Kleine Chronik von Lengenfeld u./ Stein
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Da die Geschichte unserer Kirche mit dem politischen Geschehen in unserer Gemeinde von jeher eng verknüpft war, möchte ich zum besseren Verständnis eine kleine Chronik von Lengenfeld unterm Stein an den Anfang stellen.
Darin möchte ich aufzeigen, wie unsere Vorfahren gelebt, gewohnt und gearbeitet haben, welche Leiden sie in den vielen Kriegen, die unsere Heimat durchzogen, erdulden mußten und wie sie in fast aussichtsloser Lage stets daran gingen, ihre Heimat immer schöner denn je zu gestalten.
"Heimat ist ein wunderbares Wort;
Nirgends bist du glücklicher als dort!"
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Lengenfeld unterm Stein
Wo die Wälder noch rauschen so heimlich und traut,
Wo über den Bergen der Himmel sich blaut,
Wo in heimlichen Gründen der Wildbach schäumt,
Tief unten im Bergtal die "Frieda" träumt,
Wo die Sage noch schreitet auf stillen Höhn
Und Wichtelmännchen durch Walperbühl gehn:
Da liegt meine Heimat im sonnigen Schein,
Mein liebliches Dörfchen dort "Unter dem Stein".Wo die Berge sich türmen in grünendem Kranz,
Wo die Speere einst flogen im Waffentanz,
Wo ein "Fräubchen von England" gefunden ihr Grab,
Da grüßt eine Linde vom Schlossberg herab.
Ihre Zweige rauschen ein uraltes Lied,
Noch singen's die Mägdlein im Dörfchen und Ried,
Im blühenden Tale, am sonnigen Rain,
Das uralte Lied vom Bischofstein.
Wo der Hammer geschmiedet am eisernen StegÜber Gassen und Dächer zum Schienenweg,
Da stürmt aus dem dunklen Felsentor
Im Bilstal das brausende Dampfross hervor;
An kreisenden Wäldern vorüber im Flug
Hoch über dem Dorfe pendelt er Zug:
In gähnender Tiefe ein blühend Gefild,
Aus schwindelnder Höhe ein liebliches Bild.Wo die Wellen noch rieseln im moosigen Grund,
Das Mühlrad sich drehet von Stunde zu Stund',
In tiefster Seele ein Lied neu erwacht,
Was einst die Mutter am Mühlwehr erdacht.
O seliges Klingen, o süßes Wehn,
Wie Heimatglocken so traut und schön.
O Echo der Töne, du heiliges Band,
Schling ewig um Herz dich und Heimatland!August Hahn
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Blick vom Forsthaus
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Blick vom Heinzrain
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Kleine Chronik
von
Lengenfeld u./ Stein
Dieser schöne Erholungsort Lengenfeld unterm Stein liegt im herrlichen Friedatal, das von den Bergen des Obereichsfeldes umrahmt wird, die bis zu 516,5 m ansteigen, 19 km westlich der ehemaligen "Freien- und Reichsstadt Mühlhausen i. Thür." Mit dem Zuge ist er vom Eisenbahnknotenpunkt Leinefelde aus in einstündiger Fahrt leicht zu erreichen.
Lengenfeld, das wahrscheinlich langes Feld bedeutet und dessen Entstehung in die merowingische Zeit, als in das 5. bis 8. Jahrhundert fällt, wird schon im 9. Jahrhundert urkundlich genannt.
Im Jahre 1318 besaß das Kurfürstentum Mainz drei Eigentümer mit 9 Hufen in Lengenfeld, die zum "Stein" gehörten, außerdem 6 Höfe, 23 Acker, 1 Garten, 1 Baumgarten, Acker im Blankental, Rodeland vor der Plesse und den Plessewald.
Seit der ersten Erwerbung der Burg "Stein" im Jahre 1326 durch Mainz war der jeweilige Erzbischof und Kurfürst der Landesherr unseres Dorfes und gleichzeitig der oberste Gerichtsherr. Diese obere Gerichtsbarkeit wurde im peinlichen oder Halsgericht durch die Vögte des Amtes Bischofstein ausgeübt.
Da die Herren von Keudell und von Hanstein seit 1420 Kurfürsten von Mainz mit 400 Acker Land, der Meierei, einem Hof unter dem Kirchieber und zwei weiteren Höfen belehnt wurden, lag das untere Gericht meistens in den Händen dieser Adeligen, die über ihre Hörigen und Leibeigenen selbst zu Gericht saßen. Auf diese Mainzer Lehen sind die Orts- und Flurnamen wie Keudelsgasse, Herrengasse und Hanstein zurückzuführen.
Aus all den Urkunden dieser Zeit ist zu ersehen, daß der gesamte Grundbesitz sich in den Händen des Kurfürsten von Mainz, der Klöster und Adligen befand. Daher strebten auch in Lengenfeld die hörigen Bauern nach der Befreiung von ihren hohen Fronlasten. Nach Aufzeichnungen des Pfarrers Hahn nahmen auch mehrere Lengenfelder Bauern 1525 am Bauernkrieg teil. Zu den Anführern gehörten Georg Ludwig, Peter Kryftenwerf und Claus Her.
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Geographische Statistik
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51° 12' 49'' |
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10° 12' 24'' |
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329,500 m |
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244,800 m |
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306,880 m |
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253,469 m |
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281,200 m |
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253,700 m |
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27,500 m |
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199,800 m |
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34,000 m |
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233,800 m |
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Aus Hildebrandshausen gingen Georg Vogt, Matthias Schlichting, Hans Beyn, Hans Heffener, Lorenz Erbach und Henricus Kreyer samt Anhang zu den Aufständischen über. Gemeinsam mit den aufständischen Bauern des Amtes Bischofstein und Greifenstein plünderten sie zunächst die Klöster Zella und Anrode, dann die Gutshöfe in Katharinenberg und Diedorf und brachten die Beute auf neun Wagen nach Görmar, dem Hauptlager Müntzers. Aus der Schlacht bei Bad Frankenhausen am 15. Mai 1525 kehrte keiner von ihnen zurück.
Der für die Bauern verlorene Krieg brachte zunächst Vorteile für die Fürsten und den Adel. Unter dem Kurfürsten Albrecht von Mainz besserte sich jedoch das Los der Bauern. Ihre Abhängigkeit lockerte sich allmählich, die Frondienste wurden zum Teil durch Geldleistungen abgelöst, aus Erbenland und Erbpacht entstand Besitz, wofür unsere Vorfahren, die dem Landesfürsten von den Landständen bewilligte Türken- und Landsteuer zahlten. Die Gemeinde kam in den Besitz von Feld und Wald.
Nach dem Reuterschen Salbuch hatte Lengenfeld im Jahre 1610 112 Häuser und 6 Gemeindehäuser.
Infolge der Religionswirren brach im Jahre 1618 der Dreißigjährige Krieg aus. Die materiellen Verluste unseres Dorfes durch diesen Krieg waren ungeheuer. Nach dem Bericht des damaligen Pfarrers Volkmar Hahn vom 15. Mai 1656 (Akten der Pfarrei) waren von den 1584 bestehenden 100 Herdstätten nach 1648 nur noch 24 vorhanden, die anderen verfallen, 1639 meistens verbrannt. Am schwersten lasteten auf unseren Vorfahren die unmenschlichen Kriegskontributionen, da sie in jeder Hinsicht bitterste Not litten.
Daher waren auch Einwohner von Lengenfeld glücklich und weinten vor Freude, als am 24. Oktober 1648 der Friede in Münster und Osnabrück geschlossen war.
Trotz der schweren Zeit gingen unsere Vorfahren sofort an den Wiederaufbau. Bereits im Jahre 1680 hatte Lengenfeld schon wieder 86 Herdstätten mit 478 Einwohnern.
Um 1700 ging es wirtschaftlich weiter voran. Valentin Degenhardt aus Frieda, der als Soldat 1670 in Flandern die Wollmanufaktur kennen gelernt hatte, ließ sich 1680 in Großbartloff
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« Wietsteins »
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nieder und stellte hier den ersten Webstuhl auf. Nun begann der Siegeslauf der Wollweberei über das ganze Eichsfeld. Aus dem ganzen Lande drängten sich junge Leute herzu, um die Wollweberei zu erlernen. So fanden auch die geringen Leute in unserem Dorf Arbeit und Brot. Um 1740 stand fast in jedem Haus ein Webstuhl.
Erinnern möchte ich an dieser Stelle noch an die "Letzte Eichsfeldische Pestwelle", die sich im Jahre 1682 von Mühlhausen aus über das ganze Amt Bischofstein ausbreitete. Nach Wolf fielen ihr 1742 Menschen zum Opfer. An diese Seuche erinnern noch heute in unserer Gemeinde die Flurnamen "Kleiner" und "Großer Siechenrasen" und der Name eines Hauses im Oberland "Wietstein" (Weitstein).
Von der letzten Pestwelle und dem "Wietstein" ist in unserem Dorfe folgende Sage überliefert:
Der Wietstein
Nachdem die letzte "Eichsfeldische Pestwelle" auch unser Dorf erreicht hatte, blieb kaum ein Haus von der schwarzen Pest verschont. Von der Hagemühle aus über Kaufholds im Unterland war sie bereits bis an die Schafhofsgasse im Oberland gedrungen. Da erklang eine Stimme von oben herab:
"Kocht und trinket Pimpernell,
dann sterbt ihr nicht so schnell!"
Man versuchte die Pimpinella, und die Heilkraft bewährte sich. Die Pest schritt nicht weiter, und zum Andenken errichtete man vor dem zuerst verschonten Hause am Eingange zur Feldgasse (im Volksmund heute: "Berliner Gasse") einen Stein mit einem Kreuz und der Jahreszahl 1682, den man Wietstein nannte, weil die Pest "so weit, plattdeutsch "sö wiet", gekommen war. Die Bewohner jenes Hauses heißen deshalb noch heute "Wietsteins", und am Feste der Kirchenpatronin "Mariä Geburt" ging früher die Prozession bis zu diesem Hause.
1711 zählt die Gemeinderechnung bereits 111 Herdstätten auf, wovon 19 Höfe waren, die mehr als eine Hufe (30 Morgen) bewirtschafteten. Die meisten Leute sind zwar Hausbesitzer, jedoch ohne oder mit nur wenig Rodeland. Dieser Umstand läßt erkennen, daß die meisten Einwohner schon 1711 Arbeiter waren. Soweit dieselben nicht in der Land- oder Forstwirtschaft beschäftigt wurden, waren es Wollweber, Rasch- und
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Etaminmacher, Wollkrämer und Spinner.
An diesen Landarbeitern, landarmen, kinderreichen Weberfamilien konnte sich ein Wirtschaftsrückgang, verbunden mit Missernten, durch solch ein Massensterben auswirken, wie es sich in den Hungerjahren 1771 und 1772 ereignete. So finden wir in den Kirchenbüchern, daß in diesen zwei Jahren von 819 Einwohnern 158 Personen an Hunger gestorben sind.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam dann für unsere Gemeinde eine große Umwälzung. – Am 6. Juni 1802 nahm laut Vertrag mit Frankreich der König Friedrich Wilhelm III. das Eichsfeld in Besitz. Lengenfeld wurde nun preußisch – Bischofstein staatliche Domäne.
Nach der Schlacht von Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 wurde das gesamte Eichsfeld französisch und am 18. August 1807 dem Königreich Westfalen angegliedert. Der Schultheiß hieß jetzt "Maire", die Schöppen hießen "Municipalräte". Großbartloff wurde Cantonshauptstadt. Zu diesem Canton gehörten die Dörfer Lengenfeld, Effelder, Faulungen, Hildebrandshausen, Küllstedt und Wachstedt. Unser Canton gehörte zum Distrikt Heiligenstadt, dieser Distrikt wiederum zum Harzdepartement. Unsere Gemeinde hat nun unheimliche Kriegskontributionen an Geld und Naturalien zu leisten. Aber noch größer waren die Drangsale, als nach der Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813 die französischen Heere durch Lengenfeld flüchteten. Daher war die Freude groß, als mit der Verbannung Napoleons auf die Insel St. Helena der Krieg zu Ende war.
Zum Revolutionsjahr 1848 gebe ich hier einen Bericht aus dem Tagebuch des Joseph Hahn auf der Ziegelhütte Lengenfeld wieder:
– 1848 –
Beschreibung von der Verwüstung uns Ausraubung des Klosters Zella.
Der Eigentümer, dem damals das Kloster gehörte, hieß Lutterodt. Dieses Kloster war am 24. und 25. März abends 10 Uhr von den Gemeinden Strüther überfallen als Rebeller und alles, was sich an Hausgerätschaften, Betten, Kleidungsstücken, Goldes und Silbers Geschirr, Eiserne Öfen, Eisernes Geländer an den Treppen vor der Haustür, Thür und Fenster und von 60 Malter Korn das Mehl Mehrere Hundert Badalgen (Bouteillen)
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Eisenbahnbrücke im Bau
~ 1879 ~
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Eisenbahnbrücke
~ 1939 ~
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Wein auch Branntwein und mehrere Faß Apfelwein. Dieses alles "Kurz und Klein" geschlagen und das übrige haben sie mitgenommen, so daß das ganze Kloster aussah und so leer war, als wäre es mit dem Besen gekehrt worden.
Die Gemeinde Effelder hat auch hier vieles verwüstet.
Auch dem Förster auf dem Annaberge vieles verwüstet und fortgejagt und mußte in diesem Tumult nach Lengenfeld in sein Haus ziehen. Der damalige Förster hieß Johannes Hahn.
So auch der Förster im Kloster Zella Johann Joseph Dunkelberg, gebürtig aus Lengenfeld. Auch diesem haben sie gar vieles zerschlagen und geraubt. Und er selbst hat müssen die Flucht nehmen und hat am 25. März mit dem, was er noch hatte an Hausmöbeln müssen ausziehen nach Hildebrandshausen. Und sogar wurden sie in Lengenfeld im Oberdorfe von den Lengenfelder Rebellen noch angehalten."
In den Jahren 1857 bis 1888 wurden die Dorfstraßen und die Landstraßen Kloster Zella - Lutterbücke, Lengenfeld - Faulungen und Lengenfeld - Hildebrandshausen chausseemäßig ausgebaut.
1868 kaufte die Gemeinde das jetzige Bügermeisteramt (1984) von dem Kaufmann Montag für 1800 Taler und richtete dieses Haus als Schule ein. Die ganze alte Schule, das sogenannte Küsterhaus (1984) wurde im Jahre 1810 erbaut. Nachdem im Jahre 1882 die alte Schule errichtet worden war, wurde im Jahre 1929/30 die neue Schule mit vier Klassenräumen, einem Lehrerzimmer, einer Lehrküche und einer Lehrerwohnung gebaut.
Mit dem Bau der Eisenbahnlinie Leinefelde - Eschwege, deren Trassenführung am 15.01.1875 endgültig festgelegt worden war, wurde am 01.02.1875 begonnen. Bei dieser schwierigen Trassenführung mußten sechs Tunnel in einer Gesamtlänge von 3.560 m gebaut und das Friedatal in Lengenfeld u. Stein durch ein Viadukt in einer Höhe von 28,5 m und einer Länge von 240 m überbrückt werden.
Frieda-Tunnel | 1 040 m |
Entenberg-Tunnel | 288 m |
Heiligeberg-Tunnel | 198 m |
Mühlenberg-Tunnel I | 343 m |
Mühlenberg Tunnel II | 155 m |
Küllstedter-Tunnel | 1 536 m |
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Alter Bahnhof (Haltestelle) 1886
Neuer [Bild] Bahnhof
Erbaut 1908
Alte Linde auf [Bild] dem Schloßberg
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Am 8. September 1879 fuhr der erste Eisenbahnzug über die Lengenfelder Eisenbahnbrücke mit voll beladenen Loren, um die äußerste Belastung der Brücke zu testen. Als am 15. Mai 1880 diese Eisenbahnlinie eröffnet wurde, hielt der Zug nur an den vorerst errichteten Bahnhöfen Leinefelde - Silberhausen Trennung - Dingelstädt - Küllstedt - Geismar und Eschwege (Endstation). Erst im Jahre 1886 erhielt Lengenfeld u./Stein eine Haltestelle. Der neue Bahnhof wurde im Jahre 1908 erbaut.
Im Nordwesten unseres Dorfes erhebt sich der Schlossberg, der mit seinen 402 m bis zum Jahre 1933 eine uralte, stolze Linde trug.
Hier stand die Burg zum "Stein", die vor 1150 vom Landgrafen Ludwig von Thüringen erbaut worden ist. Seit 1426 wurde diese Burg "Bischofstein" geannt. Unterhalb der Burg lag der kleine Marktflecken, die "Stadt zum Stein", die bis 1420 noch urkundlich bezeugt worden ist. Im Dreißigjährigen Krieg wurden Burg und Stadt teilweise zerstört.
Aus den Steinen der Burg ist im Jahre 1747 vom Kurfürsten von Mainz das jetzige Schloss Bischofstein unterhalb des Burgberges durch den Baumeister Heinemann aus Dingelstädt errichtet worden, um einen neuen Sitz für den Amtsvogt zu schaffen. Nachdem Schloss Bischofstein im Jahre 1802 von Preußen als staatliche Domäne übernommen war, ging es 1816 in privaten Besitz über. Im Jahre 1908 wurde in Bischofstein von Dr. Gustav Marseille eine Erziehungsschule mit Erreichung des Abiturs eingerichtet, die bis 1945 bestand.
Heute (1984) befindet sich in dem Schloss ein Erholungsheim des FDGB, das am 29. Mai von Vertretern der Landesregierung Thüringen eröffnet worden ist.
Wenn auch im ersten Weltkrieg schon große Opfer an Gefallenen gebracht werden mussten - 68 gefallene Soldaten -, so waren demgegenüber die Verluste mit 96 Gefallenen ausschließlich der Vermißten im Zweiten Weltkrieg weit größer.
Am 4. April 1945 zogen die ersten Amerikaner in Lengenfeld u./ Stein ein. Da in unserem Ort keinerlei Kampfhandlungen stattfanden, erlitt Lengenfeld somit keinen weiteren materiellen Schaden. Durch den Vertrag von Jalta wurde mit Beendigung
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Gefallenen-Denkmal
1914 – 1918
Erbaut
~ 1919 ~
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des Zweiten Weltkrieges Deutschland in vier Besatzungszonen eingeteilt. Infolgedessen bildete die eichsfeldisch-hessische Grenze gleichzeitig die Zonengrenze zwischen den amerikanischen und sowjetischen Besatzungstruppen. Infolgedessen rückten am 1. Juli 1945 die amerikanischen Truppen in Richtung Eschwege ab, und die sowjetischen Truppen besetzten am 5. Juli 1945 die Zonengrenze.
Lengenfeld u./Stein am Ende des II. Weltkrieges
Das Bild von den Zuständen in Lengenfeld u./Stein während der letzten Wochen des Hitlerregimes und kurz danach wird wesentlich kaum anders ausgesehen haben als sonst wo auf dem Eichsfelde. Auf allen Gebieten der Wirtschaft war das Letzte für Hitlers Kriegsmaschine herausgepresst worden Die Landwirtschaft die Industrie, der Handel, der Verkehr, das Handwerk, die Verwaltung und die menschliche Arbeitskraft hatten die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit nicht nur erreicht, sondern vielfach längst überschritten Die Felder warteten auf ihre Bestellung. Für die Zugmaschinen fehlte der Treibstoff; künstlicher Dünger kam nicht heran. Amerikanische Flieger störten empfindlich den Verkehr. Die dringendst benötigten Waren blieben aus. Es herrschte empfindlicher Mangel an allem, nur nicht an Geld, für das keine Waren zu bekommen waren.
Die Gemeindewirtschaft mit 30 Bauernhöfen, 40 Geschäften, 6 Gaststätten, 3 Zigarrenfabriken, 1 Sägewerk, 30 Handwerksbetrieben, insgesamt 420 Haushaltungen mit 1750 Einwohnern und 249 Evakuierten - 1999 Gesamteinwohnern trieb einer katastrophalen Isolierung zu.
Für alle Zukunft wird sich die Gemeinde Lengenfeld u./Stein an die Ereignisse der letzten Tage des II. Weltkriegen erinnern. Am 16. März 1945, dem Zeitpunkt, am dem eine V-Waffen-Abteilung auf dem Bahnhof in Lengenfeld u. Stein ausgeladen wurde, war der Donner der Geschütze an der Westfront bereits deutlich zu hören. Amerikanische Bombengeschwader überflogen im Geleitschutz der "Jabos" in täglichem Einsatz unsere Heimat in Richtung Osten.
Am 27. März 1945 trafen 400 Kriegsgefangene englische Offiziere aus dem Kriegsgefangenenlager Spangenberg unter deutscher
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Bewachung in Lengenfeld u./Stein ein, um Rast zu machen. Da sie mit den Amerikanern laufend in Funkverbindung standen, waren sie über den Verlauf der Kriegshandlung bestens unterrichtet. So gab auch die deutsche Bewachung den Plan auf, mit den Gefangenen weiter nach Osten zu marschieren. Da die Gemeindeschenke ihre Unterkunft war, bemalten sie das Dach derselben und auch den Sportplatz mit Großen Kalkbuchstaben "POW" , um sich so den amerikanischen Fliegern kenntlich zu machen.
Am 2. April 1945 hatten die amerikanischen Kampftruppen die Linie Eisenach - Eschwege überschritten und waren im beständigen Vormarsch nach Osten. Versprengte deutsche Truppen flüchteten durch Lengenfeld in Richtung Osten. Ebenso rückte vom 2. zum 3. April die seit dem 16. März in Lengenfeld stationierte V-Waffen-Abteilung in Richtung Effelder ab. Die vorbereitete Sprengung der großen Eisenbahnbrücke - dem Wahrzeichen Lengenfelds - wurde durch den Bürgermeister Franz Müller und einem Hauptmann der Bewachungsmannschaft zum großen Glück für unser Dorf verhindert. Am 2. April 1945 fuhr um 12.15 Uhr der letzte Zug mit 34 Wagen und zwei Lokomotiven, der bis zu diesem Zeitpunkt im Schwebdaer Tunnel (Frieda-Tunnel 1 040 m) gestanden hatte, durch unseren Bahnhof. Die Fahrt ging nun langsam vorwärts, da die amerikanischen Jagdbomber ständig über unserer Heimat kreisten.
Am 4. April 1945 gegen 12.30 Uhr begaben sich drei von den kriegsgefangenen englischen Offizieren mit einer weißen Flagge zur Plesse südwestlich des nahen Hildebrandshausens, wo ein Gefecht der Amerikaner mit deutschen Nachhutstreifen im Gange war. Um 16.40 Uhr kamen sie mit den ersten Amerikanern von Hildebrandshausen Über die Heide, die Bahnhofstraße herab, Gefolgt von motorisierter Infanterie. Mit dem Glockenschlag 16.45 Uhr übergab der Bürgermeister Franz Müller unser Dorf den Siegern. Die Freude der englischen Offiziere war unbeschreiblich. Sie vertauschten ihre Rolle mit der deutschen Bewachung. Alles vollzog sich fast friedensmäßig.
Nur rings um Lengenfeld in den Wäldern ging der Krieg weiter und verdichtete sich bei Struth zu einer größeren Kampfhandlung. Die Rauchsäulen des brennenden Nachbardorfes, die wie aus einen Vulkan über dem Kälberberg empor zum Himmel quollen, waren das Ergebnis eines sinnlosen Widerstandes
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der deutschen Truppen.
Am 13. April 1945 verließen die letzten Kampftruppen unser Dorf. Ein kleines Besatzungskontingent blieb zurück. Alles wirtschaftliche Leben zu diesem Zeitpunkt stand still. Die Ausgehzeit wurde stark eingeschränkt - 6.00 bis 20.00 Uhr. Niemand durfte sein Feld betreten oder ins Nachbardorf gehen. Die Eisenbahn fuhr gar nicht, da die Eisenbahnbrücken bei Frieda und Küllstedt gesprengt worden waren. Es kam nichts ins Dorf hinein, aber auch nichts hinaus, keine Lebensmittel und auch keine anderen Waren. Jeder Haushalt wurde "autark".
Zwei Tage nach Beendigung des Krieges trafen am 10. Mai 1945 (Christi Himmelfahrt) die amerikanischen Besatzungstruppen hier ein. Für diese Einheit mussten, zehn Häuser der oberen Bahnhofstraße - Lorenz Wehenkel, Martin Fischer, Heinrich Hartmann, Katharina Stude, Josef Weidemann, Schwehr-Käser, Hotel zum Bahnhof (Wilhelm Rautz), Bahnhof (Bahnhofsvorsteher August Günther), Josef Lorenz und Nikolaus Fischer am Heidenweg - von der Bevölkerung geräumt werden.
Die Ausgehbeschränkungen wurden gelockert (von 6.00 bis 21.00 Uhr). Der Bauer durfte aufs Feld gehen, und der Geschäftsmann konnte wenigstens das Nachbardorf besuchen.
Durch den Vertrag von Jalta wurde mit Beendigung des Krieges Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Infolgedessen bildete die eichsfeldisch-hessische Grenze gleichzeitig die Zonengrenze zwischen den amerikanischen und sowjetischen Besatzungstruppen. So rückten am Sonntag, dem 1. Juli 1945 gegen 12.30 Uhr die amerikanischen Besatzungstruppen ab. Am Donnerstag, dem 5. Juli 1945 gegen 7.30 Uhr zogen sowjetische Truppen von Hildebrandshausen kommend durch unser Dorf und besetzten die Zonengrenze.
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Z E I T T A F E L
04.04.1945 |
Motorisierte Amerikanische Infanterie besetzt Lengenfeld u./ Stein. |
10.05.1945 |
(Christi Himmelfahrt) Amerikanische Besatzungstruppen rücken in Lengenfeld u./Stein ein. Neun Häuser der oberen Bahnhofstraße und der Bahnhof müssen als Quartiere für diese Truppen geräumt werden. |
01.07.1945 |
Um 12.30 Ihr rücken die amerikanischen Besatzungstruppen in richtung Eschwege ab. |
01.08.1945 |
Der Bürgermeister Franz Müller wird abgesetzt. Der Lehrer a.D. Peter Lorenz |
01.09.1945 |
Wiedereröffnung der Lengenfelder Schule. Die Schülerzahl betrug 301 |
02.10.1945 |
Gründungstag der Christlich-Demokratischen-Union, Ortsgruppe Lengenfeld u./Stein. |
04.11.1945 |
Gründungstag der Sozialdemokratischen Partei (SPD) in Lengenfeld u./Stein. |
03.11.1945 |
Im Zuge der Bodenreform wird das Albert Griesche Gut, die "Meierei" |
26.04.1946 |
Die Sportgemeinschaft "Blau-Weiß" Lengenfeld u./Stein wird im Hof |
22.07.1946 |
Wiedereröffnung des Kindergartens mit 11 Kindern auf Schloss Bischofstein. |
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Kindergarten
1949/50
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Kinderkrippe
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03.11.1946 |
Änne Schuchard tritt ihren Dienst als Leiterin |
15.01.1947 |
Der Kindergarten wird vom Bischofstein in die ehemalige Zigarrenfabrik der Firma Engelhardt in der Herrengasse verlegt. |
01.09.1947 |
Der erste Russischlehrer, Martin Bauer, tritt an unserer Schule seinen Dienst an. |
09.02.1948 |
Der Einnehmer Alfons Wehenkel ist gestorben. |
17.01.1948 |
Edmund Fischer wird als Einnehmer von der Gemeindevertretung gewählt. |
10.06.1948 |
Der Bürgermeister Peter Lorenz scheidet aus seinem Amt. |
29.05.1948 |
Schloss Bischofstein wird Ferienheim des FDGB für Lehrer und Erzieher. |
31.03.1949 |
Der Schulleiter, Seminaroberlehrer Hugo Semke, der am 01.01.1946 seinen Dienst an der Lengenfelder Schule antrat, scheidet wegen Altersgründen aus dem Schuldienst. |
19.04.1949 |
Die Kindergärtnerin Gisela Kleinschmidt aus Mühlhausen tritt ihren Dienst im Lengenfelder Kindergarten an. |
15.10.1950 |
Der neue Kindergarten, der 1949/50 mit einem |
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Entwicklung des Schulwesens
Die Erziehungsgeschichte auf dem Eichsfeld vor und kurz nach der Reformation ist auch heute noch viel umstritten. […]