Thomas Hagedorn

Hildebrandshausens großer Sohn war ein Meister der Kirchenmusik

Das Eichfeld hat eine reiche Musiktradition und kann auf mehrere bekannte Musiker und Komponisten verweisen. Einer von ihnen ist der Lehrer und Komponist Thomas Hagedorn. Als Sohn des Gastwirtes Heinrich Hagedorn wurde er am 18. Februar 1871 in der Eichsfeldgemeinde Hildebrandshausen geboren. Schon als Kind zeigte Thomas Hagedorn eine außergewöhnliche musikalische Begabung, so dass schon sein Lehrer dem rasch fortschreitenden Thomas eine große Zukunft prophezeite.

Von 1885 bis 1891 besuchte Hagedorn das Lehrerseminar in Heiligenstadt. Schon als Schüler durfte er als Begleiter am Klavier und als Solist öffentlich auftreten. Hierzu heißt es in einem Brief: „Das Spiel der 2. Rhapsodie von Liszt gehörte zu seinen liebsten Jugenderinnerungen. Die ersten Selbstgestaltungen in Form von Klavierstücken und Liedern gefielen ungemein, und so wurde der bescheidene Jüngling der Liebling seiner Mitschüler und Lehrer.“

Als Lehrer und Organist wirkte Thomas Hagedorn von 1891 bis 1900 in Bad Liebenwerda und in Helbra. Hier nutzte er jede Stunde zur Weiterbildung. Vor allem aber in Leipzig – hier arbeitete er als Lehrer sowie als Organist und Chorleiter, bevor er 1926 starb – eignete sich Thomas Hagedorn seine Virtuosität, die Gediegenheit der Satztechnik an, formte weiter sein meisterhaftes Können im Klavier-, Violin- und Orgelspiel aus.

Thomas Hagedorns besondere Leidenschaft war die Kirchenmusik. Nach dem Besuch der Kirchenmusikschule in Regensburg im Jahre 1895 vertiefte er sich Tag und Nacht in das kirchenmusikalische Schaffen. Er schuf 26 lateinische Gesänge, drei- bis sechsstimmig, Oratorien, Messen für verschiedene Stimmen – darunter die berühmt gewordene „Gralsmesse“ für sechsstimmigen Chor und die „Neue deutsche Singmesse“ – und viele weltliche Gesänge, von volksmäßigen Liedern für Solostimmen bis hin zu Kompositionen für gemischte Chöre und einstimmige Lieder mit Klavierbegleitung. Die kirchenmusikalischen Arbeiten Hagedorns zeichneten sich durch klangschönes und technisch vollendetes Tonwerk aus.

Die Kompositionen von Thomas Hagedorn fanden damals durchweg gute Kritiken, wurden in das Repertoire bekannter Chöre und Gesangsvereine aufgenommen und gar im Rundfunk gesendet. Einige seiner Werke haben bleibenden Eingang in die Kirchenmusik gefunden. Der Name Thomas Hagedorn hat seinen festen Platz unter den namhaften Musikschaffenden des Eichsfeldes.

Der Lehrer und Komponist Thomas Hagedorn

Als wir am 27. Oktober im kleinen Kreis darüber sprachen, dass an diesem Tage schon 23 Jahre seit dem Tode des um das Eichsfeld hochverdienten Landtagsabgeordneten Emil Dietrich verflossen waren, fiel uns ein, dass am 2. November bereits 30 Jahre nach dem Heimgange des auf einem anderen Gebiet hervorragenden Eichsfelders, des Komponisten Thomas Hagedorn, vergangen sind.

Hagedorn war ein Sohn des Höhendorfes Hildebrandshausen. Dort wurde er am 18. Februar 1871 als Sohn des Gastwirts Heinrich Hagedorn geboren. Er zeigte schon als Kind ungewöhnliche musikalische Begabung. Lehrer Grundmann, der selbst ein tüchtiger Musikus und Organist war, erkannte die Anlagen, die der Junge in die Schule mitbrachte, bald und übte seinen Einfluss auf ihn und die Eltern aus, um ihn für den Lehrerberuf vorbereiten zu können. Er prophezeite den Eltern, wie Augustin Apel schreibt, eine große Zukunft des rasch fortschreitenden Thomas.

Von 1885 bis 1891 besuchte Hagedorn die Präparandie und das Lehrerseminar zu Heiligenstadt, wo er den Grund zu seinen späteren Leistungen legte. Schon als Schüler durfte er als Begleiter am Klavier und als Solist öffentlich auftreten. Wörtlich schreibt Apel: „Das Spiel der 2. Rhapsodie von Liszt gehörte zu seinen liebsten Jugenderinnerungen. Die ersten Selbstgestaltungen in Form von Klavierstücken und Liedern gefielen ungemein, und so wurde der bescheidene Jüngling der Liebling seiner Mitschüler und Lehrer.

Als Lehrer und Organist in Liebenwerda (1891-1893) und Helbra (1893-1900) hatte Thomas Hagedorn Gelegenheiten, durch den Genuss musikalischer Leistungen in benachbarten
Städten seinen Durst nach Weiterbildung zu stillen. Noch mehr geschah dies, als er 1900 in neue Stellen eingeführt wurde. In Leipzig, wo das Konservatorium, das Gewandhaus, der Thomaschor, Künstler und Chöre aller Arten tagtäglich Vollendetes schaffen, saß Hagedorn an den rechten Quellen und trank in vollen Zügen. Hier empfingen praktisches Können, besonders im Klavier-, Violin- und Orgelspiel, seine eigenen Schöpfungen jene ästhetische Läuterung und Gediegenheit der Satztechnik, die alles auszeichnet, was er geschaffen hat.

Umso mehr drängte es ihn, am stärksten kirchenmusikalischen Brunnen Deutschlands zu trinken: Hagedorn besuchte 1895 die Kirchenmusikschule zu Regensburg, wo ihm der hochbetagte Direktor Dr. Haberl die rechten Wege zum Künstlertum wies, wo ihn Professor Haller, der geistreiche und gütige Meister, in die Geheimnisse des Kontrapunktes einführte und der weltberühmte Domchor ein Bilderbuch aller Jahrhunderte aufschlug.

Hagedorn kehrte zurück und schuf – schuf Tag und Nacht – Klangschönes und technisch Vollendetes, kirchliche Tonwerke, so 26 lateinische Gesänge, drei- bis sechsstimmig, Oratorien: „St. Benno“ mit dem einzig-schönen Chor „Wer mein Jünger sein will“, „Die sieben Worte Jesu am Kreuz“; Messen für verschiedene Stimmen, die berühmt gewordene schwere „Gralsmesse“ für sechsstimmigen Chor und die „Neue deutsche Singmesse“ (Katholikentag in Stuttgart 1925); weltliche Gesänge, darunter viele Perlen von volksmäßigen Liedern für Solostimmen, Männerchöre und gemischte Chöre, einstimmige Lieder mit Klavierbegleitung usw.

Die Presse war einstimmig im Lobe seiner Kompositionen. Sie wurden in das Repertoire erstklassiger Vereine aufgenommen und sogar durch den Rundfunk verbreitet.

Da führte St. Cäcilia den fleißigen Jünger allzu früh am Allerseelentag 1926 zu den himmlischen Chören.

Hagedorns Werke gehören der Zukunft, dem deutschen Volke, sein Name der Musikgeschichte. Unsere Aufgabe aber ist es, dafür zu sorgen, dass auch dieser Landsmann, der sein Leben als Lehrer in Leipzig-Lindenau und Organist und Chorleiter an der dortigen Liebfrauenkirche beschloss, in der Heimat nicht vergessen wird.

Quelle: Eichsfelder Heimatborn
(Ausgabe vom 03.11.1956)