Julian Maßberg

Hauptlehrer & Organist in Lengenfeld

Julian Maßberg

Julian Maßberg, der als ein hervorragender Lehrer, Erzieher und Kinderfreund ein halbes Jahrhundert hindurch zwei Generationen bewusst christlich erzogen und ihnen ein grundlegendes Wissen als Rüstzeug für das Leben vermittelt hat, wurde am 1. Juli 1890 in Funkelkau in Westpreußen als Sohn des Hauptlehrers Franz Maßberg geboren.

Das Gedankengut seines gläubigen Elternhauses, das ihm eine tief religiöse Erziehung angedeihen ließ, zog sich durch sein gesamtes Leben. Sein Charakter wurde auch weitgehendst geprägt von der Idylle der westpreußischen Landschaft mit ihren Seen und Wäldern, ihrer einfachen, aber fleißigen Bevölkerung. Die Nähe der deutsch-polnischen Grenze und das wechselvolle Schicksal seiner Heimat brachten ihn schon früh mit der Politik in Berührung.

Nachdem er von 1896 bis 1905 in Schridlau und Pogorsch die Volksschule bei seinem Vater absolviert hatte, besuchte er von 1905 bis 1908 die Präparandenanstalt in Marienwerder, um sich auf das Studium am Lehrerseminar in Berent vorzubereiten. Nach dem Studium an diesem Seminar für Lehrerbildung von 1908 bis 1911, das schon sein Vater und sein Großvater zu ihrer Lehrerausbildung nutzten, bestand er seine erste Lehrerprüfung am 11. März 1911 mit großem Erfolg. Danach leistete er vom 1. April 1911 bis zum 31. März 1912 seine einjährige Militärzeit bei der 10. Komp. Inf. Regt.128 in Danzig - Neufahrwasser ab. Nach seiner Dienstzeit trat er am 12. April 1912 seine erste Lehrerstelle in Leibtisch bei Thorn an, die er bis zum 31. Juli 1914 bekleidete.

Mit Beginn des I. Weltkrieges wurde er am 1. August 1914 als Einjähriger eingezogen, nicht ahnend, dass er erst am 19. Februar 1920 nach vielen schrecklichen Erlebnissen zurückkehren würde.

Der Krieg führte ihn auf die Schlachtfelder des Ostens, in die Schlacht bei Tannenberg und in die Kämpfe um die Masurischen Seen, auf den Balkan nach Serbien und Rumänien,
Während eines Genesungsurlaubes nach einer Verwundung legte er am 21. Oktober 1914 in Marienwerder vor dem Regierungspräsidium die zweite Lehrerprüfung ab.

Als er im letzten Kriegsjahr noch an die Westfront versetzt wurde, kam er am 9. August 1918 noch in französische Kriegsgefangenschaft. Die Zeit der Gefangenschaft nutzte er mit Hilfe des Roten Kreuzes mit dem Studium der Philosophie, Mathematik und Pädagogik, sowie des Griechischen, Lateinischen und schließlich des Polnischen aus. Als er am 28. Februar 1920 in nunmehr polnische Heimat zurückkehrte, drängte ihn sein Vater, sich um eine begehrenswerte Lehrerstelle in der Nachbarschaft zu bewerben.

Julian Maßberg schreibt in seinen Memoiren: „Die Schule war ein Schlösschen, für den Stelleninhaber mit besonderer Liebe gebaut und ausgestattet, von einem herrlichen Garten umgeben, zwischen zwei Seen, mit einem hohen Kiefernwald. So recht ein Domizil für Poeten und Träumer. Aber nachdem ich vier Jahre für Deutschland gekämpft und geblutet hatte, brachte ich es nicht über mich, jetzt für Polen zu optieren.“

Als nunmehriger Flüchtling bewarb er sich bei der Flüchtlingsabteilung des Kultusministeriums in Berlin um eine vakante Lehrerstelle in Mitteldeutschland. Daraufhin kam er am 20. Februar 1920 nach Deuna und wurde hier auf Wartegeld gesetzt. Um sich doch nützlich zu machen, gab er Klavierunterricht, übte mit den Mädchen einer Kongregation Singen und gab an der Volksschule sehr oft Vertretungsunterricht.

Endlich erhielt er von der Flüchtlingsabteilung des Kultusministeriums am 27. Mai 1921 die Zuweisung der zweiten Lehrerstelle in Wilbich, die er dann auch nach Klärung der Wohnungsfrage am 1. Juli 1921 antrat. In den Herbstferien holte er dann seine junge Frau Theresia, geborene Büttner, die am 26. November 1894 in Rastenburg / Ostpreußen geboren war, nach Wilbich auf das Eichsfeld.

Zu dem Schulleiter Hermann Röhrig entwickelte sich in der Folgezeit eine herzliche Freundschaft, noch dazu, wo beide begeisterte und begabte Musiker nicht nur auf der Orgel, sondern auch auf dem Klavier und auf der Geige waren. Als anlässlich des 150-jährigen Jubiläums des „Eichsfelder Volksblattes“ Hermann Röhrig am Klavier und Julian Maßberg auf der Geige ein gemeinsames Konzert gaben, war die gesamte Eichsfeld - Presse voll des Lobes über den in Wilbich neu entdeckten Violinvirtuosen. So war es gar zu natürlich, dass die beiden Wilbischer Lehrer bei jedem Dorffest die Besucher mit ihren Konzertstücken erfreuten und begeisterten.

Hier in Wilbich entfachte sich Julian Maßbergs große Liebe zum Nationalheiligtum des Eichsfeldes, dem Hülfensberg, den er dann so oft wie möglich besuchte, um seine Sorgen zum Hülfenskreuz zu tragen.

Die Freude der jungen Lehrerfamilie Maßberg in Wilbich war riesengroß, als am 22. August 1922 dort die älteste Tochter Gisela geboren wurde. Die Anteilnahme aller Wilbicher Einwohner äußerte sich in den vielen Besuchen der Wilbicher Frauen bei der jungen glücklichen Mutter.

Als der Lehrer Bruno Müller in Dieterode plötzlich starb, bewarb sich Julian Maßberg sofort um die dortige Lehrerstelle, die mit dem Küster- und Organistendienst organisch verbunden war. Mit Genehmigung der Regierung in Erfurt trat er am 1. Februar 1923 seinen Dienst als Hauptlehrer in der Volksschule in Dieterode an.

Unter Anteilnahme fast der gesamten Bevölkerung nahm der Schulrat Dr. Becker die Einführung vor. Der Pfarrer Anselm Schuchardt und der Amtsvorsteher Ständer sprachen unter dem Beifall aller Anwesenden herzliche Begrüßungsworte und Wünsche für eine gedeihliche Zusammenarbeit aus. Glücklich nahm der neue Stelleninhaber seine neue Wirkungsstätte, zu der eine Wohnung mit sechs Zimmern, Küche und Speisekammer, 8 Morgen Ackerland und vier Gärten gehörten, in Besitz.

Hier in Dieterode verlebte der Hauptlehrer Julian Maßberg mit seiner jungen Familie seine glücklichste Zeit. Hier wurden auch seine drei Töchter, Brigitte am 18. Januar1924, Roswitha am 1. Februar 1926 und Renate am 16. Dezember 1926 geboren. Über die Kinder und den Kirchenchor, den er leitete und in dem jede Familie mit zwei Sängern vertreten war, fand er zu den Herzen der Menschen einen besonders guten Kontakt. Seiner Initiative und seiner Anregung und auch Organisation ist es zu verdanken, dass dieses Dorf während seiner Amtszeit elektrisches Licht, Wasserleitung und die Kirche eine zweite Glocke bekam. Beispielgebend für die gesamte Gemeinde war, dass er den Elektro-Anschluss für die gesamte Schule selbst bezahlte. Obwohl das Schulgebäude verhältnismäßig neu war, vergaß er nie daran Verbesserungen vorzunehmen. So wurde der Schulsaal mit Doppelfenstern versehen, ein neuer Kachelofen angeschafft, die Wetterseite des Schulgebäudes mit Schieferplatten verkleidet und die ganze Umzäumung des Schulgrundstückes ausgebessert und gestrichen.
Das selbstlose Wirken des Hauptlehrers Julian Maßberg in Dieterode ist heute noch bei seinen ehemaligen Schülern, bereits schon Groß- und Urgroßeltern, in lebendiger und dankbarer Erinnerung.

Der letzte und längste Aufenthalt des Hauptlehrers Julian Maßberg auf dem Eichsfeld, von 1928 - 1949 in Lengenfeld unterm Stein, wurde für die Kinder zur eigentlichen Heimat. Für ihn bedeutete die Anstellung als Hauptlehrer an einer vierklassigen Schule in einer 1750 Seelen großen Gemeinde mit einer selbstständigen Pfarrei, einem katholischen Krankenhaus mit nunmehr 76 Betten, zwei Ärzten, zwei Zahnärzten, 30 Bauernhöfen, 40 Geschäften, 6 Gaststätten, 3 Zigarrenfabriken, 1 Sägewerk, 30 Handwerkbetrieben und einer privaten Oberrealschule privaten Fortschritt und beruflichen Erfolg, brachte aber unvorhergesehen durch das „Dritte Reich“ gleichzeitig eine Zeit der Unruhe, des Kampfes und die eigene Existenz und des Bangens um das eigene Leben.

Als am 5. Juni 1928 der Hauptlehrer der Volksschule in Lengenfeld u. /Stein, Herr Alfons Jünemann, erkrankte und aus dem Dienst ausschied, wurde auf Empfehlung des Schulrates in Heiligenstadt Julian Maßberg durch die Regierung mit Wirkung vom 1. November 1928 diese Stelle übertragen.

Da die Schulraumfrage in seinem neuen Wirkungsort katastrophal war, galt seine erste große Sorge dem Schulneubau, der schon seit 25 Jahren geplant war. Während einer Schulneubauverhandlung bei der Regierung in Erfurt in Verein mit dem Ortspfarrer Johannes Krebs und dem Schulzen Ernst Montag am 2. Januar 1929 erreichte er die Genehmigung zum Neubau mit vier Klassen, einer Lehrküche, einer Badeinrichtung und einer Lehrerwohnung.
Nachdem am 23. Juli bereits mit dem Neubau begonnen worden war, konnte am 21. September der Grundstein gelegt und am 16. Oktober 1929 gerichtet werden. Die Einweihung erfolgte am 9. Oktober 1930, dem ersten Schultag nach den Herbstferien.

Gleichzeitig wurde auf seine Initiative hin die Orgel vollkommen erneuert, der Blasebalg elektrifiziert und der Spieltisch umgebaut. Seiner großen Liebe zur Musik ist es zu verdanken, dass bereits am 5. Oktober 1929 der Gesangverein „Cäcilia“ mit 64 sangesfreudigen Mitgliedern gegründet werden konnte. Durch die große Unterstützung dieses aktiven Chores wurde dann auch die Möglichkeit gegeben, in unserer Kirche eine Heizung einzubauen.
Der Grundstein der neuen Schule enthält folgende Urkunde, abgefasst vom Pfarrer Johannes Krebs und Hauptlehrer Julian Maßberg, der die auch schrieb:

+ Im Namen der hl. Dreifaltigkeit! +
Im Jahre 1929, als Papst Pius XI. die Kirche Christi regierte, Paul von Hindenburg Reichspräsident, Dr. Kaspar Klein Bischof von Paderborn, Probst Rogge Bischöflicher Kommissarius des Eichsfeldes, Dr. von Christen Landrat des Kreises Heiligenstadt, Johannes Heddergott Schulrat dieses Kreises, Johannes Krebs Pfarrer von Lengenfeld, Ernst Montag Schulze des Ortes, Julian Maßberg Hauptlehrer, Gregor Mahr, Paul Richardt, Elisabeth Wolfram, Anton Rogge Lehrerpersonen der hiesigen katholischen Volksschule waren. wurde in Anwesenheit der Gemeindekörperschaft und der Bauleute am 21. September der Grundstein zu dieser neuen Schule gelegt.
Im Jahre 1809 wurde das jetzt noch erhaltene Küsterschulhaus errichtet. 1878 siedelte die Schule in das Schulgrundstück neben der Gemeindeschenke über. Dort waren drei Klassenzimmer untergebracht.

Schon seit 25 Jahren bestand die Notwendigkeit, ein neues Schulhaus zu bauen. Krieg und Geldentwertung unterbrachen aber die Verhandlungen und Pläne der Gemeindekörperschaften. Den zielbewussten Bemühungen des gegenwärtigen Schulzen Ernst Montag, besonders unterstützt vom Pfarrer und Schulleiter, gefördert durch die Regierung in Erfurt, ist es gelungen, diese Kulturstätte zu schaffen. Die Gesamtkosten betragen 94 020,00 Mark. Davon entfallen auf die Gemeinde 40 000,00 Mark, auf die Regierung 54 020,00 Mark, und zwar:
5 890,00 Mark Patronatsbeitrag
28 130,00 Mark Staatsbeitrag,
20.000,00 Mark Ergänzungszuschuss.

Am 26.11.1928 beschloss der Schulvorstand den Schulneubau; am 9.1.1929 gab die Regierung ihre Zustimmung. Das Projekt soll in drei Bauzeiten zur Ausführung kommen. Am 14. Januar 1929 fand in der Gemeindeschenke in Anwesenheit der Reg.- und Baurates Otto - in Erfurt und das Baurates Reisel – Mühlhausen eine Sitzung der Gemeindevertretung statt. Sie bewilligte die Kosten für den Neubau. Der Bauentwurf wurde vom Hochbauamt - Mühlhausen hergestellt und ausgeführt. Die Maurerarbeiten erhielt der Maurermeister Groß in Geismar.

Zeitgeschichte:
Liquidierung des Krieges durch die Haager Konferenz. Weltfahrt des Zeppelin. Rekord der Bremen. Abschluss des Konkordats zwischen dem Vatikan und Preußen. Das Eichsfeld kommt danach zum Bistum Fulda.
Paderborn wird Erzbistum.
"Anfang, Mitt’ und Ende, Herr, zum Besten wende!"

Da die alten Einrichtungsgegenstände für die Klassenzimmer der neuen Schule nicht mehr passten, setzte sich der Hauptlehrer Maßberg besonders dafür ein, dass für zwei Klassen Rettichbänke und für alle Klassen Pulte und doppelseitige Zugtafeln angeschafft wurden.

Schon in den Jahren 1930 bis 1933 setzte er sich als aktives Zentrumsmitglied und christlicher Lehrer auf öffentlichen Versammlungen mit der Ideologie des Nationalsozialismus’ kritisch auseinander.

Obwohl ihm dieses Verhalten nach der Machtübernahme durch die Nazis dann große Nachteile brachte, protestierte er öffentlich gegen die Forderung, den Religionsunterricht niederzulegen und die Kreuze aus den Schulen zu entfernen. Sein Widerstand gegen die Machthaber des „Dritte Reich“ war auf dem ganzen Eichsfeld bekannt.

Fünfmal bewarb er sich von Lengenfeld vergeblich weg, um dem wachsenden politischen Druck zu entgehen. Erst die Einberufung als Spionageabwehroffizier nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nach dem Gefangenenlager IX A bei Treysa - Ziegenhain in Hessen brachte vorübergehend ein Nachlassen des seelischen Druckes. Da er aus eigener Erfahrung die seelischen Nöte einer Kriegsgefangenschaft kannte, setzte er gegen den anfänglichen Widerstand des Kommandanten für die kulturelle und geistige Betreuung der Gefangenen die Einrichtung eines großen Orchesters, einer kleineren Jazz - Kapelle, einer 40 000 Bände umfassenden Bibliothek mit wissenschaftlicher und unterhaltender Literatur sowie die Einrichtung eines improvisierten Universitätsbetriebes durch. Handwerker und Künstler unter den Gefangenen errichteten eine ansehnliche Lagerkapelle. Das OKW teilte auf Anforderung aus anderen Lagern 80 Geistliche zu.

Diese seine menschliche und christliche Handlungsweise, dann auch sein Gang zur heiligen Messe, die er selbst mit der Orgel begleitete, waren bald wieder Anlass zur Überwachung seines privaten Lebens. Seine von der Partei geforderte Entlassung aus der Wehrmacht, die auch das Ende seines Lebens bedeutet hätte, scheiterte nur an der Weigerung seines Kommandanten, ihn freizugeben.

Mit dem Ende des "Zweiten Weltkrieges" erhoffte er endlich die Erlösung vom Bangen um das eigene Leben und um das Wohl seiner Familie. Während die Besetzung unserer Heimat durch die Amerikaner vom 4. April 1945 bis zum 1. Juli 1945 als eine Erlösung aus der Kriegsgefahr empfunden wurde, legte sich beim Eintreffen der Russen mit der Besetzung der Zonengrenze am 5. Juli 1945 ein lähmender Alpdruck auf alle Gemüter. Trotz seiner militärischen Vergangenheit als Hauptmann der Res. ließen sie vorerst Julian Maßberg in Ruhe. So war auch die Freude bei ihm groß, als er am 1. August 1945 vom Schulamt in Heiligenstadt als Hauptlehrer den Auftrag bekam, den Schulbetrieb in Lengenfeld u. /Stein wieder in Gang zu setzen.

Nachdem er mit einem neu eingestellten Hausmeister die in den letzten Tagen des Krieges und danach durch Belegung von deutschen Truppen, Belegung von Gefangenen, Unterbringung eines Restes ehemaliger Bischofsteiner Schüler und Flüchtlinge die zweckentfremdete Schule wieder eingerichtet, die im März 1945 im Hof des Bauern Georg Steinwachs ausgelagerten Schulmöbel mit Pferdefuhrwerken wieder herbeigeschafft hatte, konnte unsere Volksschule mit 301 Schülern am 1. September 1945 unter seiner Leitung wieder eröffnet werden.

Obwohl er in dieser schwierigen Zeit seine ganze Kraft für die Durchführung eines planmäßigen Unterrichtes einsetzte, wurde er am 6. Januar 1946 als Schulleiter abgesetzt und am 30. März 1946 wegen seiner militärischen Vergangenheit aus dem Schuldienst entlassen, obwohl sich die Gemeinde mit dem Bürgermeister durch eine Eingabe an das Kreisschulamt in Heiligenstadt für seinen Verbleib an der Lengenfelder Schule einsetzte.

Nachdem er sich von diesem harten Schlag erholt hatte, sicherte er die wirtschaftliche Existenz seiner Familie durch die Bewirtschaftung einiger Morgen Kirchenland, einer weiteren Erteilung des Religionsunterrichtes und Ausübung des Organistendienstes.

Durch die monatliche Registrierung bei der russischen Kommandantur in Mühlhausen wurde er ständig überwacht. Die plötzliche Verschleppung von ehemaligen Offizieren, seine unverhoffte Vorladung zur russischen Kommandantur in Mühlhausen und eine heimliche Vorwarnung des Lengenfelder Bürgermeisters zwangen ihn zur Flucht über die Zonengrenze durch die Renellen am 14. August 1949 nach Westdeutschland.

Lehrerfreunde als Garanten aus vergangenen Tagen, seine Zeugnisse und sein guter Ruf als Pädagoge waren für das Schulamt in Köln Anlass genug, Julian Maßberg am 5. September 1949 als Lehrer in Buir anzustellen.

Endlich am 13. Februar 1950 trifft auch seine Frau Theresia mit den beiden Töchtern Roswitha und Sieglinde nach einer abenteuerlichen Flucht in der Nähe des Hülfensberges über die Zonengrenze am Hauptbahnhof in Köln ein. Als nun noch der Sohn Lothar im Sommer 1950 von Heiligenstadt aus in Buir eintraf, war die Familie Maßberg nach zwei Jahren das erste Mal wieder glücklich vereint. Zu Ostern 1956 trat der Lehrer Julian Maßberg nach einundfünfzig Jahren in den wohlverdienten Ruhestand. In einer eindrucksvollen Feier wurde er durch das Schulamt, vom Bürgermeister mit den Honorationen, der Bevölkerung und allen Schülern mit vielen Dankesworten aus dem Schuldienst verabschiedet. Trotzdem half er vertretungsweise nicht nur in Buir, sondern auch in Horten und Gotzenkirchen aus.

Als unser ehemaliger Hauptlehrer Julian Maßberg am 14. September 1970 starb, hatten wir einen tiefgläubigen und religiösen Menschen und einen Freund der Kinder verloren, der in seinem Beruf als Lehrer und Violin- und Klaviervirtuose nur Anerkennung geerntet hat.

Besonders wir ehemaligen Lengenfelder Schüler werden ihn dankbaren Herzens als "unseren Lehrer" niemals vergessen.

Nachwort
Wir wollen Gott dem Herrn dafür dankbar sein, dass wir in unserem Hauptlehrer Julian Maßberg einen Menschen besessen haben, der in allem gerecht, bescheiden, unbestechlich, musikalisch ein Genie, treu seiner Kirche und ein hervorragender Pädagoge war, dem die Kinderseele ein Kleinod bedeutete, die zu hüten und zu schützen in seinem Leben sein oberstes Gebot war.

Walther Fuchs (Ortschronist)
Lengenfeld unterm Stein, den 1. Juni 1995

Lebensweg (Kurzform)

01.07.1890
Julian Maßberg wurde in Funkelkau/Westpreußen als Sohn des Hauptlehrers Franz Maßberg geboren.

1905-1908
Nach dem Abschluss der Volksschule bei seinem Vater besuchte er die Präparandie in Marienwerder.

1908-1911
Studium am Seminar für Lehrerbildung in Berent

11.03.1911
Erste Lehrerprüfung mit recht gutem Erfolg.

01.04.1911 - 31.03.1912
Soldat bei der 10. Komp. Inf.-Regt. 128 in Danzig-Neufahrwasser.

12.04.1912 - 31.07.1914
Anstellung als Lehrer in Leibitsch.

01.08.1914 - 19.02.1920
Soldat im I. Weltkrieg, Leutnant d. Res. einschließlich 1918 bis 1920 französische Kriegsgefangenschaft.

20.02.1920 - 30.06.1921
Lehrer ohne Dienststelle - Wartegeld in Deuna.

01.07.1921 - 31.01.1923
Lehrer in Wilbich. In den Herbstferien holte er auch seine junge Frau Theresia, geborene Büttner, die am 26. November 1894 in Rastenburg/Ostpreußen geboren war, nach Wilbich auf das Eichsfeld.

01.02.1923 - 31.10.1928
Hauptlehrer in Dieterode/Eichsfeld.

01.11.1928 - 02.10.1939
Hauptlehrer in Lengenfeld unterm Stein.

03.10.1939 - 28.03.1945
Soldat im II. Weltkrieg, Kriegsgefangenenlager Ziegenhain.

01.09.1945 - 06.01.1946
Hauptlehrer in Lengenfeld unterm Stein.

30.03.1946
Endgültige Entlassung als Hauptlehrer aus dem Schuldienst.

14.08.1949
Flucht nach Westdeutschland - erste Bleibe in Junkersdorf bei Köln.

05.09.1949
Wiedereinstellung in den Schuldienst in Buir durch das Schulamt von Köln.

13.02.1950
Nach einer abenteuerlichen Flucht über die Zonengrenze in der Nähe des Hülfensberges trifft Frau Theresia Maßberg mit ihren beiden Töchtern Roswitha und Sieglinde auf dem Hauptbahnhof in Köln ein. Nach einem opferbereiten religiösen Leben, das Höhen und Tiefen durchschritten hat, tritt unser Hauptlehrer Julian Maßberg auf Ostern 1956 in den wohlverdienten Ruhestand.