Zum Abschied des „Obereichsfeld-Boten“

In der Wendezeit wurd’ er aus der Taufe gehoben.
Ich meine unser Amtsblatt, den „Obereichsfeld-Boten.“
Voller Mitteilungen, Beschlüsse und Berichte,
es war die neue Freiheit, es galt optimistisch die Zukunft zu sichten.

Von Karl Läufer aus Heyerode, konnte man wöchentlich lesen,
was heute ist und wie es früher gewesen.
Von Diedorf, da kam ein Wanderer des Weges gegangen,
humoristisch hat er berichtet, ganz spannend und unbefangen.
Auch Rita aus Wendehausen, die meldete sich zu Wort
und die Pfarrer, die vermelden aus der Kirche vom Ort.


Der Faulunger Ernst, auch des Schreibens sehr kundig,
unterhielt mit Jugenderlebnissen sehr witzig und pfundig.
Eva-Maria, eine junge Dame aus Hildebrandshausen,
kritisch und satirisch, mancher bekam davon Ohrensausen.


Und Willi, der Schreiberling aus Lengenfeld unter dem Stein,
machte jahrelang Woche für Woche seinen Reim.
Manfred von der Struth, der machte es auch ganz toll,
so war in den ersten Jahren, der „Bote“ immer proppevoll!

Voller Erwartung und schmunzelnd haben die Leser das Blatt genommen,
inzwischen auf Sparflamme, dünner wie dünn, schon fast heruntergekommen.
Unlängst, es war zum Weinen, nur noch zwei Blatt,
als unsre Schwester Josefa, grad ihren Urlaub hatt’.


Unsre Nachbarn auf der Höh’, die drücken den Knopf und schalten an,
ihren Fernseher und wissen: was, wie, wo und wann?
Die Großgemeinde „Katterberg“, die wurd’ dem Amtsblatt untreu.
Im „Mühlhäuser Wochenblatt“ vermelden sie, was bei ihnen neu.


„Warum bist denn du so schweigsam gewesen?“,
Fragten viele ältere Menschen und haben mich gebeten:
„Willi, schrieb dü dach wedder ins Blaatchen rin,
üsser Vermeldungen vum Pfarrn, stett ja nüscht mie drin.


Un de Geburtstage vun dan aalen Lieten,
de dar Schulze jede Wochen lett ninschriebe.
Das es en bischen wennig fer unser Gald,
nur weigen dan kerchlichen Vermeldungen, hun me‘s nit obbestaalt.“

Den Bitten entsprechend, hatt’ ich mir nun vorgenommen,
wenn die trüben Herbst- und Wintertage kommen,
schreibend zu versuchen, ob s da oben noch funkt.
Wollt’ bringen wieder dies und jenes auf den Punkt.


Was gut ist in unsrem schönen Lengenfeld,
doch auch, was dir und mir nicht gefällt.
Denn: Wo viel Licht, da ist auch viel Schatten,
diese weise Erkenntnis, schon unsere Ahnen hatten.

Doch inzwischen kam von Linus Wittich die Botschaft an:
Es sind zu wenig Leser, wegen roter Zahlen man das Blatt nicht drucken kann.
Zum Monatsende, da ist der Tag Ultimo,
dann schweigt der wöchentliche „Obereichsfeld-Bote“.


Der Bürgermeister, mit seinem „Zwölfer-Rat“,
muss Ausschau halten, für ein neues Amtsblatt.
Bekanntlich hat unser Dorf keinen Kanal im Funk,
wo man das Amtliche, bringt auf den Punkt.

Tritt vielleicht noch ein Wunder ein?
Und im Jahr 2000, ein neues „Lengenfelder-Echo“ erscheint!
In dieser Hoffnung, sag ich Euch Lengenfeldern „Auf Wiedersehn“.
Mit Gewissheit weiß ich: „Die Zeit bleibt niemals stehn.“

So bleibt mir zum Abschied heute nur zu sagen,
ein schönes Lied fällt mir ein, aus meinen Jugendtagen:
„Zum Abschied reich ich dir die Hände
und sag’ dir leis auf Wiedersehn.
Ein schönes Märchen geht zu Ende,
Es war ja so schön.“

Euer Willi Tasch
(Quelle: „Obereichsfeld-Bote“, Nr. 43/1999 
vom 29.10.1999)