Allerlei Denkwürdigkeiten

Daten & Ereignisse von 1366 bis 1951

1366

ist ein großes Erdbeben in Thüringen gewesen, vornehmlich zu Mühlhausen, Eisenach und anderen Orten mehr; gleich in den Pfingsttagen hat es eine halbe Stunde gewähret; davon beide Kirchen und andere Gewölbe gar sehr zerrissen (wurden); und hat man das Schüttern und Beben an den Zinngefäßen auf den Kannenbänken gar deutlich gespüret. (Bang: Thüringer Chronik…1599, Eschwege-Mühlhausen).

1417

In diesem Jahre sind die Tater (Zigeuner) zum allerersten Male nach Deutschland gekommen.

1594

wurde in den Grenzstreitigkeiten zwischen dem Bischofsteine und denen von Keudel von den in Lengenfeld noch lebenden Weingärtnern gesprochen.

1597

Bonifatiustag wurde als fest erster Klasse für das Eichsfeld erklärt.

1603

Visitation aller eichsfeldischen Kirchen durch eine bischöfliche Kommission.

1655

war ein reiches Jahr von Baumfrüchten, dass alle Leute sagten, sie wüssten nicht ein solch Jahr von Obst, auch ann 56 fast gleich so.

1666

Berühmte Visitatio betr. Neuordnung und daraus 1669 neu Kirchenordnung.

1680

hat ein Komet gestanden im Christmonat.

1730

Der Kartoffelbau hat in Heiligenstadt angefangen und darauf im ganzen Eichsfelde.

1746

In der Gemeinderechnung heißt es: „Taxation der Sämühlen…“ Sie wurde durch Schultheiß und Gerichtsschöppen vorgenommen.

1755

sind bei hellem Tage drei harte Knalle gehört worden als wie Donnerschläge, und es solches gehört (worden)in ganz Deutschland. Es hat nachher geheißen, es wäre ein Stück von Lissabon untergegangen.

1755

Der Landgraf Christian von Hessen-Rheinfels stiftete die an die Gemeinde Lengenfeld u. Stein geliehenen 3000 Taler dem Hülfensberge. Die Stiftung brachte dem Berge jährlich 100 Taler Zinsen.

1769

Zur Bezahlung für Steinfuhren nach Heiligenstadt zahlte die Gemeinde den beteiligten Fuhrleuten (Lengenfelder Bauern) insgesamt 11 Taler, 6 ggr, 1, ¾ Pfennig.

1769

Am 23. Dezember wurden durch die erzbischöfliche Behörde viele Feiertage abgeschafft: der 3. Weihnachtsfeiertag, Apos tage usw.

1778

Am 19. September erschien erstmalig das „Heiligenstädter Intelligenzblatt“.

1779

fuhr der erste Postwagen in Heiligenstadt.

1780

Die Brand. (Feuer-)versicherung wurde eingeführt.

1787

Am 26. März erschien das neue Mainzer Gesangbuch, durch das der Gesangbuchstreit entfacht wurde.

1802

Preußen besetzte das Eichsfeld.

1806

Am 23. Oktober ergriffen die Franzosen Besitz vom Eichsfelde.

1812

Die geistliche Behörde forderte streng die Einführung des neuen Gesangbuches.

1817

18/5. Konrad Martin, der nachmalige Bischof von Paderborn, siedelte mit seinen Eltern von Geismar nach Lengenfeld über, wo sein Vater die Meierei gepachtet hatte.

1828

Mehrere Festtage wurden durch preußischen Einfluss abgeschafft: St. Joh. Bapt., St. Martinus, Maria Geburt, Maria Himmelfahrt. Jegliche Art Wallfahrt wurde verboten, „zur Verhütung des Müßigganges und sinnlichen Vergnügens“.

1834

blühten Ende Januar die Blumen, ganz früh schon blühte das Obst; aber es gab keinen Rückschlag, sondern alles gedieh vorzüglich. Noch nie hatte es so viel Gottesgaben gegeben als in diesem Jahre (Joseph Hahns Tagebuch).

1835

Am 1. August trat das Schiedsamt in Kraft. In jeder größeren Gemeinde wurde eine Vertrauensperson zum „Schiedsmanne“ bestimmt, der kleine persönliche Streitigkeiten, meistens Beleidigungen, schlichten konnte, um unnütze und kostspielige Gerichtsklagen zu verhüten.

1837

Vom 6.-10. April fiel so viel Schnee wie nie zuvor; und war eine solche Kälte, dass massenhaft die Vögel erfroren und vor Hunger starben; und am 18. April blieben die Wagen voll Mist noch im Schnee stecken (Joseph Hahns Tagebuch).

1846

herrschte wohl die größte Not. Geerntet wurde soviel wie nichts. Der Scheffel Korn stieg auf 6 Taler, der Scheffel Gerste auf 4,1/2 Taler, Kartoffeln auf fast 2 Taler. Die Gemeinden mussten borgen, um ihre Armen nicht verhungern zu lassen. Die Erfurter Regierung empfahl als „Mittel, wohlfeiles Brot herzustellen,“ Roggen und Biertreber. Eine Kabinettsorder verbot den Verkauf frisch gebackenen Brotes, weil es weniger nahrhaft, dagegen sparsamer Gebrauch Pflicht sei. (Udo Zobel).
Von 45 auf 46 gab es fast keinen Winter, bloß im Dezember 45 trat anhaltendes Regenwetter ein, wobei es bis Ende Januar immer gelinde war. Im Februar fing schon alles an, grün zu werden. Den 26. Februar trieben schon der Schweine- und der Kuhhirt ins Feld. Am 8. März jedoch fing es an, zu frieren und zu schneien, wodurch alle grünen Knospen und Keime erfroren. Als der Mai kam, wurde es wieder sehr trocken und blieb auch so, weshalb wieder eine schlechte, sehr frühe Ernte eintrat. Kartoffeln wurden ganz wenig geerntet. Jedoch waren der erste Klee- und Grasschnitt gut geraten (Kolbe). ---Sehr schlechte Ernte. Anfängliche Not und Teuerung (Bi..bich).---Die Ernte war kaum 1/5 einer Normalernte.
1842 bis 46 herrschte die Kartoffelkrankheit und brachte viel Not.

1847

Teuerung herrschte allenthalben. Die Preise stiegen rapid. Zu Anfang des Jahres kostete ein Berliner Scheffel Korn 3 Taler 15 Silbergroschen, der Weizen 3 Taler, 25 Sgr, die Gerste 2 Tlr. 15 Sgr. der Hafer 1Tlr. 15 Sgr. Bohnen kostete der Scheffel 4 Tlr.----Der Winter war strenge. Es fiel Schnee in Massen, und das Wasser wurde knapp. Ein Berliner Scheffel Kartoffeln kostete 2 Tlr. Ein Ei kostete um Fastnacht herum 9 Pfg. Am 7. März gab es eine strenge Kälte und Schnee in großen Massen (Kolbe).---- Das Jahr 1847 brachte eine vollständige Missernte. Auf einem Morgen wurden kaum 7 Zentner Kartoffeln geerntet (Gieboldehausen). Ein Sack Kartoffeln stieg auf 4 Tlr. Wem es vergönnt war, etwas Korn zu besitzen, der vermengte es mit Pferdebohnen und Wicken und ließ es vermahlen, um Brot daraus zu backen (Lehrer Koch, Gieboldehausen).
Damals ging eine Prophezeiung um: Wer 1847 nicht verdirbt, 1848 nicht stirbt, -und 1849 nicht wird totgeschlagen, der kann von großem Wunder sagen.

1848

Vom 4.-18. Juni war das Bonifatiusjubiläum der hundertjährigen Erinnerung auf dem Hülfensberge.

1852

Den 27 Mey haben wir ein groß Wasser gehabt; das hat mir im Buchborn (Flurname) oben auf dem Lande viel Erdboden und Kartoffeln mitgenommen und auf der Zollstede auch 5 Fuder Mist, der gerade an der Breite lag (Joseph Hahn).

1853
gab es ungeheure Schneemassen und große Kälte bis in den April hinein. Wenige Wochen vor Pfingsten war noch ein ...bes Schneegestöber.

1854

entstand nach dem Misswuchs des Vorjahres auf dem gesamten Eichsfelde eine arge Teuerung. Die Frucht stieg wieder im Preise, und die Kartoffeln waren sehr schlecht gerat... (Daub).

1857

war ein dürres (trockenes) Jahr. Wasser- und Futtermangel herrschte. In Hüpstedt und Zaunröden musste der Eimer Wasser mit 4 Pfenning bezahlt werden.

1858

Auch dieses Jahr war sehr trocken. Bis zum Juli fiel kein Regen; Klee und Gras vertrockneten, und der Körnerertrag war so gering, dass ein Scheffel 9 Mark kostete.

1858

Die ewige Anbetung, die 1718 eingeführt war, wurde durch Bischof Martin neu eingeschärft.

1860

Auch in diesem Jahr wurden Kälteperioden mit unangenehmen Folgen verzeichnet.

1860

Am 3. Januar ist ein kleines Kind am Schlossberge in einer Buchenhecke tot gefunden worden; es hat dem kleinen Annemarie Hesse gehört in Lengenfeld (Joseph Hahns Tagebuch).

1860

Den 16. Januar hat sich Christian Fuchs von hier in Joseph Hahn seinen Tannen auf dem kleinen Walberbühle aufgehenkt. Am 17. Januar ist er von Michel Ficks Sohn und von Anton Höppners Sohn gefunden worden. Hans Adam Wehenkels Sohn hat ihn nach Hause gefahren (Joseph Hahns Tagebuch).

1865

Den 19., 20. und 21. März haben wir so eine große Kälte gehabt, dass alle Mühlen eingefroren waren und still standen und Grundeis im Wasser gefroren war. Auch lag hoher Schnee im Monat März. Aber Palmensonntag, den 9. April, fing das gude Wetter an, und der gantze Schnee ging weg, dass Oster Sondag kein Schnee mehr zu sehen war und die Felder standen in der schönsten grünen Aussicht, und die Sommer Bestellzeit ging sehr gut, und war schönes warmes Wetter (Joseph Hahns Tagebuch).

1865

In der Nacht vom 18.-19. Juny war viel Kartoffelkraut erfroren, aber nur strichweise
(Joseph Hahn).

1865

Den 25. Juni hat es hier gehagelt. Vom Walberbiele her bei Erbesborn und hinder Weidemanns Hob (Garten) und beim Klüschen und auf der Heiden war an Winterfelde beina alles verhagelt bis an den Düwenzeul. (Joseph Hahn).

1866

In der Nacht vom 11.-12. Februar morgens um ½ , 3 Uhr war ein stark Gewitter mit Donnern und Blitzen. Es schlug so mit Schneekieseln vor die Fenster, dass man musste die Läden zu machen (Joseph Hahn).

1868

blühte das Korn schon Himmelfahrtstag, den 21. Mey (Joseph Hahn).

1868

In der Nacht vom 5.-6. Dezember halb ein Uhr war ein stark Gewitter mit Donnern und Blitzen und auch Schloßen, mit starkem Winde (Joseph Hahn).

1869

Den 13. Oktober habe ich (Joseph Hahn) das Hochaltar, die Kanzel, 3 Beichtstühle und 2 Klocken aus der Annaberger Kirchen auf 2 Fuder hier nach Lengenfeld in die Kleine Schule gefahren. Hier zu war ich von Dechand Spies beaufdragt. Die große Klocken war 1706 gegossen worden und die kleine Klocken 1762. Die zwei Neben Altäre hat Hampeder Hahn in der Mittelmühle den größten Teil davon hier nach Lengenfeld gefahren, mit einem Pferde ein Fuder, auch in die kleine Schule (Joseph Hahn).

1871

Den 18. Mey morgens hatte es so hart gefroren, dass an jedem Born Spitzgen Eis angefroren war, und das Buchenlaub war verfroren , und den 19. Mey lag auf den hohen Bergen Schnee (Joseph Hahns Tagebuch).

1872

Den 4. Mertz ist in Mühlhausen und in der Vogtei an noch mehren Enden eine Erd Erschütterung gewesen, dass das Hausmöbel vort geruckt ist (Joseph Hahns Tagebuch).

1872

Den 27. November des Abents war am Himmel so ein Stern Schnuppen (fall), dass ein jeder, der es sah meinde, die ganzen Sterne am Himmel fielen herunder auf die Erde. Hundertweise sah man sie den ganzen Abend herunder fallen was noch nie ein Mensch gesehen hat (Joseph Hahns Tageb.).

1890

wurde beim Ausschachten eines Kellers im Mitteldorfe in der Grendschicht eine Elchgeweihstange gefunden, die ins Museum der Forstakademie nach Eberswalde wanderte.

1901

Am 13. September, nachmittags gegen 4 Uhr stürzte ein Anstreichergehilfe, der gerade beim Anstrich der Eisenbahnbrücke beschäftigt war, aus einer Höhe von 60 Fuß hinab in einen Garten auf frisch gegrabenes Erdreich unmittelbar neben ein Beet mit Bohnenstangen. Der Junge, der aus Bieckenriede war, erlitt nur eine leichte Kopfverletzung (Heiligenstädter Kreisanzeiger und Tagebuch des Verfassers.)

1901

In seiner Sitzung am 5. Januar beschloss der Gemeindevorstand mit 11 von 12 Stimmen, auf den alten Anger einen Tanzsaal zu bauen. Der 12. Gemeindevertreter war der Sitzung fern geblieben. So rasch wurde der Plan verwirklicht, dass bereits am 13. November die Fenster eingesetzt wurden (Sitzungsbericht; Aufzeichnung des Verfassers).

1902

Anfang April. -Aus Anlass des Wegganges von Pfarrer Großheim aus Lengenfeld kam es zu tumultarischen Auftritten, so dass verstärkte Polizei eingesetzt werden musste. Die Volkswut richtete sich gegen den Einwohner Sch., dem man die Schuld an der Versetzung des beliebten Seelsorgers glaubte beimessen zu müssen. Gruppen von Demonstranten zogen die Dorfstraße auf und nieder, randalierten vor dem Hause Sch.-s und warfen sämtliche Fensterscheiben ein. In einer Zeitungsmeldung hieß es:“ ... Sch., der sich bedroht fühlte, gab einige Schreckschüsse ab, worauf der Pöbel sich zerstreute.“
Die Fulda-Werra-Zeitung vom 7. April schrieb: „In Lengenfeld war es gestern und heute ruhig. Der Einzug des neuen Pfarrers verlief wider Erwarten ohne Störung. Das ständige Verweilen der Gendarmerie hat die aufgeregte Menge wieder zur Besinnung gebracht. Wie Eisenbahnpassagiere erzählten, ist am Sonnabend eine halbe Kompagnie Soldaten in Lengenfeld einquartiert worden (was jedoch nicht der Wahrheit entspricht. der Verf.). Gegen 13 der Tumultanten ist Anzeige wegen Landfriedensbruchs, Zusammenrottung, Bedrohung... groben Unfug usw. erfolgt.“

1904

Die Wasserleitung wurde von der Firma Brand in Kassel gebaut.

1908

Ein Erdbeben machte sich so heftig bemerkbar, dass man es in den Betten merkte. An den Wänden wackelten die Bilder.

1935

wurde im Blankentale am Köhlersborn ein Steinbeil gefunden und nach Heiligenstadt abgeliefert.

1938

Im Frühjahr fand der Gutsbesitzer Gries unterm Hanstein (Flurname) einen vorgeschichtlichen Steinkeil von 11 cm Länge mit geschliffenen Seiten. Er wurde an das Museum in Heiligenstadt abgeliefert.

1942

30/5. Im Effeldertale entgleiste ein Personenzug, weil ein auswärtiger Schüler der Oberschule im Schloss Bischofstein an 6 Stellen Steine auf das Geleise gelegt hatte. Die Lokomotive mit dem Tender stürzte den Bahndamm hinab. Personen kamen nicht zu Schaden.

1948

Das Dorf Lengenfeld wurde vom Kreise Heiligenstadt abgezweigt und dem Landkreise Mühlhausen zugeteilt.

1948/49

Die Wildschweine richten in der Feldflur, selbst auf den Ackern unweit des Dorfes, bedeutenden Schaden an. Früher hat es in unserer Gegend keine Wildschweine gegeben.

1949

Ein Mäusejahr. Viele Wildschweine gehen an dem ausgelegten Mäusegift zugrunde.

1948/49; 1949/50; 1950/51---

Milde Winter.

Quelle: „Chronik der Gemeinde Lengenfeld unterm Stein und des Bischofsteins“
(Unveröffentlichte Maschinenschrift von Anton Fick, 23.08.51)