Burg und Burggelände auf historischen Landkarten
Landkarte 1 - Burg Stein um das Jahr 1583
Die hier dargestellte Landkarte zählt zu den wenigen bildlichen Darstellungen der Burg Stein, auf denen Burg, Burggelände und einzelne Wirtschaftsgebäude realitätsgetreu abgebildet wurden. Die Karte, deren Zeichner unbekannt ist, zeigt die Ortschaften des südlichen Eichsfeldes und das angrenzende nordhessische Gebiet von Nord- nach Südrichtung.
Vermutlich um 1582-1583 gezeichnet, sollte mit der Landkarte u.a. die genaue Lage der Dörfer Döringsdorf und Frieda, welche zwischen Thüringen und Hessen getauscht wurden, visualisiert werden.
Auf dem hier dargestellten Bildausschnitt sehen wir die einzelnen Gebäudekomplexe der Burg Stein (bestehend aus Ober- und Unterburg) mit Wachturm, dreistöckigem Wohnhaus, kleineren Wirtschaftsgebäuden und Burgtor.
Unter dem Burgfelsen erscheint ein Platz, der sich in seiner hellen Farbgebung vom übrigen Gelände abhebt. An dieser Stelle ist ein einzelner Baum deutlich erkennbar, der aller Wahrscheinlichkeit nach Gerichtsstätte und Marktplatz der Burg Stein markiert. Hierfür spricht unter anderen seine markante Darstellung.
Unweit dieser Stelle erscheint ein halb verfallenes Gebäude, bei dem es sich augrund seiner Lage und Optik zufolge nur um die Reste der St.-Georgs-Kapelle handeln kann. Vor dem Auffinden der hier dargestellten Landkarte, welche erst um die Mitte des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt wurde, war nicht sicher, ob sich die in den historischen Quellen vielfach erwähnte St.-Georgs-Kapelle in den Gemäuern der Burg selbst befand oder als eigenständiges Gebäude auf dem Burggelände erbaut wurde. Auch hierzu gibt die vorliegende Karte eine eindeutige Antwort. Ferner ist bekannt, dass die zerfallene Kapelle, die in ihrer Darstellung bereits ohne Dach gezeichnet wurde, später wiederaufgebaut und im Jahre 1611 erneut geweiht wurde, um für sakrale Handlungen, wie z. B. Hochzeiten und Taufen genutzt zu werden.
In der unteren linken Bildhälfte sieht man darüber hinaus noch vier Gebäude in kreisförmiger Anordnung, die als Vorwerk der Burg bezeichnet wurden. Auf dem Gelände dieses Vorwerkes wurde später, in den 1740er Jahren, das barocke Schloss Bischofstein als neues Amtshaus aus den Steinen der alten Burg errichtet. Die einstmals stolze Burg Stein hatte zu diesem Zeitpunkt bereits an Bedeutung verloren und zudem im 30-jährigen Krieg zahlreiche Beschädigungen erfahren.
Schließlich ist in der Bildmitte, am Lauf des bläulich gezeichneten Baches Frieda, noch ein kleineres Gebäude auszumachen, welches von einigen Bäumen umsäumt wird. Bei diesem Bauwerk handelt es sich um die noch heute existierende Hagemühle, die in ihrer Funktion der Burg Stein zugehörig war.
Weiterführende Informationen zur vorliegenden Bildkarte finden Sie in der Rubrik "Geschichtliches und Brauchtum" unter dem Autor Lambert Rummel und in der Aufsatzsammlung zum Themenkreis Eichsfeld.
Oliver Krebs
(Kartenquelle: Museum "Gülden Creutz", Worbis im Eichsfeld)
Landkarte 2 - Burg Stein um das Jahr 1600
Diese zweite Landkarte, welche vermutlich um das Jahr 1600 (nach anderen Quellen im Jahre 1595) gezeichnet wurde, zeigt viele Gemeinsamkeiten zu jener Grenzkarte, die um 1583 entstand. Burg und Stadt Stein sowie das Vorwerk und die Hagemühle erscheinen hier ebenso wie die St.-Georgs-Kapelle. Auffällig ist bei dieser Kartendarstellung allerdings, dass die Kapelle mit einem (rot gefärbten) Dach gezeichnet wurde. Möglicherweise ein Beleg dafür, dass die Kapelle zu diesem Zeitpunkt bereits wieder vollständig aufgebaut worden war, um diese, wie überliefert ist, spätestens ab dem Jahre 1611 wieder zu sakralen Handlungen zu nutzen.
Ein weiteres neues Detail ist ein Bauwerk, welches mit "Armenhauß" überschrieben wurde und im linken Bildhintergrund erscheint. In keiner bislang bekannten Urkunde oder sonstigen schriftlichen Überlieferung wird dieses Gebäude in der Gemarkung Lengenfelds erwähnt. Möglicherweise ein Indiz dafür, dass dieses "Armenhauß" nicht lange existierte. Auf der Karte von 1583, der eine äußerst detailgetreue Darstellung zugrunde liegt, erscheint dieses "Armenhauß" nicht, womit eine Existenz des Hauses zu diesem Zeitpunkt (1583) ausgeschlossen werden kann.
Oliver Krebs
(Kartenquelle: Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Kartenabteilung)
Landkarte 3 - Burg Stein um das Jahr 1715
Schleenstein-Atlas, Kartenausschnitt der Burg Bischofstein mit Lengenfeld unterm Stein, um 1715. (ca. 30 Jahre, bevor die ruinöse Burg Stein abgebrochen und aus ihren Steinen das neue Amtsgebäude, Schloss Bischofstein, errichtet wurde (in den 1740er Jahren, vollendet 1747-1748).
Die Schleenstein'sche Karten zeigen die Landgrafschaft Hessen-Kassel aus dem Jahr 1715.
Das einfarbige Kartenwerk besteht aus 20 Einzelblättern im Maßstab 1:52.629. Die Kartenaufnahmen wurden von Johann Georg Schleenstein in der Zeit von 1705 bis 1715 gezeichnet. Die Längenangaben erfolgen auch in mittlere Hessischer Meile und Theutscher Meile. Die Karten illustrieren mit rotem Grenzverlauf die damaligen Gebietszuordnungen in "Gerichte" und "Ampt". In Übersichten werden diese Gebiete auch als Liste dargestellt. Detailreiche Symbole illustrieren die dargestellten Gebiete auszugsweise nach den folgenden Kategorien wie Städte, Dörfer mit Kirche, adlige Schlösser, Stadt, Mühle, Glashütten, Erzgruben, wüste Dörfer, aber auch Wälder und Wasserverläufe.
Oliver Krebs
(Quelle: http://www.on-geo.de/historische-karten)