Befestigte Kirchhöfe im mittelalterlichen Bistum Paderborn (1937, Auszug, mit Verbindungen zum Eichsfeld)

Die Sitte, Kirchen zu befestigen und sich ihrer als Zufluchtsstätten zu bedienen, scheint bis ins christliche Altertum zurückzugehen. […]

Auf dem Eichsfelde werden noch in einem Lehnbriefe von 1608 Hütten- und Kastenstätten auf zwei Kirchhöfen als Bestandteil des Lehens aufgeführt. (Fußnote 28)

Text der Fußnote 28:

J. Wolf, Kritische Geschichte über den Hülfensberg (1908) 53: auf dem Hülfensberg und in Lengenfeld. Im 14. und 15. Jahrhundert hat es solche Hütten-, Kasten-, Scheunen- und sogar Stallstätten auf zahlreichen Kirchhöfen des Eichsfeldes gegeben. Vgl. Joh. Wolf, Politische Geschichte des Eichsfeldes 2 (1793), 100f.; A. Schäfer, Geschichte der Stadt Dingelstaedt (1926) 262; N. Görich, Geschichte des eichsf. ehemal. Zisterzienserinnenklosters Anrode (1932) 31 usf. Wolf erwähnt a. a. 0. eine Stallstätte, die noch 1666 auf dem Kirchhof in Obernfeld stand und damals von der Kirche käuflich erworben wurde. Er teilt auch eine Stelle aus Schannat, Dioec. Fuldensis, mit, wonach im Anfang des 14. Jahrhunderts Friedrich von Treffurt die Stiftskirche in Grof3burschla an der Werra befestigte und als Festung gegen seinen Onkel und Gegner Hermann von Treffurt benutzte. Dieser behielt aber die Oberhand, zerstörte 1334 die drei Türme der Kirche sowohl wie die starke Kirchhofsmauer von Grund aus. Hierzu auch Unser Eichsfeld Jhrg. 1933 S. 274. Nach F. Vigener, Regesten der Erzbischöfe von Mainz (1289 – 1396) Abt. 2 Bd.1 (1913) Nr. 1553 S. 356, beklagt sich der Erzbischof Gerlach 1362 über die Grafen von Schwarzburg, da6 sie und ihre Helfer ihm und denen von Hanstein wohl zehn Kirchhöfe abgebrannt, niedergebrochen und ihre Leute darin verbrannt hätten. Noch 1 602 standen zufolge einer nicht nachprüfbaren Angabe im Eichsfelder Heimatboten Jhrg. 17 (1938) Nr. 20 S. 12 auf dem Kirchhof in Hohengandern zweiundzwanzig, auf dem in der Filiale Arnshausen zwölf „Hüttlein". Diese seien, so melden am 9.12.1602 die Einwohner von Hohengandern dem Kurfürsten von Mainz, so klein, daß sich die Bewohner darin kaum drehen und wenden konnten. Die Hütten auf den Kirchhöfen wurden demnach als Wohnungen gebraucht. Die Bewohner bezeichnete man als Friedhöfer. […]


Dr. Christoph Völker, Erzbischöflicher Archivar in Paderborn
(Quelle: Westfälische Zeitschrift 93, 1937)