Eichsfelder Ehrentafel: Josef Kruse (1843 – 1933)

Volkstümlicher Schulmann in Lengenfeld
geb. 31. Oktober 1843 – gest. 16. März 1933

Einem kernigen Bauerngeschlecht in Heuthen entstammte er. Sein Vater war der Landwirt und Stellmacher Valentin Kruse. Das Handwerk hat sich in der Familie über Generationen erhalten. Noch heute spricht man von Waenerhans-Engelhard, Valken usw.

Wie in fast allen Häusern der Höhenbauern stand auch in Kruses Haus der Webstuhl. Nach der Schulentlassung sollte auch Josef „Derchhen und Derchhar“ machen. Pfarrer und Lehrer kannten und schätzten die Begabung des Jungen und redeten den Eltern solange zu, bis sie sich entschlossen, ihn nach Heiligenstadt zu schicken und Lehrer werden zu lassen. Von 30 Prüflingen, die 1860 um Aufnahme in das Seminar baten, bestanden nur 12, zu denen auch Kruse gehörte. 1863 unterzog er sich mit gutem Erfolge der ersten Lehrerprüfung.

In Hundeshagen begann seine Tätigkeit in der Schule. Neben freier Kost bekam er wöchentlich einen Taler. Im April 1864 erhielt er vorübergehend die Verwaltung der Schule in Faulungen. Schon einen Monat später durfte er nach Lengenfeld übersiedeln und die zweite Lehrerstelle übernehmen. Sein Gehalt betrug nun im Jahr 180 Taler. Er hatte im alten Schulhause vor- und nachmittags je 70 Kinder zu unterrichten. Drei Jahre hielt er aus. Dann kam er nach Großtöpfer.

1876 wurde Kruse die erste Lehrerstelle in Effelder übertragen. Zehn Jahre hat er dort oben gewirkt. In harten Wintern ist er den Einwohnern oft mit der Schneeschaufel vorangegangen. Am 1. Oktober 1886 zog er zu Tale. 25 Jahre hat er in Lengenfeld der Schule vorgestanden und noch länger auf der Orgelbank gesessen. Als er am 1. Oktober 1911 nach 48-jähriger Arbeit an der Eichsfelder Jugend in den Ruhestand trat, war er nicht etwa müßig. Er blieb im Friedatal und wandelte als väterlicher Freund unter seinen ehemaligen Schülern, ihnen mit Rat und Tat beistehend, bis er als Neunzigjähriger die Augen für immer schloss. Sein Wort hatte Gewicht. Noch immer galt es als Autoritätsbeweis. „Schullehrer Kruse“ oder „d‘r aele Schuhllehr saete immer“, hörte man bei den verschiedensten Gelegenheiten sagen.

Nichts könnte das schlichte Wesen dieses Schulmannes besser charakterisieren als ein Brief, den er kurz vor seinem Tode schrieb: „Gestern kam zu mir ein Photograph aus Eschwege und überredete mich, ein Bild von mir für eine Zeitung anfertigen zu lassen. Ich habe nicht gerne, daß mein Bild in einer Eichsfelder Zeitung gedruckt wird und bitte, wenn Ihnen ein solches übersandt wird, es in den Papierkorb zu werfen. Ich mag mit meinem Alter nicht prahlen […]“

Autor: unbekannt:
(Quelle: „Eichsfelder Heimatborn“ vom 17. August 1957)