Eisenbahnen, Land- und Wasserstraßen des Kreises Mühlhausen (1879)

In den Verhältnissen der Verkehrsstraßen ist in der neuesten Zeit eine wesentliche Veränderung zunächst dadurch eingetreten, daß der Kreis durch Erbauung der Gotha-Leinefelder Eisenbahn, welche die Thüringische Hauptbahn mit der Halle – Casseler Eisenbahn in Verbindung bringt, dem Eisenbahn-Netz einverleibt worden.

Die Bahn, welche den Kreis fast parallel mit der Unstrut durchzieht, leidet zwar an allen Mängeln der nicht besonders frequenten Zweigbahnen, gleichwohl ist sie für die Verkehrsverhältnisse von der erheblichsten Bedeutung und namentlich der Stadt Mühlhausen, die allerdings für das Zustandekommen dieses Schienenweges die größten und drückendsten Opfer gebracht hat, kommen in ihren Gewerbetreibenden die Vortheile zu Gute.

An Bahnhöfen sind im Kreise 3 vorhanden und zwar diejenigen zu Silberhausen-Dingelstedt, Dachrieden und Mühlhausen.

Die Bahn kann zu den Gebirgsbahnen gerechnet werden.

Im Tractus derselben in der Nähe von Reiser hat sich die Erbauung zweier größerer Viaducte in Höhe von ca. 90 Fuß erforderlich gemacht.

Weiter wird der Kreis in seinem nördlichen Theile noch durch die im Bau begriffene Staatsbahn Berlin – Coblenz durchschnitten und zwar werden Bahnhöfe bei Dingelstedt und Küllstedt errichtet werden.

In der Nähe des ersteren Orts geht die Bahn auf das Planum der Gotha – Leinefelder Eisenbahn über und läuft parallel mit dieser bis Leinefelde.

Die gedachte Staatsbahn macht im hiesigen Kreise ganz bedeutende Kunst- und besondere Tunnelbauten bei Küllstedt erforderlich. Sie tritt bei Effelder wieder aus dem Kreise.

Auch in den Verhältnissen der Kunststraßen ist eine wesentliche Veränderung dadurch eingetreten, daß solche inzwischen aus der Verwaltung des Staates in diejenige des Provinzial-Verbandes auf Grund des Dotations-Gesetzes übergegangen sind.

Dieser Übergang hat eine vollständig neue Organisation des Chausseebauwesens zur Folge gehabt, wobei die Kreise Langensalza, Mühlhausen, Worbis und Nordhausen zu einem Inspectionsbezirke vereinigt worden sind. Der diesem Bezirke Vorgesetzte Landesbauinspector hat seinen Amtssitz in Mühlhausen. Ihm sind zahlreiche Chaussee-Aufseher und Wegewärter, von welch ersteren eine gewisse technische Vorbildung verlangt wird, unterstellt. Auch in der Pflege der Obstbäume werden diese Aufseher besonders ausgebildet. Der Segen dieser Einrichtung ist an den Obstpflanzungen der Chausseen schon jetzt unverkennbar.

Das Chausseenetz ist auch in der Neuzeit noch weiter ausgedehnt worden, hauptsächlich aber ist dem Ausbau der Communikationswege in chausseemäßiger Weise fortgesetzt die größte Aufmerksamkeit geschenkt worden, so daß auch die örtlichen Verbindungen von Jahr zu Jahr sich bessern.

Auf den Provinzial-, früheren Staats-Chausseen, ist die Chausseegelderhebung in Wegfall gekommen, auf der Kreis- und den Communal-Chausseen besteht sie zur Zeit noch fort.

Es sind an Chausseen vorhanden:

A Provinzial-Chausseen.

1) Die in den Jahren 1817 bis 1826 erbaute Heiligenstadt – Gothaer Straße, welche unterhalb Dingelstedt bei der Wolkramshäuser Mühle in den Kreis tritt und denselben, nachdem sie das Dorf Ammern berührt, die Stadt Mühlhausen und das Dorf Höngeda durchschnitten hat, unterhalb dieses letzteren Orts verläßt. Sie durchläuft den Kreis in einer Länge von 21,500 Kilometer und einer Breite von 10 Metern.

Da diese Straße nicht dem Laufe der Unstrut folgt, sondern von Dingelstedt aus die zwischen diesem Orte und der hiesigen Stadt liegenden Höhen übersteigt, so befinden sich im Tractus derselben erhebliche Steigungen, welche für schweres Fuhrwerk nur mittelst Vorspann zu überwinden sind.

Längs der Straße in der Richtung nach Gotha zieht sich der Staatstelegraph hin.

Seit Eröffnung der Gotha – Leinefelder Eisenbahn hat sich der Verkehr auf dieser Straße, insbesondere von der Einmündung der Mühlhausen – Worbiser Communal-Chaussee bei Ammern ab, auf ein Minimum reducirt.

2) Die Eisenach – Wanfrieder Chaussee in den Jahren 1832 bis 1835 erbaut, erreicht, von Eisenach kommend, das diesseitige Gebiet innerhalb des Dorfes Schnellmannshausen, überschreitet auf einer in den Jahren 1857 und 1858 neuerbauten Brücke die Werra bei Treffurt, durchschneidet diesen Ort und tritt unterhalb Treffurt in die Provinz Hessen über, nachdem sie das diesseitige Kreisgebiet in einer Länge von 6,726 Kilometer Länge durchlaufen hat. Sie ist durchweg 10 Meter breit.

3) Die Mühlhausen – Wanfrieder Straße, deren Erbauung in die Jahre 1834 bis 1836 fällt, führt von Mühlhausen aus über die Höhen des Eichsfeldes, bei Catharinenberg vorbei und erreicht unterhalb des letzteren Orts an der Abdachung nach dem Werrathale die Provinz Hessen. Die Länge der Straße beträgt 17,927 Kilometer, ihre Breite 9,415 Meter. Die Steigungen dieser Straße sind sehr erheblich und machen die Passage auf derselben, namentlich bei dem auf den höheren Punkten (bei Eigenrieden und Catharinenberg) im Winter regelmäßig eintretenden ziemlich bedeutenden Schneefall recht schwierig.

Die Kosten, welche alljährlich die Räumung der Straße von Schnee erfordert, sind recht beträchtliche.

4) Die Mühlhausen – Treffurter Straße, welche von der vorstehend ad 3 gedachten Straße hinter Eigenrieden, bei der s. g. güldenen Holzecke abzweigt, wurde von den Gemeinden Treffurt und Diedorf unter namhafter Unterstützung Seitens der Königlichen Staatsregierung und des Kreises in den Jahren 1871 bis 1875 gebaut und hat erhebliche Kosten verursacht, derart, daß diese Gemeinden noch lange an den dazu aufgenommenen Schulden zu tragen haben werden. Nach Fertigstellung wurde die Chaussee vom Staate zur Unterhaltung übernommen, von welchem sie auf die Provinz übergegangen ist.

Von ihrer Abzweigung von der Mühlhausen – Wanfrieder Straße hinter Eigenrieden bis zu ihrer Einmündung in die Eisenach – Wanfrieder Straße bei der Feldmühle durchläuft sie die Fluren von Diedorf, Wendehausen, Kleintöpfer und Heldra – letzterer Ort in der Provinz Hessen – in einer Länge von 11,654 Kilometer.

B. Kreis-Chausseen.

Die Kreis-Chaussee Mühlhausen – Eisenach unter Zuhilfenahme der Seitens der Königlichen Staatsregierung mit 39000 Mark pro Meile gewährten Bauprämie in den Jahren 1845 bis 1847 erbaut, führt von Mühlhausen aus über Flurtheile von Felchta, Oberdorla, durch den Ort Langula, über den Gothischen Ort Nazza und das Weimarische Städtchen Mihla nach Eisenach.

Die Chaussee überschreitet zwischen Langula und Nazza die bewaldeten Höhen des Hainich in vielfachen Windungen, die Steigungen derselben sind jedoch – wenigstens innerhalb des preußischen Gebietes – nicht all zu groß. Sie hat eine Länge von 15,200 Kilometer im diesseitigen Kreisgebiet und eine Breite von 7,53 Meter.

Chausseegeld wird an den Barrieren Gunzelhof bei Oberdorla und Langula immer noch erhoben und zwar für je eine Meile.

C Gemeinde-Chausseen.

1) Die Straße von Mühlhausen nach Sondershausen wurde von den Gemeinden Mühlhausen, Groß- und Kleingrabe, welche Seitens des Staates eine Bauprämie von 24,000 Mark per Meile erhielten, in den Jahren 1845 bis 1847 erbaut und wird von diesen Gemeinden bis jetzt unterhalten. Dieselbe berührt außer den genannten Orten auch noch das Dorf Görmar, tritt jenseits des Dorfes Kleingrabe in den Gothaischen Landrathsamtsbezirk Gotha und berührt später die Schwarzburgischen Städte Schlotheim und Ebeleben. Längs der Straße ist der Staatstelegraph errichtet.

In Mühlhausen und in Großgrabe wird je ein einhalbmeiliges Chausseegeld entrichtet.

Die Länge der Straße beträgt im Preußischen Staatsgebiete 8,700 Kilometer, deren Breite 7,53 Meter.

2) Die Straße von Mühlhausen nach dem Ober-Eichsfelde.

Bereits seit dem Jahre 1842 war Seitens der hiesigen Stadt die von hier aus nach dem Vergnügungsorte „Breitsülze" führende Wegstrecke chausseeartig ausgebaut worden; in den Jahren 1849 und 1850 wurde im Anschluß an diese Wegstrecke eine Chaussee bis jenseits Hollenbach auf Staatskosten hergestellt und bis zum Jahre 1854 wurde die Straße über Dörna, Bickenriede, Anrode und Büttstedt nach Küllstedt von den genannten Gemeinden resp. Dominien, welche Seitens des Staats eine Bauprämie von 24000 Mark pro Meile erhielten, weiter geführt und vollendet. Diese Gemeinden übernahmen auch mit den Gemeinden Mühlhausen und Hollenbach die Unterhaltung der Straße innerhalb ihrer Feldfluren. Die Chaussee hat eine Länge von 15,125 Kilometer und eine zwischen 7,53 und 8,16 Meter wechselnde Breite. Die Steigung ist nicht unerheblich, doch auf die ganze Länge ziemlich vertheilt. In der Stadt Mühlhausen, sowie in Büttstedt wird Chausseegeld für je eine Meile entrichtet.

Im Anschluß an diese Straßen wurden während der Jahre 1851 bis 1856 die beiden folgenden Chausseen erbaut.

3) Die Straße von Dingelstedt über Küllstedt, Wachstedt, Großbartloff und Geismar bis zum Anschluß an die Heiligenstadt – Friedaer Kreis-Chaussee. Der Bau derselben erfolgte auf Kosten der gedachten Gemeinden des diesseitigen und des Heiligenstädter Kreises, sowie des Forstfiscus innerhalb der Gemeindefluren gegen eine Staatsbauprämie von 24000 Mark pro Meile. Die Länge der Straße innerhalb des hiesigen Kreises beträgt 7,043 Kilometer und die Breite derselben 7,53 Meter. Chausseegeld-Hebestellen sind in Dingelstedt, Wachstedt und Geismar errichtet.

4) Die Straße von Küllstedt nach Eigenrieden.

Dieselbe zweigt sich von den ad 2 und 3 gedachten Straßen in Küllstedt ab und führt, fast stets den höchsten Kamm der entwaldeten Eichsfelder Höhe haltend, über Struth bis zum Anschlusse an die Mühlhausen – Wanfrieder Staatsstraße bei Eigenrieden. Dieselbe ist 8,375 Kilometer lang und 7,53 Meter breit. Die Chausseegeld-Hebestelle liegt im Dorfe Struth. Den Bau der Straße führten die Gemeinden Küllstedt, Effelder, Struth und Eigenrieden innerhalb ihrer Feldfluren, sowie der Büttstedter Feldflur gegen eine Staats-Bauprämie von 24000 Mark pro Meile aus.

5) Die Straße von Dingelstedt über Silberhausen und Beberstedt nach dem Eigenröder oder Hüpstedter Thurm erbauten in den Jahren 1856 und 1857 die genannten Gemeinden innerhalb ihrer Feldflur und erhielten eine Staats-Bauprämie von 24000 Mark pro Meile. Die ganze Länge der Straße beläuft sich auf 9,013 Kilometer, von welchen auf den hiesigen Kreis 8,430 Kilometer fallen. Die Breite beträgt 7,53 Meter. Die. Chausseegeld-Hebestelle befindet sich in Silberhausen.

In Dingelstedt von der Staats-Chaussee abzweigend, fällt die Straße bei dem Eigenröder Thurme in

6) die Straße von Mühlhausen nach Worbis. Dieselbe beginnt ca. 1000 Schritt nordwestlich von Ammern von der Heiligenstadt-Gothaer Provinzial-Straße ab und führt in nördlicher Richtung über Dachrieden, Eigenrode und den Eigenröder Thurm, wo sie in den Kreis Worbis übertritt, nach Hüpstedt und von da über Rüdigershagen, Niederorschel und Gernrode bis zur Halle – Casseler Provinzial-Straße diesseits der Stadt Worbis. Der Bau der Straße fällt in die Jahre 1857 bis 1860 und ist Seitens der Gemeinden Ammern, Dachrieden und Eigenrode, welche eine Staats-Bauprämie von 24000 Mark pro Meile erhielten, innerhalb ihrer Feldfluren ausgeführt worden. Die Chausseegeldhebestelle ist in Dachrieden angelegt. Die Länge der Straße innerhalb des hiesigen Kreises betrügt 7,830 Kilometer, die Breite derselben 9,040 Meter.

7) Die Straße von Mühlhausen in der Richtung nach Nordhausen, welche während der Jahre 1860 bis 1864 von Mühlhausen aus über Windeberg durch die städtische Forst „Haart“ bis an die Sachsen – Gothaische Landesgrenze von den Gemeinden Windeberg und Mühlhausen in einer Länge von 10,88 Kilometer und einer Breite von 8,16 Kilometer gegen eine Staats Bau-Prämie von 18000 Mark pro Meile ausgebaut worden ist. Die Abnahme der Straße durch den Königlichen Kreisbaubeamten ist im Laufe des Jahres 1865 erfolgt und wird in Mühlhausen und Windeberg Chausseegeld auf je ½ Meile erhoben.

Die Steigungen der Straße sind, da dieselbe sich in vielen Schlangenlinien den Berg hinauf windet, nicht übermäßig. – Leider endet die Straße an der Sachsen – Gothaischen Grenze; da es trotz jahrelangen Verhandlungen nicht möglich geworden ist, die innerhalb des Gothaischen Staatsgebietes liegende Wegestrecke von ca. 339 Meter in Chaussee umzuwandeln.

Jenseits des Gothaischen Gebietes, im Fürstenthum Schwarzburg-Sondershausen, ist die Chaussee weiter fortgeführt; zunächst berührt dieselbe das Städtchen Groß-Keula.

Außer den genannten Chausseen sind im Kreise noch viele chaussirte Wege vorhanden, für welche zwar die fiscalischen Vorrechte nicht verliehen worden sind, die sich jedoch von den Chausseen nur darin unterscheiden, daß sie eine geringere Breite, 5,65 bis 6,28 Meter, haben.

Fast zu allen diesen Wegen sind Seitens der Staatsregierung und in neuerer Zeit Seitens der Provinz größere oder kleinere Bauprämien, die in der Regel zwischen einem Drittheil und der Hälfte der anschlagsmäßig und nachweislich auf den Bau der Wege verwendeten Kosten betragen haben, bewilligt worden.

Diese chaussirten Wege sind nachgenannte:

1) Der von der Kreis-Chaussee bei dem sogenannten Gunzelhofe ab über Oberdorla, durch den Hainich nach Heyerode, und von da über Diedorf nach Catharinenberg führende und dort in die Mühlhausen – Wanfrieder Straße einmündende Weg. Derselbe wurde innerhalb der Jahre 1850 bis 1857 ausgebaut und ist 11,14 Kilometer lang.

2) Der Weg von Heyerode nach Hallungen und weiter nach Nazza, welcher leider nur innerhalb des Preußischen Gebietes vollendet ist.

Innerhalb des Sachsen – Gothaischen Gebietes harrt derselbe noch immer seiner Vollendung. Die Länge desselben beträgt 1,470 Kilometer. Der Bau erfolgte in den Jahren 1857 und 1858.

3) Der Weg von Treffurt nach Falken, dessen Bau in die Jahre 1848 bis 1853 fällt und dessen Länge 3 Kilo Meter beträgt.

4) Der Weg, welcher von Großburschla aus auf dem linken Werra-Ufer nach dem ehemals hessischen Orte Völkershausen und von da weiter nach Wanfried führt. Die Länge desselben beträgt bis zur Feldmark des letztgedachten Ortes 1,582 Kilo Meter. Der Bau erfolgte in den Jahren 1862 und 1863.

5) Der in der Nähe von Catharinenberg von der Mühlhausen – Wanfrieder Staatsstraße ab nach Hildebrandshausen führende 4,00 Kilometer lange Weg. Die Fortsetzung desselben nach Lengenfeld im Kreise Heiligenstadt steht in Aussicht. Der Ausbau erfolgte in den Jahren 1857 bis 1859.

6) Der Weg von Catharinenberg nach Faulungen in einer Länge von 0,847 Kilometern. Der Bau ist in den Jahren 1873, 1874 und 1875 erfolgt.

In Faulunger Flur steht der Wegebau noch aus, es sind hier bedeutende Steigungen zu überwinden.

7) Der von der Wanfrieder Straße in der Höhe von Eigenrieden sich abzweigende nach Faulungen führende Weg. Die Länge desselben beträgt 5,5 Kilometer, der Bau desselben fiel in die Jahre 1854 bis 1860,

8) Der Weg von Faulungen nach Lengenfeld, welcher in den Jahren 1868 und 1869 ausgebaut und 0,727 Kilometer lang ist.

9) Der Weg von Hildebrandshausen nach Lengenfeld ist in den Jahren 1874 und 1875 in einer Länge von 0,510 Kilometer ausgebaut worden. Die Vollendung desselben ist aber bis jetzt nur deshalb nicht möglich gewesen, weil zwischen beiden Gemeinden über die Richtung der Wegelinie Differenzen obwalten, die wegen des Eisenbahnbaues vorerst noch nicht zu beseitigen waren.

10) Der Weg, welcher von Struth aus über Kloster-Zelle nach Lengenfeld im Kreise Heiligenstadt führt. Der Ausbau wurde im Jahre 1857 vollendet; seine Länge im hiesigen Kreise beträgt 3,210 Kilometer.

11) Der in der Nähe von Struth von der Küllstedt – Eigenrieder Chaussee ab nach Effelder führende 4,200 Kilometer lange Weg, dessen Bau in den Jahren 1857 bis 1859 erfolgte. – Die Bemühungen, diesen Weg bis zu der oben unter Nr. 3 gedachten Gemeinde-Chaussee in der Nähe von Großbartloff fortzusetzen, sind bisher ohne Erfolg gewesen.

12) Der Weg, welcher, von Beberstedt über Breitenbich und Horsmar führend, die Gotha – Heiligenstädter Straße mit der oben unter Nr. 5 gedachten Gemeinde-Chaussee verbindet. Die Länge desselben beträgt 5,930 Kilometer, der Ausbau erfolgte in den Jahren 1854 bis 1858.

13) Der Weg vom Dorfe Silberhausen nach dem dasigen Bahnhofe in einer Länge von 0,791 Kilometern ist im Jahre 1870 ausgebaut worden.

14) Der Weg von Silberhausen nach Helmsdorf in einer Länge von 1,5 Kilometern wurde im Jahre 1877 ausgebaut und ist der Weiterbau von da ab über Zella nach Horsmar gesichert.

15) Der von der Gotha – Heiligenstädter Chaussee von Ammern über Reiser nach Kaisershagen führende Communikationsweg, dessen Bau im Jahre 1865 begonnen, aber erst im Jahre 1876 vollendet worden ist. Derselbe ist 4,10 Kilometer lang.

16) Der Weg von Eigenrode nach Sollstedt, dessen Bau in die Jahre 1864 bis 1868 fällt und dessen Länge 3,5 Kilometer beträgt.

17) Der Weg von Windeberg nach Menterode in einer Länge von 5 Kilometern, wurde innerhalb der Jahre 1868 bis 1870 ausgebaut.

18) Der Weg von Saalfeld bis an die Grenze der Gemarkung Großgrabe wurde in den Jahren 1870 bis 1872 ausgebaut in einer Länge von 1,009 Kilometern. Wegen des Ausbaues des Weges in der Gemarkung Großgrabe zum Anschluß an die Gemeinde-Chaussee sub 1 sind die Verhandlungen im Gange und werden dieselben hoffentlich bald zu Ende kommen. Dem Wegebau stehen jedoch außerordentliche Terrainschwierigkeiten entgegen.

19) Der von Görmar nach Bollstedt und von da nach Höngeda führende Weg, welcher ca. 6,5 Kilometer lang ist und dessen Ausbau in den Jahren 1854 und 1855 geschah.

20) Der in der Nähe des sogenannten Gunzelhofes die Kreis-Chaussee mit Niederdorla verbindende und von da nach Oppershausen im Kreise Langensalza führende Weg. Der Ausbau dieses Weges ist nach und nach in mehreren Jahren erfolgt, seine Länge innerhalb des hiesigen Kreises mag ca. 2,260 Kilometer betragen.

21) Der von Langula nach Cammerforst im Kreise Langensalza führende Weg, dessen Ausbau in das Jahr 1859 fällt und dessen Länge sich im hiesigen Kreise auf 1,575 Kilometer beläuft.

22) Der Weg von Wachstedt nach Kefferhausen in einer Länge von 1,44 Kilometer ist in den Jahren 1873, 1874 und 1875 ausgebaut worden.

23) Der von Wachstedt aus über Hagis nach Martinfeld im Kreise Heiligenstadt führende Weg ist nur zum Theil – innerhalb der Feldflur des Gutes Gleichenstein, sowie der des Dorfes Martinfeld – chaussirt und bei der sehr erheblichen Steigung innerhalb des Königlichen Forstortes „Langegrund" im Winter schwer passirbar.

24) Die von dem Dorfe Schierschwende bis zu dem einzelnen Etablissement „Gute Hoffnung“ chaussirte Wegstrecke ist sehr unbedeutend, nur ca. 0,75 Kilo Meter lang.

25) Endlich ist der chaussirte Weg zu erwähnen, welchen die hiesige Stadt von der Wanfrieder Staatsstraße aus über den Vergnügungsorte Weiße-Haus in einer Länge von ca. 3 Kilometer erbaut hat.

Im Bau begriffen sind ferner noch die Wege von Sollstedt nach Hüpstedt in einer Länge von resp. 2 und 1,615 Kilometern, von Beberstedt nach Reifenstein, sowie von Dörna nach Eigenrieden.

Außerdem liegen noch mehrere Wegebauprojecte vor, die jedoch von den schwebenden Separationen abhängig sind, was namentlich von den Wegebauten in Eigenriedener, Horsmarscher und in Catharinenberger Flur gilt.

Sowohl die Chausseen als die chaussirten Wege sind durchgehend auf den Banquetten mit Bäumen, größtentheils Obstbäumen, bepflanzt. Auf den Höhen, wo Obstbäume im freien Felde nur schwer fortkommen, hat man namentlich Ebereschen zur Bepflanzung der Chausseen verwendet.

Die Einnahme der Kreis- und Kommunal-Chausseen innerhalb der letzten 10 Jahre stellten sich auf 10,349 Mark, denen an Ausgaben 16,543 Mark gegenüberstehen.

Keine von allen Chausseen erzielt so viel Einnahmen, daß die Unterhaltung derselben davon allein bestritten werden könnte.

Der Provinzial-Landesbauinspector führt neben der Aufsicht über die frühern Provinzialchausseen auch die Controlle über die anschlagsmäßige Ausführung, sowie die ordnungsmäßige Unterhaltung der Kreis- und Gemeinde-Chausseen und der chaussirten Wege. – Die specielle Beaufsichtigung der Kreis-Chaussee ist einem von der Provinz angestellten Chausseeaufseher nebenamtlich unter Vorbehalt übertragen.

Die Straßen der Städte Mühlhausen und Treffurt sind sämmtlich gepflastert, dasselbe ist der Fall mit den Hauptstraßen der Dörfer Ammern, Dörna, Hollenbach, Horsmar, Lengefeld, Reiser, Faulungen, Heyerode, Hildebrandshausen, Wendehausen; zum Theil gepflastert zum Theil chaussirt und mit gepflasterten Seitengräben versehen sind die Hauptdorfstraßen zu Beberstedt, Effelder, Diedorf, Oberdorla, Niederdorla, Saalfeld und Schierschwende.

Die Straßenbeleuchtung der Stadt Mühlhausen ist eine recht gute; außer in Bollstedt ist in den übrigen Ortschaften des Kreises eine solche nicht vorhanden.

Die meisten der erwähnenswertesten Brücken liegen im Zuge einer der obengedachten Chausseen oder eines der chaussirten Wege.

Die bedeutendste ist die bereits obengedachte bei Treffurt über die Werra führende Brücke. Dieselbe ist aus eisernen Gitterwerken construirt, welche auf 4 steinernen Pfeilern ruhen, ihre Länge beläuft sich auf 67,79 Meter, ihre Breite in der Fahrbahn auf 4,79 Meter, überhaupt auf 5,49 Meter.

Über die Unstrut führen in Helmsdorf, Dachrieden, Ammern und Bollstedt je eine, in Mühlhausen vier massive Brücken; außerdem vermitteln hölzerne Brücken zum Theil mit massiven Strebepfeilern in Zella, Horsmar, bei Ammern im Zuge der Gotha – Heiligenstädter Straße und in Görmar die Übergänge über die Unstrut.

Bei Falken verbindet eine nur für leichte Fuhrwerke eingerichtete hölzerne Brücke die beiden Ufer der Werra; dieselbe ist im Jahre 1845 neu erbaut. Von diesen Brücken werden nur die Treffurter, sowie zwei im Zuge der Heiligenstadt – Gothaer Straße liegende aus dem Provinzialfonds, die übrigen von den betreffenden Communen unterhalten.

Fähren sind im Kreise nicht vorhanden.

Das Project, bei Großburschla eine Brücke über die Werra zu bauen und so diesen Ort von dem rechten Flußufer aus zu jeder Jahreszeit, namentlich bei Hochwasser zugänglich zu machen, scheint jetzt endlich mehr Aussicht auf Verwirklichung zu haben, seitdem die Provinz unterstützend eintritt.

Die einzige Wasserstraße des Kreises ist, wie oben erwähnt, die Werra.

Quelle: Statistische Übersicht des Kreises Mühlhausen. Auf höhere Anordnung nach amtlichen Quellen zusammengestellt durch den Landrath des Kreises, Freiherrn von Wintzigerode-Knorr. Mühlhausen in Thüringen, Buch- und Steindruckerei von Th. Vorhauer, 1879, S. 67 – 77.