dem Wasserleitungsbau hatte fast jedes am Bache liegende Haus eine Schöpfstelle (Schöppen), die über einige Steinstufen am Bachufer zu erreichen war. Hier wurde Wasser fürs Vieh geholt und Wäsche gespült (geschöllt).

Auch ein Brauhaus stand bei der Backgasse am Friedaufer. (Später wurde es Spritzenhaus). Das Mühlenwasser der Mittelmühle fließt von der Mühle bis zum Haus Große unterirdisch in einem gemauerten Kanal.

In den Jahren 1931-1932 wurde der obere Bachteil vom Dorfe bis zum Buchborn in Notstandsarbeit von den damaligen Arbeitslosen der Gemeinde reguliert. Der Zimmererpolier A. Fuchs leitete diese Arbeiten. Zur gleichen Zeit wurde auch die Badeanstalt gebaut. Vor der Regulierung floss die Frieda in vielen Windungen zu Tale. Die Ufer waren mit Bäumen und Sträuchern dicht bewachsen. Zu dem Baumbestand gehörten: Schwarzerlen, Pappeln, Weiden, Eschen und Ahorn. In kleineren Baumformen war auch der Kreuzdorn vertreten. Zu den Sträuchern zählten: Heckenrosen, wilder Schneeball, Schwarzdorn. Weißdorn und Holunder.

Wasserschierling, Weiderich, Pfefferminze, Wiesenschlüsselblume, Vergissmeinnicht, Sumpfpestwurz und Zaunwinde waren die hauptsächlichen Uferpflanzen.

Das dichte Ufergebüsch war der Aufenthaltsort vieler Kleinvogelarten. Dort nisteten Hänfling, Goldammer, Zaunkönig, Rotkehlchen, Amsel. Rotrückiger Würger, Zaungrasmücke u. a. In einer Uferröhre baute der jetzt hier ausgestorbene Eisvogel sein Nest. Die weißbrüstige Bachamsel sang auch im Winter am Bach ihr Lied. Über Ufersteine hüpften Gebirgs- und Bachstelzen. In den Baumzweigen waren Blau- und Kohlmeisen zu Hause. Fliegenschnäpper und Wendehals nisteten in Baumhöhlen. Im Herbst und Winter sättigten sich Schwärme von Erlenzeisigen an den Samen der Erle – und der Raubwürger spähte nach Beute aus. Ab und zu kann man auch heute noch Fischreiher und Wildenten beobachten.

Unter dem Gebüsch hatten Igel, Wiesel und Wasserratten ihre Verstecke. Auch der Fischotter soll sich früher an der Frieda aufgehalten haben. Bach-, Regenbogenforelle und Rotzkopf, auch Küllkopp genannt, leben auch heute noch in der Frieda, doch ist der Bestand geringer als damals. Vom Quellengebiet aus liegt an der Struther Straße unterhalb Kloster Zellas die schwarze Brücke. An der Straße nach Faulungen führt die Drecksbrücke über die Frieda. Zurzeit wird an dieser Stelle eine neue Betonbrücke gebaut. Außer einigen kleinen Privatbrücken führen fünf Brücken im Dorfe über den Bach. Es sind dies: die Brücke in der Keudelsgasse, die Steinerne Brücke („Stennerbricken“ beim Plan), die Back- und Pfarrgassenbrücke und die Brücke an der Straße nach Hildebrandshausen („Bildhannsbricken“). An Stelle der drei letztgenannten alten Brücken sind neue aus Beton gebaut worden. Es ist geplant, auch die Steinerne Brücke durch eine neue zu ersetzen.

Heinrich Richwien
(Quelle: Lengenfelder Echo, Februar-Ausgabe 1960)