Schloss Bischofstein
Das Eichsfeld, und mit ihm auch Bischofstein, war ursprünglich kurmainzischer Besitz bis 1802. Das ehemalige Schloss, Amtssitz eines Vogtes, später Internatsschule, seit 1943 Erholungsheim der Gewerkschaften, wurde 1747 als Barockbau von Meister Heinemann aus Dingelstädt erbaut. Es liegt, gegen Nordwinde sehr geschützt, 316 m hoch am Südhang des 402 m hohen Schlossberges, mit dessen Überresten der Burg „Zum Steyne", urkundlich 1137 schon Eigentum der Landgrafen von Thüringen.
Seit 1403 Besitz der Erzbischöfe von Mainz, werden die Burgen zum ersten Mal „Bischofstein" genannt. Die Burg und der kleine Marktflecken, unterhalb des Schlossberges gelegen, genannt „Stadt Stein", wurden im 30jährigen Krieg arg beschädigt und nicht wieder aufgebaut. Lengenfeld u. Stein liegt in dem tiefen und weiten Talkessel der Frieda eingebettet. Schöne, alte Fachwerkhäuser zieren den Ort und geben ihm ein besonderes Gepräge.
Wer wohlgemut und offenen Auges mit empfänglichem Sinn zum schauen in die Natur der Umgebung Lengenfelds hinauswandert, dem wird es zur ewigen Erinnerung an das romantische Eichsfeld. Das von verschiedenartigen Bergkonturen begrenzte Friedatal mit seinen Waldungen, raindurchzogene Bergwälder, felsige Kuppen und Klippen, einsame Waldtäler liegen dem Orte so nahe, dass sie in kurzer Zeit erreichbar sind. Immer wieder fesselt der reizvolle Blick in die Landschaft beim Ersteigen der Höhen und beim Wandern auf den Bergkämmen mit ihren bequemen, schattigen Waldwegen.
In unserem Wald- und Bergland findet der Wanderer fast alle Arten der Laub- und Nadelhölzer. Im Gemisch von Rot- und Weißbuchen, Eschen, Eichen und Ahorn sind Linden, Espen und Ulmen, vereinzelt auch Birken und Ebereschen zu finden. Verstreut im Laubholzbestand sind noch junge und uralte Eiben (Taxus-baccata). Dieser so selten gewordene Urbaum Deutschlands hat auf dem Eichsfeld noch seinen größten Bestand. An den Hängen und Vorgehölzen wächst auch noch der Wacholder. Fichten, Lärchen und Kiefern bilden den geschlossenen Bestand des Nadelwaldes. Tannen sind selten.
Ein Paradies seltener Pflanzen und Kräuter, bedingt durch die Bodenformation (Muschelkalk) und klimatische Einwirkungen, schenkt unsere heimische Flora. An den Waldhängen und in den Lichtungen finden wir schon im frühesten Frühling den Seidelbast mit seinen purpurblauen, duftenden Blüten. Bald danach erscheinen das Leberblümchen, weiße und gelbe Anemonen, das rot- und blaugefärbte Lungenkraut.
Kommt der Sommer, so treten andere seltene Pflanzen an ihre Stelle; Aronstab, Maiblumen stehen in dichten Scharen beisammen, seltener schon versteckt Salomonsiegel und die wundervollen Blüten des Frauenschuhs, Türkenbund, die verschiedenen Arten der Knabenkräuter, sowie des roten und weißen Waldvöglein und der Fliegenblume. Im Herbst sind dann alle Hänge und Wiesen wie ein Teppich durchwirkt mit den blauen Blüten des Enzians. Alle diese seltenen Pflanzen unserer heimischen Flora stehen unter Naturschutz. Wanderer, erfreue Dich an dieser Farbenpracht. Lass ihnen das Leben, viele folgende Bewunderer werden Dir Dank dafür geben.
Der Wildbestand unserer Wälder und Fluren ist nicht gering. Rehen und Hasen begegnet der Wanderer oft. Hier und da gräbt der Dachs und der Fuchs schnürt im Gelände herum. Hirsche sind schon seltener, dafür hat sich in den letzten Jahren das Schwarzwild wieder eingebürgert. Dem Vogelfreund bietet sich hier noch Gelegenheit, Seltenheiten der Vogelwelt zu beobachten. Wald und Flur beherbergen unter dem reichen Vogelbestand noch Pirol, Kohltaube, Schwarzspecht, Gabelweihe u.a.m.
Als Seltenheit unter den Lurcharten finden wir die Geburtshelferkröte, auch Glockenfrosch genannt. Wenn dann in den Abendstunden - bis zur tiefen Nacht - diese Kröten ihre Stimmen erklingen lassen, ist ein wohl abgestimmtes, mit dem Echo Verbundes Glockenspiel zu hören.
Aber auch der Geologe wird allerorts auf unserem Eichsfelde mit seinen guten Aufschlüssen des unteren, mittleren und oberen Muschelkalk viele sehr schöne Arten Versteinerungen finden, die ihm aus der Entstehungsgeschichte der Mutter Erde zu erzählen haben.
Auch die Freunde von Geschichte und Kunst werden nicht achtlos an den vielen Schätzen unserer früheren Kultur vorübergehen, die ihnen unsere Landschaft zu bieten hat. Seien es die jahrhundertealten Burgruinen und Klöster, oder aber die Schnitz- und Bildwerke berühmter Meister in unseren Kirchen.
Nun lasst uns hinaus wandern in unsere schöne Heimat, um offenen Blickes andachtsvoll zu verweilen und die Schönheit der Heimat mit dem Dichterwort zu schauen, wenn er sagt:
"Trink o' Auge, was die Wimper hält,
von dem gold'nen Überfluss der Welt!"
Wenn wir so durch die Landschaft wandern, über Bergeshöhn in tiefe Täler, durch Wiesen und Fluren in stille Waldwinkel: dann verspüren wir die neue Kraft, die uns die ewig junge Natur verleiht.