Einweihung des neuen Gerätehauses der Freiwilligen Feuerwehr (1995)

Seit der Wende konnte man schon öfters in der Tagespresse verfolgen, dass in vielen Gemeinden der Region - auch in den umliegenden Nachbargemeinden - neue Feuerwehrhäuser gebaut und eingeweiht wurden. Der desolate Zustand unseres Lengenfelder Feuerwehrhauses war allgemein bekannt und so war es auch nur eine Frage der Zeit und der Finanzen, dass eine grundlegende Veränderung zur Verbesserung der Einsatzbereitschaft und Sicherheit zum Wohl und Schutz aller Bürger eintreten musste.

So bot sich das im Mittelpunkt des Dorfes unbewohnte Grundstück von „Tante Mimi2 bestens zu diesem Zweck förmlich an. Ein Jahrhunderte altes, baufälliges Wohnhaus mit Wirtschaftsgebäuden und einer Scheune, die nicht mehr genutzt werden konnten. Mancher Skeptiker dachte – und ich nehme mich hier gar nicht aus – „Was waell dann dar Schulze met dissen aalen Hitten ahnfange?” Und so ganz unrecht hatten sie anfänglich mit diesem Gedanken auch nicht.

Doch siehe da, man wusste was man wollte. Wohn- und Stallgebäude gerieten unter die Abrissbirne und diese Grundfläche wurde zu unserem schmucken und zentralen Parkplatz „Unter der Eisenbahnbrücke” hergerichtet.

Doch da stand nun immer noch die Fachwerkscheune, zum Abriss doch noch recht schade, und sie drängte sich notgedrungen dem Gemeinderat als künftiges Feuerwehrhaus auf. Die Holzkonstruktion dieser Fachwerkscheune war noch relativ gut und man konnte sie größtenteils mit neuem Fachwerk ausmauern. Um die Raumgestaltung noch günstiger zu gestalten, wurden sogar in der Breite einige Meter im Fachwerkstil angebaut. Ein neues Dach und neue Dachrinnen waren natürlich auch fällig. Doch dies war erst die Rekonstruktion des Rohbaues, das Innenleben des Hauses sollte schon dem neusten und modernsten Stand entsprechen. Ein gutes Jahr wurde nun am Innenausbau gewerkelt. Der örtliche Bauhof mit seinen ABM-Kräften, Handwerkern des Orts und der Region und viele fleißige Feuerwehrleute (löblich sehr viel junge Leute) legten besonders in den letzten Wochen fleißig mit Hand an, dass es zum gestellten Termin am 1. Oktober fertig wurde. So stand nun der Sonntag als Einweihung bevor. Die Bevölkerung und viele Gastfeuerwehren der Nachbargemeinden – einschließlich der Partnerwehr aus Morschen in Hessen – waren eingeladen. So zogen am Sonntag die Feuerwehrmänner von Lengenfeld mit ihren Gästen – begleitet von einer flotten Blasmusik – von den beiden alten Gerätehäusern zur Einweihung ihres schmucken neuen Feuerwehrhauses „Unter die Eisenbahnbrücke”. Dort hatten sich schon viele Lengenfelder Bürger und Gäste eingefunden. Bürgermeister Hans Georg Hildebrand berichtete in seiner Einweihungsansprache chronologisch und chronistisch über Jahrhunderte aus der Arbeit der „Freiwilligen Feuerwehr” von Lengenfeld unterm Stein. Erfreulich war es zu hören, dass auch in „40 Jahren DDR“, immer wieder aktive Jüngere und Ältere bereit waren, sich freiwillig zum Wohl und Sicherheit für unser Dorf, für den Nächsten, kurzum für alle Bürger zur Verfügung zu stellen. So leitete er über auf die dringende Notwendigkeit des Baus dieses neuen schmucken Feuerwehrhauses, welches heute hier eingeweiht werden soll. Er würdigte hierbei besonders die gute Arbeit vieler fleißiger Helfer des Bauhofes, der ABM-Kräfte, der Handwerksbetriebe und nicht zuletzt der Feuerwehrleute selbst. Um hierbei Namen nennen zu wollen, liefe man Gefahr, doch jemand zu vergessen. So bat nun, wie in einer christlichen Gemeinde üblich, Bürgermeister H.G. Hildebrand die beiden Ortspfarrer Herrn Tuschi (ev.) und Herrn Förster (kath.), die Segnung und Einweihung dieses dem „hl. Florian” als Schutzpatron geweihten Hauses vorzunehmen. Vorher wurde noch ein verhülltes Bildnis des Schutzpatrons – geschaffen durch den Kunstmaler und Feuerwehrmann Raphael Richwien – enthüllt. Ein gelungenes Werk, welches sich würdig einreiht in die von seinem verstorbenen Vater Josef Richwien – in Jahrzehnten – geschaffenen Kunstwerke.

So war es wohl nun auch angebracht – von der Kapelle begleitet – „Großer Gott wir loben Dich” mit vielen hundert Kehlen anzustimmen und dies erschallte stimmgewaltig über ganz Lengenfeld. Dem feierlichen Anlass des Tages entsprechend hatte der örtliche Gesangverein „Cäcilia” bereits einige Proben seines Könnens den vielen Gästen unter großem Beifall zu Gehör gebracht.

Auch der Vorsitzende des Feuerwehrvereins Herr Hubert Steinwachs sowie der Vertreter des Landrates, Herr Steinbrecher, richteten Worte des Dankes und der Anerkennung an die Planer und Erbauer des Feuerwehrhauses,

Übereinstimmend sprachen beide Gratulanten den Wunsch aus: „Das von diesem neuen Haus so wenig wie möglich und so viel wie nötig Einsätze ausgehen mögen.” Das ist wohl der schönste und beste Wunsch für eine Feuerwehr.

Zur Feier des Tages wurden zahlreiche Feuerwehrmänner befördert, ausgezeichnet und für langjährige Dienste geehrt. Ein besonderer Höhepunkt war die feierliche Verabschiedung des langjährigen Wehrleiters Herrn Heinz Fick, dem man für seine treuen Dienste mit einem symbolischen Geschenk dankte. Zum Ende des Eröffnungszeremoniells gedachte man der toten Kameraden und ließ in Ehrerbietung durch die Kapelle „Ich hat’ einen Kameraden” erklingen.

Es war nun die Zeit gekommen, das neue Haus zur Besichtigung freizugeben und der Bürgermeister lud alle Gäste zu einem kleinen Volksfest ein, was es dann auch wurde.

Drinnen, im Schulungsraum, waren fleißige Frauen der Feuerwehrmänner dabei, duftenden Kaffee auszuschenken und in einer großen Vielzahl ihren selbstgebackenen Kuchen anzubieten. Und im Laufe des Nachmittages machten viele der Gäste aus nah und fern reichlichen Gebrauch von diesem einladenden Angebot. Viel Lob wurde diesen Frauen für ihr Angebot gezollt und manche Hobbybäckerin nahm ein neues Rezept von diesem schmackhaften Kuchen mit nach Hause. So war auch Gelegenheit geboten, die einzelnen Räume zu besichtigen und zu nutzen (Sanitär- und Toilettenräume).

Im Herzstück des Hauses, dem großen Geräteraum, hatte man Tische und Bänke aufgestellt und bei flotter Blasmusik der „Kallmeröder” konnte man sein Bierchen im Kreise von Freunden und Bekannten genießen.

Schönen Dank ihr lieben Sponsoren, für die spendierten drei Fass des geliebten Gerstensaftes, denn es gab Freibier!

Es ist nun einmal Usus, dass die Feuerwehr für jeden Brand zuständig ist und nach Möglichkeit erfolgreich gelöscht werden muss. Trotz des nicht gerade einladenden Wetters, hatten sich viele Gäste eingefunden. Auch draußen vor dem Haus waren Stände aufgebaut, wo man eine duftende Bratwurst mit einem Bierchen und einem Kümmerling genießen konnte.

Symbolisch gesehen, war diese schöne Einweihungsfeier mit einem kleinen Volksfest eine etwas vorgezogene Dankesfeier zum „Tag der Deutschen Einheit”.

Diesem Tag gezollt, war es schon ein Grund des Dankes und der Freude, dem dieses neue Haus Rechnung trägt.

Möge der „Schutzpatron Florian” dieses schöne Haus, unser Dorf, und alle seine Bewohner vor Katastrophen und Unheil bewahren. Diesem Wunsch ist wohl nichts hinzuzufügen,

meint Ihr

Willi Tasch
(Quelle: „Obereichsfeld-Bote“, 1995, Nr. 41, S. 6)