Christoph Völker (1890 – 1945) zum Gedächtnis

Der furchtbare Luftangriff auf Paderborn am 22. März 1945, der die Paderborner Bevölkerung völlig unvorbereitet traf, hat der Paderborner Abteilung des Vereins einen schweren Verlust gebracht: Christoph Völker, Mitglied des Vorstandes und Archivar unserer Sammlungen, erlitt in seiner Wohnung einen Schädelbruch, an dessen Folgen er am 24. März starb.

Christoph Völker war in Faulungen (Eichsfeld) am 31. Mai 1890 geboren. Das Studium der Philosophie und Theologie brachte ihn nach Paderborn, wo er am 3. August 1914 zum Priester geweiht wurde. Seine Anstellung als Vikar in Vörden (Krs. Höxter) wurde für seine weitere Wirksamkeit bedeutungsvoll, da sie ihn durch die Verbindung Vördens mit dem ehemaligen Kloster Marienmünster Anregung zu geschichtlichen und rechtsgeschichtlichen Studien gab. Johannes Linneborn, damals Dompropst in Paderborn, erkannte Völkers Fähigkeiten und sorgte für seine Berufung als Archivar ans Generalvikariat in Paderborn. Unter den vielen Aufgaben rechtsgeschichtlicher Natur ist er hier besonders bei der Klärung der oft recht schwierigen Rechtsverhältnisse bei Auseinandersetzungen zwischen Staat und Kirche tätig gewesen. Seine Erarbeitungen, die eine umfassende Kenntnis der geschichtlichen Gegebenheiten und eine klare Schau der rechtlichen Verknüpfungen erkennen lassen, wurden auch von der Gegenpartei stets anerkannt. Eine Sammlung und Veröffentlichung dieser Studien wäre sehr zu begrüßen.

Unserem Verein ist Völker wohl gleich nach seiner Anstellung in Vörden beigetreten. 1921 sprach er auf der Hauptversammlung der Paderborner Abteilung in Brakel über „das ehemalige Benediktinerkloster Marienmünster als Mittelpunkt der Pfarrseelsorge im oberwaldischen Paderborner Lande“. Seine Übersiedlung nach Paderborn 1925 gab ihm Gelegenheit, in Wintervorträgen immer wieder Ergebnisse seiner Studien vorzutragen. Unter seinen Beiträgen für unsere Zeitschrift ist wegen seiner Bedeutung besonders der „Zur Geschichte der Reformation im Hochstift Paderborn mit besonderer Berücksichtigung der Stadt Steinheim und ihrer Umgebung“ (W. Z. 88 II S. 94 ff.) zu erwähnen. 1931 trat Völker in den Vorstand als stellvertretender Schriftführer ein, von 1935 an verwaltete er das Archiv. Die Geschichte seiner Wahlheimat förderte er seit 1932 durch die Herausgabe des Heimatborn, der Heimatbeilage zum Westfälischen Volksblatt, die seiner Stammesheimat, des Eichsfeldes, durch Mitarbeit an der Zeitschrift „Unser Eichsfeld“.

Die vielen amtlichen Arbeiten ließen Völker keine Zeit, größere Veröffentlichungen vorzubereiten. Ein Heimatbuch für den Kreis Höxter gab er in zwei Bänden 1925 und 1927 heraus. Sein großer Artikel über das religiöse Volksleben im Fürstbistum Paderborn während des 17. und 18. Jahrhunderts in der Festschrift „St. Liborius, sein Dom und sein Bistum“ (Paderborn 1936) erschien in erweiterter Form als Monographie. Die Drucklegung seiner umfangreichen, weitausholenden „Geschichte der katholischen Kirche in der Grafschaft Pyrmont bis 1669 (mit Beiträgen zur Kirchengeschichte des Bistums Paderborn)“ war in Angriff genommen, als am 17. Januar 1945 durch den Luftangriff die Druckerei Schöningh mit den im Satz vorliegenden Teilen ausbrannte. Doch ist der erste Teil, der als Dissertation bei der kath.-theol. Fakultät in Tübingen eingereicht war (Promotion 1934), in den Pflichtexemplaren abgeliefert worden und so wenigstens in Bibliotheken erreichbar.

Nach menschlichem Ermessen hätte Völker noch eine Reihe von Jahren wirken und wohl auch für unseren Verein und die westfälische Geschichte noch manches tun können. Für das, was er geleistet hat, gebührt ihm unser Dank. Der Altertumsverein, insbesondere die Paderborner Abteilung, wird sein Andenken stets in Ehren halten.


Klemens Honselmann
(Quelle: Quelle:  Westfälische Zeitschrift 98/99, 1949)