Hauptlehrer a. D. Johannes Feldmann (Nachruf)

Im Alter von 85 Jahren starb am 22. Mai d. J. in Sontheim-Brenz, in der Au 12, Hauptlehrer a. D. Johannes Feldmann, eine in Geismar und weit darüber hinaus geachtete und hochgeehrte Lehrerpersönlichkeit. Der Verstorbene hat sich große Verdienste als langjähriger Lehrer, Erzieher, Organist und Dirigent erworben. Vielen Schülergenerationen hat er in Treue und Verantwortung seines Berufes gedient. Feldmann war dem Schönen zugetan und wirkte in der Stille. Er konnte auf ein reiches Lebenswerk zurückblicken. Noch im hohen Alter schrieb er über die Heimat, u. a. eine Teufelssage zum „Heuberg“ unterm Hülfensberg. Er blieb bis zuletzt trotz der Beschwerden seines Leidens aufgeschlossen und geistig rege mit Frohsinn im Herzen. Der Tod dieses aufrechten, tiefgläubigen Lehrers hat zahlreiche alte Schüler und Freunde mit Schmerz erfüllt. Sie werden Feldmann nicht vergessen. Sein letztes, gedrucktes Gedicht „Bei fremdem Leid“ beginnt:

„Hab‘ allzeit offnes Auge, halt immer warm das Herz, und öffne gern die Hände bei fremdem Leid und Schmerz."

Der Lebensweg Feldmanns ist nicht immer gerade verlaufen. Es gab dornige Strecken.

In Bochum am 10. September 1881 geboren, starb früh sein Vater. Die Mutter zog nach Erfurt zum Bruder, der Pfarrer an „St. Severi“ war und auch allzu früh verstarb.

Feldmann, ein leuchtendes Vorbild in der Schule und Kirche

1902/04 junger Lehrer in der „Kleinen Schule" zu Geismar (Geburtshaus des Bischofs Dr. K. Martin), danach Lehrer in Rüstungen und Witten. 1911 Nachfolger Weinrichs in der alten und neuen Schule. In Geismar verbringt Feldmann die segensreichste Zeit seines Wirkens. Die Kinder verspüren bei ihm ein Stück Heimat. Herzensgüte und Heimatliebe zeichnen den beliebten Lehrer aus. Sein bescheidenes Wesen war durchstrahlt von einfacher, echter Frömmigkeit.

Der Spielmann Gottes

Feldmann fühlte sich dem religiösen Volkstum der Heimat verbunden. Er diente der Pfarrgemeinde durch viele Jahre als Organist und Dirigent des Kirchenchores, der den Gottesdienst an hohen Festtagen verschönte. Sein Orgelspiel, seine vertrauten Gesänge und Gebete bereiteten den Gläubigen viel Freude. Ein gutes Verhältnis verband Feldmann mit Pfarrer Stolze (1911-17), Georg Riethmüller (1917-45) und Ignatz Nolte (nach 1945), die seinen nimmermüden Einsatz hochschätzten.

Heimatschriftsteller, Förderer der Heimatbewegung

Feldmann hat Zeit seines Lebens ein besonderes Herz für die heimatlichen Bestrebungen gezeigt. Er pflegte heimatliches Gut und betätigte sich literarisch für die Heimat. Viele Beiträge – z. T. mit geschichtlichem Hintergrund – haben das eichsfeldische Schrifttum bereichert (z. B. „Die Zerstörung der Hasenburg“, „Ritter Illo vom Greifenstein“, „Auf der Eichsfeldischen Burg 1252“, „Die Letzten vom Kloster Zella“ u. a.). In seinem köstlichen Heimatbuch „Erasmus in der eichsfeldischen Sommerfrische“ erklingt das Lob der Heimat in vollen Tönen.

Der Liederdichter, Sänger froher Wanderlieder

Feldmann sang mit der Schuljugend seine eigenen, schönen Wanderlieder. Oft erklang aus den Schulstuben das Lied: „Ich war ein froher Wanderbursch …“. Die Jugend nahm es mit in die Fremde. Ein anderes Lied hält den Hülfensberg fest: „Wer wandern will, braucht Sonnenschein …“.

Politisch verfolgt in der „NS-Zeit"

Feldmann blieb als christlicher Erzieher seinen Grundsätzen immer treu. Er war eine Zierde der Lehrer in der unseligen Zeit nach 1933. Feldmann wurde von Geismar rigoros versetzt und musste eine Stelle weitab in Thüringen an treten. Nach 1945 kehrte er zurück und spielte wieder wie einst die Orgel der alten Pfarrkirche, die unter großen Opfern umgebaut wurde. Bei der Einweihung der ungestalteten schönen Kirche sang Feldmann mit seinem Chor.

Ein zweites Mal fort aus der Heimat

Ein tiefer Graben – „Eiserner Vorhang“ genannt – trennte Feldmann von seinen Kindern im Westen. Er siedelte nach Sontheim-Brenz über, wo er im Kreise seiner Kinder und Enkelkinder noch glückliche Jahre verlebte. Hier schrieb er als alter Wanderfreund: „Wanderung zur Gobert vor 45 Jahren“. „Auf hoher Warte“ – am 10. September 1966 85 Jahre alt. – Eine Ehrenkrone ist das Alter. Ein Beweis göttlicher Gnade für ein reichgesegnetes Leben in Schule und Kirche. Feldmann verlebte den hohen Geburtstag im familieninternen Kreise in geistiger Frische. Dem Jubilar gingen zahlreiche Glück- und Segenswünsche aus Ost und West zu. Ein treuer Mann wird viel gelobt. Die Verdienste des Jubilars wurden vielseitig gewürdigt. Der Jubilar dankte in den „Heimatstimmen“ allen alten Schülern. Seine herzlich gehaltenen Worte wurden freudig aufgenommen. Feldmann starb, wie er gelebt, im Segen des Sakramentes. Sein Name lebt über das Grab hinaus fort. Möge unser treuer Lehrer und Organist ausruhen von seinem Wirken und Schaffen in Gottes hl. Frieden.

Autor: unbekannt
(Quelle: „Eichsfelder Heimatstimmen, Juli-Ausgabe 1967)

15499_200.jpg

AnhangGröße
x_johannes_feldmann_-_sterbeanzeige.jpg858.73 KB