Kloster Zella

Etwa dreizehn Kilometer westlich der Stadt Mühlhausen liegt nahe der Friedaquelle, umschlossen von bewaldeten Steilhängen, das ehemalige Benediktiner-Nonnenkloster Zella, das urkundlich auch den Namen Zella Friedensspring führt. Wohl kaum hätten die Nonnen des Benediktiner-Ordens einen lauschigeren Waldwinkel für ihre Siedlung finden können wie jenes stille, abgelegene, landschaftlich reizvolle Tal des Obereichsfeldes.

Kloster Zella ist eine der ältesten Klostergründungen auf dem Eichsfelde gewesen, doch ist das Jahr der Gründung nicht bekannt. Die Klosterurkunden sind zum größten Teil bei dem großen Brande von 1640, der einen Teil der Oberstadt Mühlhausens in Asche legte, wobei auch der in der Holzstraße gelegene Zellasche Hof mit vernichtet wurde, zugrunde gegangen. Und doch hatten gerade die Nonnen den wertvollsten Teil des beweglichen Klostereigentums, darunter wohl auch die Urkunden und Verschreibungen, um sie vor den beutegierigen Händen der Raubscharen, die im Dreißigjährigen Kriege nur zu oft ihre Plünderungszüge nach dem Eichsfelde ausdehnten, zu sichern, nach dem festen Städtlein Mühlhausen gebracht und in dein Klosterhofe niedergelegt. Das aber wurde gerade zum Verhängnisse. Was der Raubgier der Soldaten entzogen wurde, ging im Feuer zugrunde.

Die noch vorhandene Klosterkirche, die allerdings durch späteren Neubau verändert worden ist, ist ein einschiffiger rechteckiger Bau von etwa achtundzwanzig Meter Länge und acht Meter Breite. Sie deutet durch ihre kleinen Rundbogenfenster darauf hin, dass sie in der ursprünglichen Form schon im zwölften Jahrhundert gestanden hat.

Nach der sagenhaften Überlieferung soll das Kloster von einem Herrn von Tastan, der nach einem wüsten Räuberleben in sich ging und in einer kleinen Höhle, dem Altvatersloch, das nicht mehr vorhanden ist, ein bußfertiges Leben begann, gegründet worden sein.

Der Benediktiner-Orden, dem das Kloster gehörte, war der älteste Orden; er wurde von Benedikt von Nursia, der von 480 bis 543 lebte, begründet. Das Stammkloster liegt auf dem Monte Cassino, südöstlich von Rom. Nach der Ordensregel des heiligen Benedikt, die den Mönchen wie den Nonnen Armut, Gehorsam und Keuschheit vorschrieb, wurden die meisten Klöster des Abendlandes eingerichtet. Die Benediktiner und Benediktinerinnen trieben Ackerbau, unterrichteten die Jugend, schrieben Bücher ab, beschäftigten sich mit Handwerk und Kunst und waren eifrige Seelsorger.

Das Gelübde der Armut hinderte den Orden nicht, Grundbesitz zu erwerben. Schon 1215 waren die Nonnen nach einer Angabe in der Jordanschen Chronik von Mühlhausen im Besitze von zwölf Hufen Land im Dorfe Felchta und ließen sich diese Erwerbung vom Papste Innocenz III. bestätigen. Nach einer nicht ganz einwandfreien Abschrift einer Urkunde vom 17. Oktober 1237 wurde in diesem Jahre das Dorf Struth für vierundzwanzig Mark Silber von Heinrich von Treffurt käuflich erworben. Das Dorf sollte innerhalb eines halben Jahres nach der Wahl eines römischen Königs an das Kloster abgetreten werden; bis dahin aber wollte es der Verkäufer, um es dem Kloster zu erhalten, mit seinem Schwager, Günther von Saltza, gemeinsam vom Burggrafen von Magdeburg als Lehen nehmen. (M. U. B. Nr. 225.) Schon im Jahre 1230 hatte das Kloster Zella vom Grafen Ernst von Velsecke, der dem Tonnaer Geschlechte der Grafen von Gleichen entstammte, dreizehn Hufen mit dem Zehnten zu Betzilroda gekauft. Der entlegene Besitz wurde bereits 1301 an das Kloster Anrode weiterverkauft. (M. U. B. Nr. 523.) – Betzilroda, Bezzelsroda oder Bezilsroda ist bald nach dem Verkaufe wüste geworden. Die Siedlung lag beim jetzigen Vorwerke „Neuhaus in der Nähe des Dorfes Bickenriede. – Einen weiteren Erwerb machte das Kloster Zella im Jahre 1280. Durch Kauf erhielt es gegen eine Zahlung von zwölf Mark Silber vom Grafen Albert von Gleichen das Dorf Effelder, jedoch ohne das peinliche Halsgericht, das der Graf sich vorbehielt. (M. U. B. Nr. 288 und v. Wintzingeroda-Knorr, Die Wüstungen des Eichsfeldes, Seite 475.) Nach der Chronik von Altenburg, Seite 120, verkaufte Dietrich Kämmerer von Mühlhausen 1290 dem Kloster Zella den Popperöder Brunnen mit dem Mühlengebäude und dem daran liegenden Lande. Diese Mitteilung dürfte zweifelhaft sein, da der Rat der Stadt Mühlhausen sicherlich gegen den weiteren Erwerb von Grundbesitz in der städtischen Flur Einspruch erhoben haben würde, hatte doch König Rudolf von Habsburg 1279 der Stadt das Privilegium erteilt, dass Güter in ihr oder ihrem Gerichte nur von Bürgern besessen werden durften. (M. U. B. Nr. 274.) Vielleicht handelt es sich bei dem angeblichen Verkaufe um eine Verwechslung. Dietrich Kämmerer verkaufte nämlich 1299 auch dem Kloster Anrode 13½ Hufe bei Popperode (M. U. B. 497). Doch scheint der Rat die Rückgängigmachung des Verkaufs erzwungen zu haben, da der Kämmerer von Mühlhausen im nächsten Jahre dem Rate 1314 Hufe zu Popperode käuflich überließ. (M. U. B. 506.) Schwerlich würde der Rat es geduldet haben, dass die Nonnen von Zella im städtischen Gebiete neue Landerwerbungcn machten. Zwar bringt die Jordansche Chronik aus dem Jahre 1390 die Nachricht, „daß die Popperöder Teiche von Kloster Zella an gemeine Stadt ertauschet, wie dessen alte, briefliche Urkunde beim Kloster Zella vorhanden“, doch stammt die im städtischen Archiv zu Mühlhausen vorhandene Abschrift des Vertrages erst vom Jahre 1659, ist also zehn Jahre nach dem Brande, in dem die Zellaschen Urkunden vernichtet worden sind, entstanden.

Weiter liest man: „Anno 1316 ist ein Erbzins zu Ammern, einem Mühlhäusischen Dorfe und ein Baumgarten an das Kloster Zella von Dietrich, Pfarrer zu Lengefeld, verkauft worden.“ (Jordan I, 74.) Der Besitz des Klosters im Dorfe Felchta war im Laufe der Zeit in ein Meiergut umgewandelt worden. „Den 21. Juni 1557 zwischen 1 und 2 Uhren ist zu Felchta der Freihof, so dem Kloster Zella zuständig, abgebrannt." (Jordan II, 97.)

Mehrfach gab die Festsetzung der Nonnen innerhalb des reichsstädtischen Gebietes Veranlassung zu Streitigkeiten zwischen dem Rate und dem Kloster. „Im Jahr 1490 erhub sich ein großer streit zwischen dem Rathe zu Mulhausen und dem Probst tzur Zella, den es hatten etliche burger aufn Hoffe zu felchta einen Vnlust angerichtet, von denen wollte der Probst abtrag haben. Das weigert im der Rath, darum das der Hoff vf Mulhausischem grundt vndt boden ligt, vnndt muste der Probst abtzicht thun.“ (Jordan I, 151.) Und vom Jahre 1595 berichtet Jordan: „Den 15. Oktober hat der Vorsteher und der Schreiber aus dem Kloster Zella, der Schultheiß von der Struth, der Hofmeister mit seinem Sohne im Oesterfelde Land gemessen ohne Vorwissen des Rathes allhier, so haben unsere Herren den Vogt mit den Dienern und etlichen Schützen hinausgeschickt und diejenigen lassen bestricken und alle in das Ritterhaus (Ritterkeller im Rathause) eingestecket, hat der Vorsteher müssen für sich 30 Thaler geben.“

Auch während des Dreißigjährigen Krieges spielte das Zellasche Freigut in Felchta eine Rolle. Als nach der Schlacht bei Breitenfeld König Gustav Adolf seinen Bundesgenossen Herzog Wilhelm von Weimar zum Statthalter von Thüringen und Erfurt ernannt hatte, besetzten schwedisch-weimarische Truppen das Eichsfeld, das der Herzog wohl für sich als Lohn für seine Dienste zu erwerben dachte. Mühlhausen musste mit dem Herzoge ein Bündnis schließen. Es lag diesem außerordentlich viel daran, sich der Stadt dauernd zu versichern, konnte sie ihm doch als fester Stützpunkt bei seinen Unternehmungen dienen. Um sich den Rat und die Bürgerschaft geneigt zu machen, schenkte Herzog Wilhelm der Stadt die in ihrem Gebiete gelegenen Besitzungen der eichsfeldischen Klöster. Der neue Besitz sollte teils zum besten der Armen, teils als Gnadengeschenk für diejenigen dienen, die den Herzog bei der Eroberung des Eichsfeldes unterstützt hatten. Damit hängt eine Nachricht der Jordanschen Chronik aus dem Jahre 1631 zusammen. Es wird berichtet, dass „die gut schwedisch waren, auch viel Versprechungen von ihnen hatten, schon anfingen, mit ihnen zu herrschen und regieren“. Dr. Christian Oehme (1630 Bürgermeister) „maßete sich die Felchtische Meierei an und Andreas Selig (1632 Bürgermeister) die Meierei zu Ammern, ließen ahren (ackern), bestellen und ernteten ein“. „Aber „sie mußten bald inne werden, daß das Gut zu Felchta dem Kloster Zella und das zu Ammrn dem Kloster Reifenstein gehöre.“ Der etwas schadenfroh klingende Bericht des Chronisten unterstellt den beiden Bürgermeistern die eigenmächtige Aneignung des Klosterbesitzes. Doch handelten diese lediglich nach Kriegsgebrauch damaliger Zeit, als sich die Gelegenheit bot, endlich den klösterlichen Besitz an die Stadt zu bringen. Die Freude dauerte nur kurze Zeit; mit dem Zusammenbruche der schwedischen Herrschaft auf dem Eichsfelde kamen die Klostergüter wieder in den Besitz ihrer früheren Eigentümer. Auch während der Schwedenzeit hatten die Bürgermeister nicht immer den Vorteil von ihren neuen Besitzungen. „Den 1. August 1634 ließ Herzog Wilhelm von Weimar auf der Zellischen Meierei zu Felchta von etlichen Dragonern, die in der Vogtei lagen, alle Früchte abschneiden. Dies Gut hatte doch der Herzog vorher dem Bürgermeister Oehmen bei Einnahme des Eichsfeldes verehret, dawider (gegen des Herzogs Vorgehen) protestierte Dr. Oehme und reiste den 13. August nach Frankfurt zum schwedischen Reichskanzler v. Oxenstierna, seine Sache daselbst auszumachen.“ (Jordan III, 79.) – In Wirklichkeit waren die Klostergüter nach einem Schreiben des Rats, vom 24. Februar 1632, der Stadt überwiesen worden. – Das Felchtaer Freigut blieb im Besitze des Klosters bis zu dessen Aufhebung durch den Reichsdeputationshauptschluss im Jahre 1802. Die westfälische Regierung verkaufte unter der Regierungszeit des Königs Jerome den Klosterbesitz. Dadurch kam auch das Felchtaer Gut in die Hände des Mühlhäuser Kaufmanns Heinrich Wilhelm Röbling. „Herr Röbling baute 1840 ein neues Haus auf dem Zellaschen Gute in Felchta“. (Jordan IV, 136.)

Zu dem Besitze des Klosters Zella gehörte auch die „Klostermühle“ im landschaftlich schönen Luttertale des Obereichsfeldes.

Nicht unbedeutend war der Waldbesitz des Klosters. Es gehörte dazu der heutige Gemeindewald des Dorfes Effelder sowie das sogen. „Klosterholz“ an der Schranne westlich des Dorfes Struth und ein Teil des „Steiner Waldes“, der in alter Zeit die jetzt kahle Hochfläche des „Rode“ bei Struth bedeckte. Auch hatte das Kloster das Jagdrecht in den Pfaffenköpfen bei Faulungen, (v. Wintzingeroda-Knorr, S. 916.)

Der Landbesitz der Nonnen vom Kloster Zella war bei Aufhebung des Klosters ein recht bedeutender. Er umfasste nach einer von Löffler veröffentlichten Übersicht im Jahre 1802 nicht weniger wie 1020 Morgen Ackerland, 46 Morgen Wiese, 3 Morgen Gartenland, 1487 Morgen Wald. Dazu kamen drei Mühlen, von denen eine beim Kloster, eine im Luttergrunde und eine in Effelder lag. Es wurden auf dem Klosterbesitze zu dieser Zeit zehn Pferde, achtzehn Kühe, vierzig Schweine und zweihundertvierzig Schafe gehalten. An Zins- und Pachtgetreide bezogen die Nonnen sechs Scheffel Weizen, 938 Scheffel Roggen und je neun Scheffel Gerste und Hafer. Die jährlichen Einnahmen betrugen 4285 Reichstaler 11 Groschen 1 Pfennig, die Ausgaben 770 Reichstaler 11 Groschen, so dass ein Überschuss von 3515 Reichstaler 6 Groschen 1 Pfennig verblieb. Das Kloster hatte an insgesamt 443 Schuldner 35 462 Reichstaler ausgeliehen, und der Wert der Gebäude wurde mit 5875 Reichstalern 11 Groschen 7 Pfennigen angegeben. Die Zahl der Klosterbewohner war im Jahr 1802: sechsundzwanzig Nonnen, zwei Novizen, zwei Geistliche und acht männliche Dienstleute.

Dem Zellaschen Klostergerichte, nämlich der niederen Gerichtsbarkeit, unterstanden die Einwohner des Dorfes Effelder. Ob dies auch bei den Einwohnern von Struth der Fall war, ist bei dem Mangel an Urkunden für die ältere Zeit nicht nachweisbar. Als nach dem Bauernkriege das Kloster lange Zeit wüste lag, benutzte der kurmainzische Vogt des Schlosses Gleichenstein die Gelegenheit, sich die Gerichtsbarkeit über die Dörfer Effelder und Struth anzumaßen. Er gab vor, das Gericht so lange verwalten zu wollen, bis das Kloster wieder hergestellt sei. Ähnlich verfuhr er dem benachbarten Zisterzienser-Nonnenkloster Anrode gegenüber und eignete sich auch die Gerichtsbarkeit über dessen Dörfer Bebendorf am Hülfensberge und Bickenriede bei Mühlhausen an. Aber die Nonnen der beiden Klöster ließen sich ihre Rechte nicht schmälern und setzten es durch, dass ihnen 1602 die Gerichtsbarkeit über ihre Dörfer zurückgegeben werden musste. Die Herrschaft des Klosters Zella scheint bei den Bauern der Umgegend nicht sonderlich beliebt gewesen zu sein. Man kann es daraus schließen, dass im Bauernkriege von 1525 die Bauern von Struth und Effelder das Kloster völlig ausplünderten. Den Raub führten die Bauern auf Wagen nach dem Lager des Mühlhäuser Haufens bei Görmar. Sechs Zellasche Kirchenglocken wurden von den Struther Bauern in Mühlhausen zum Verkauf angeboten. Die Äbtissin des Klosters führte nach der Niederwerfung des Bauernaufruhrs folgende bei Jordan veröffentlichte Klage:

„Wir Barbara Jocuffin priorin und Jokoff Hentz probst des Stiffts zu Zella. Wir beclagen unns das inn der mutwilligen emporunge durch die von Molhausen und yhr angeben unser closter unnd potzhaus gestyrmt und geplündert auch alle ceremonni und cleynoth der kirchen und sunst allen Haußrath gewaltiglich hynweg genomen und vorterblich gemacht sampt kuwe, schweine und schaffe daründer entfrombt auch zweene teych abgestochen und gefischt sampt andre vorderblichen schadenn zugefügt, die in der eyle nicht zue zelen, welchen beschedigung unsers closters wir aufs das geringste auff vyrhundert gulden achten, damit wir obengezeigt closter nit widder in forigen baw und vorroth unnd stand tzu bringe vermögen. Auch haben wir eine freyge schafftrifft im Flur und darf tzu Felchte, welche uns die von Molhausen in dieser gewaltiglichen emporung abgedrunge und underfangenn haben.“ – Das arg verwüstete Kloster wurde erst im Jahre 1546 so hergestellt, dass es von den Nonnen wieder bezogen werden konnte.

Was das Kloster im Dreißigjährigen Kriege zu leiden gehabt hat, ist aus Mangel an Urkunden nicht bekannt. Nur über das Freigut in Felchta liegen, wie bereits angegeben, einige Nachrichten vor.

Als im Jahre 1802 das Kloster Zella an Preußen fiel, berechnete die neue Regierung die Überschüsse des Klosters auf dreitausend Taler und setzte die zu zahlende Steuersumme auf sechshundert Taler fest. 1807 wurde das Eichsfeld westfälisch. König Jerome erklärte durch eine Verordnung vom 13. Mai 1810 das Kloster Zella gleich den benachbarten Klöstern Beuren und Anrode für aufgehoben. Die zweiundzwanzig Nonnen verließen das Kloster und erhielten eine Art Ruhegehalt, die Äbtissin zwölfhundert, die Priorin achthundert, jede geistliche Schwester sechshundert und jede Laienschwester dreihundert Franken. Die meisten Nonnen kehrten zu ihren Verwandten zurück. – Bei seiner ewigen Geldverlegenheit ließ der König Jerome das Klostergut für 350 000 Franken zum Verkaufe ausbieten. Es wurde 1811 von zwei Mühlhäuser Bürgern, Wilhelm Lutteroth und Heinrich Röbling, für 212 000 Franken oder rund 60 000 Taler erworben.

Noch einmal, und zwar im Jahre 1848, war das Kloster Zella der Schauplatz eines Aufruhrs und wurde am 24. und 25. März von den Einwohnern der Dörfer Struth und Effelder verwüstet, was den Beteiligten schwere Geld- und Freiheitsstrafen einbrachte. Über die Ursachen des Aufruhrs lese man im „Pflüger“, Jahrgang 1925, Seite 542 ff., nach.

Von den Pröpsten und Äbtissinnen des Klosters Zella sind nur wenige bekannt. Duval („Das Eichsfeld“) nennt Propst Helwig (1301), Heinrich von Tastungen (1375), Heinrich von Kirchberg (1394) und die Äbtissin Sophie (1473). Im Mühlhäuser Urkundenbuch treten als Zeugen unter den Urkunden des dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts auf: Propst Theodoricus im Jahre 1275 (Urkunde Nr. 243), Propst Conradus 1311 (Urkunde Nr. 1049) und Propst Hermannus 1319 (Urkunde Nr. 750). v. Wintzingeroda-Knorr nennt die Äbtissin Christiane Hugin (S. 475).

Nicht immer scheinen die Nonnen des Klosters ein heiliges Leben geführt zu haben. So liest man bei Jordan 11, Seite 112: „Den 3. Juli 1563 ist der Propst zu Zella mit der Domina aus dem Kloster gelaufen, die er zuvor beschwängert und hat sein Eheweib mit 5 Kindern im Ehestande sitzen lassen.“

Auch Duval weiß von einer Äbtissin aus dem sechzehnten Jahrhundert zu erzählen, die nach ihrem Tode „auf das Greulichste zu spuken anfing“ und im Grabe keine Ruhe fand. Sie war der neuen Lehre von ganzem Herzen zugetan, konnte aber die Reformation nicht im Kloster einführen, weil die Nonnen am alten Glauben festhielten. Ihr ruheloser Geist wurde endlich mit erheblichem Kostenaufwand von zwei als Teufelsbannern berühmten Jesuiten in ein Kämmerlein gebannt, wo er seine Bezwinger mit glühendem Auge zornig anschaute. Unter den Bannsprüchen der Jesuiten erklärte der Geist endlich, dass er in eines der nicht weit vom Kloster liegenden Grundlöcher zu fahren wünsche, was ihm auch gestattet wurde. „Man hat die Äbtissin später gar oft aus der dunklen Flut emportauchen oder am grasigen Rande des Gewässers sitzen sehen, die Hände ringen und kläglich seufzen hören.“

Mit der schönen Lage des Klosters Zella im südlichen Teile des noch viel zu wenig bekannten Obereichsfeldes, das mit seinen schroffen Felshängen, seinen prächtigen Buchenwäldern zu den Perlen der deutschen Gaue gehört, soll unser Bild den Leser bekannt machen. Vielleicht wird mancher angeregt, den Wanderstab einmal nach dem „öden, unfruchtbaren“ Eichsfelde zu lenken.

Bernhard Klett
(Quelle: „Pflüger – Thüringer Heimatblätter“, Mühlhausen: Urquell-Verlag, 1926, Heft 10, 3. Jahrgang)